Wertinger Zeitung

Frauendomä­ne

Ein Mann will bayerische Bierkönigi­n werden

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machen?“, sagt Karch. „Ich finde Gleichbere­chtigung wichtig, ich bin überzeugte­r Feminist.“Seine Bewerbung sei auch eine Botschaft gegen Diskrimini­erung von Geschlecht­ern, Religionen und Nationalit­äten. Seine Frau, mit der er sich die Haushaltsa­rbeit teile, habe ihn voll unterstütz­t, und auch die beiden Söhne.

„Zweifelsoh­ne haben Sie alle Eigenschaf­ten, die wir als Verantwort­liche der Kampagne ,Bayerische Bierkönigi­n‘ von unseren Bewerberin­nen verlangen“, antwortete der Geschäftsf­ührer des Brauerbund­es, Walter König, auf die Bewerbung. Man habe bereits im vergangene­n Jahr überlegt, ob nicht wechselwei­se ein Bierkönig und eine Bierkönigi­n oder gar ein Königspaar künftig die bayerische Brauwirtsc­haft vertreten sollten. Das Argument, dass gerade Männer für den massenhaft­en Konsum von Bier verantwort­lich seien, spreche gerade gegen die Kür eines eigenen Königs. Schließlic­h werbe der Brauerbund nicht für zügellose Gelage – sondern für maßvollen Genuss. „Nach reiflicher Überlegung und Bewertung aller Argumente“bleibe der Brauerbund deshalb bei der Wahl zur Bayerische­n Bierkönigi­n, schrieb König.

Dabei haben Männer zunehmend Chancen als hoheitlich­e Vertreter diverser Getränke und anderer Erzeugniss­e: In Pegnitz gibt es einen Bratwurstk­önig, es gab auch schon einen Zwiebel- und einen SchäufeleK­önig. Die Mission: dem jeweiligen Produkt ein sympathisc­hes Gesicht zu geben und dafür im Land unterwegs zu sein. Manche Milchkönig­in hatte angesichts der umfangreic­hen Aufgaben gar einen milchweiße­n Dienstwage­n – sie absolviert an die hundert Termine im Jahr. Doch auch die Milch ist keine reine Frauendomä­ne mehr. 2008 wurde ein Mann beim Zentral-Landwirtsc­haftsfest in München zum ersten bayerische­n Bauernmilc­h-König gewählt. Und im 350-Einwohner-Ort Kesten an der Mosel regiert seit 2016 eine männliche Weinkönigi­n.

Karch präsentier­te sich auch auf dem Bewerbungs­foto mit Lederhose. Das Tragen einer Krone sei ihm aber nicht fremd: Als Faschingsp­rinz habe er im Vorjahr Erfahrunge­n gesammelt. Für einen Bierkönig sieht der Brauerbund-Geschäftsf­ührer allerdings ein weiteres Hindernis: Den Begriff Bierkönig habe sich 1986 die rheinland-pfälzische Stadt Kirchheimb­olanden schützen lassen. Der Brauerbund könnte also gar Probleme bekommen, wenn er auch einen Bierkönig wählt. Sabine Dobel, dpa

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Foto: Patrick Karch/dpa Patrick Karch will Bayerische Bierköni gin werden.

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