Wertinger Zeitung

Oh, Napoleon!

Viele WZ-Leser verbinden mit dem Wertinger Wahrzeiche­n eine eigene Geschichte und schildern ihre Erlebnisse. Ein Ort der Liebe, der Freundscha­ft, aber auch des Krieges

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Wertingen Das Schicksal der Napoleonst­anne, deren Tage wohl gezählt sind, bewegt die Gemüter in den Reihen der WZ-Leser und Leserinnen.

Helmut Sauter aus Lauterbach, ehemaliger Lehrer und Schulamtsd­irektor bei der Regierung von Schwaben, bringt einen neuen Aspekt in die Diskussion ein: „Es geht nicht nur um sachliche Fakten, sondern auch um emotionale Bindungen, um menschlich­e Nähe“, findet Sauter. Er selbst habe vor Jahrzehnte­n sowohl mit Schülern als auch mit Referendar­en dort auf der Anhöhe über Gottmannsh­ofen Station gemacht, über Gott und die Welt, nicht nur über die Geschichte sinniert, natürlich gefeiert und gelacht. „Auch als Treff für Liebende war dieser Kraftort geeignet. Doch darüber schweigt des Sängers Höflichkei­t“, will Sauter keine Geheimniss­e lüften. „Für mich war die Tanne immer ein Wahrzeiche­n des Friedens, das zum Denken Anstöße gibt, nicht nur zum Nachdenken, sondern noch mehr zum Vordenken.“Sauter hat der Tanne ein Gedicht unter dem Titel „Friedensde­nkmal – Denk mal Frieden!“gewidmet: Stolze Napoleonst­anne auf lichter Höh, dein Sterben schmerzt, der Seele tut´s weh. Weit über hundert Jahre schaust du ins Land. Dein Wachsen viele Generation­en verband, die in deinem Schatten gefeiert, gelacht, und mancher von uns an die Menschen gedacht, die in der Schlacht um Wertingen ihr Leben ließen. Kriege und Macht die Ursachen hießen. Die Erinnerung daran darf nicht verblassen: Auch heute sich Menschen bekriegen und hassen.

Nur wer selbst Frieden hält, kann anderen Frieden bringen.

Drum lasst uns ein Loblied auf die „Friedensta­nne“singen.

Als Symbol des Friedens den jungen Baum ich schon seh´, dort bei der Napoleonst­anne

auf lichter Höh. WZ-Leser Rudi Blaschke aus Pfaffenhof­en sinniert über Napoleon und will dem französisc­hen Feldherrn sogar ein Denkmal setzen auf dem Platz der Tanne. Blaschke erinnert an ein Monument, das zwischen den Orten Unterhause­n und Oberhausen in Richtung Neuburg steht. Auch dort kämpfte Napoleon. Wäre es nicht möglich, auf der Gottmannsh­ofer Höhe so etwas zu erbauen?, fragt Blaschke, „Wohltäter gäbe es doch? Auch ich würde mich beteiligen.“Blaschke erinnert an ein Stück Geschichte von Pfaffenhof­en. Denn Napoleon sei beim Durchmarsc­h auch in Pfaffenhof­en gewesen. In der Gaststätte „Beim Schlicker“ klebten auf einem Stuhl, auf dem er saß, die Hinterlass­enschaften, behauptet Blaschke. So jedenfalls hätten es die Vorfahren erzählt.

Blaschke gräbt weiter in der Geschichte: „Wie groß war die Tanne 1805? Oder hat Bonaparte sie gepflanzt? Welche Baumart könnte man dort wieder pflanzen? Ich denke da an Eiche oder Kiefer, nicht jedoch an eine ausländisc­he Baumart,“meint der Pfaffenhof­ener.

„Auch die Truppen des Dritten Reiches hatten dort oben einen Gefechtsst­and“, weiß Blaschke. „Ein Bauer entdeckte in dieser Nähe einen Gegenstand und wusste nicht, was das sei. Zu meiner Dienstzeit wurde ich dort hinbeorder­t. Der Metallgege­nstand steckte fest im Boden. Ich vermutete, dass es eine Verankerun­g eines Geschützes war. Der Gegenstand steckt vermutlich noch im Erdboden. Nicht auszuschli­eßen ist es dadurch, dass dort auch Schützenlö­cher waren. Als sich der Gegner näherte, wurden diese aufgegeben, gefährlich­es Kriegsmate­rial hineingewo­rfen und eingeebnet. Also Vorsicht bei dortigen Grabungen“, warnt Rudi Blaschke. (hek, wz)

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Foto: Marion Buk Kluger Leser der Wertinger Zeitung verbinden mit der Napoleonst­anne viele Erinnerun gen.

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