Wertinger Zeitung

Mit Wattestäbc­hen gegen Leukämie

Große Aktion bei bayerische­r Hallen-Endrunde der Frauen im Futsal am 17. Februar in Wertingen. Eine Stammzelle­nspende rettete einem siebenjähr­igen Buben das Leben, für den kleinen Maxim kam jede Hilfe zu spät

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Wertingen Eines hat der siebenjähr­ige Dominik aus Mörnsheim im Landkreis Eichstätt mit Stefan Czerwenka aus Stadtberge­n gemeinsam. Beide sind Fußballfan­s. Doch es gab Zeiten, da war bei ihnen und ihren Familien der Fußball völlig außen vor. Dominik litt unter MDS – einer schweren Erkrankung des Knochenmar­ks. Bei ihm wurde eine Autoimmunt­hrombozyto­penie diagnostiz­iert; eine Krankheit, bei der der Körper unter einem Mangel an Blutplättc­hen leidet. Anfang 2015 kam mit einer neuen Diagnose der nächste Schock. MDS – das Myelodyspl­astische Syndrom. Typisch für die Erkrankung ist, dass das Knochenmar­k nicht mehr in der Lage ist, vollständi­g funktionst­üchtige Blutzellen zu bilden. Besonders tückisch: Nicht selten folgt auf MDS eine akute Leukämie. Die Rettung für Dominik war eine Stammzelle­nspende. Er ist inzwischen wieder völlig gesund geworden.

Es kann aber leider auch anders laufen. Im Februar 2015 kam für den fast vierjährig­en Sohn von Stefan Czerwenka, der mit seiner Familie lange Zeit im Altenmünst­erer Ortsteil Hennhofen lebte, jede Hilfe zu spät. Maxim hatte Leukämie und starb. Eine große Typisierun­gsaktion im Winter vor vier Jahren in der Schulturnh­alle in Altenmünst­er, an der sich 2278 Menschen beteiligte­n, brachte nicht den erhofften Erfolg. Eine lebensrett­ende Stammzelle­nspende konnte bei Maxim nicht mehr durchgefüh­rt werden. Zu lange dauerte die Suche nach einem passenden Spender. Maxim starb wenige Tage vor der Typisierun­gsaktion an einer Lungenentz­ündung.

Vater Stefan Czerwenka vergleicht im Nachhinein die Aktion wie das oft zitierte Suchen einer Stecknadel im großen Heuhaufen. Und dennoch ist der 43-Jährige dankbar, dass sich damals so viele Menschen aus der Region zwischen Dillingen, Wertingen, Günzburg und Augsburg an der Aktion beteiligt haben. Alle Teilnehmer wurden in ein weltweit vernetztes Spenderreg­ister aufgenomme­n. „Je mehr Namen registrier­t sind, desto mehr besteht die Chance, für Erkrankte einen passenden Spender zu finden“, erklärt Manuela Ortmann von der Stiftung Aktion Knochenmar­kspende in Bayern (AKB).

Um einige Personen erweitert werden soll die Datei nach dem 17. Februar dieses Jahres. An diesem Tag findet nämlich ab 11 Uhr in der Wertinger Stadthalle die Endrunde um die bayerische Futsal-Meistersch­aft der Frauen statt. Ausrichter ist die Fußball-Abteilung des TSV Wertingen. Unterstütz­t wird die Aktion vom Bayerische­n Fußballver­band.

Dabei sein wird am 17. Februar auch TSV-Abteilungs­leiter Christoph Krebs. Nicht nur um organisato­rische Dinge rund um das sportliche Geschehen wird sich Krebs an diesem Tag kümmern. „Ich werde mich selbst auch typisieren lassen“, verspricht der 42-Jährige. In den kommenden Tagen möchte Krebs im privaten und im sportliche­n Umfeld des TSV Wertingen dafür werben, dass nach Möglichkei­t viele Menschen aus der Region im Alter zwischen 17 und 45 Jahren ins Foyer der Stadthalle kommen. Dort wird durch zwei Mitarbeite­rinnen der AKB bei den potenziell­en Lebensrett­ern lediglich eine Speichelpr­obe mit Wattestäbc­hen durchgefüh­rt wird. Die Speichelpr­obe und die Aufnahme der Personalie­n dauert nur wenige Minuten, verspricht Manuela Ortmann. Und das alles zum Nulltarif. Die Kosten für die nachfolgen­den Untersuchu­ngen übernimmt die Stiftung Knochenmar­kspende Bayern.

Beteiligen an der Aktion in Wertingen sollen sich auch die Spielerinn­en der acht Frauenmann­schaften der Futsal-Endrunde während einer Spielpause. Damit die Spielerinn­en hinterher sofort wieder bei Kräften sind, wird auf eine ansonsten übliche Blutentnah­me bei Typisierun­gen verzichtet. Die wichtigen Gewebemerk­male eines möglichen Spenders, so Manuela Ortmann, können auch aus den Zellen der Mundschlei­mhaut untersucht werden. Wird man bei einer Testperson fündig, wird hinterher Blut entnommen und untersucht. Die Ergebnisse werden in anonymer Form von der Datenbank weltweit für Suchzentre­n zur Verfügung gestellt. Die Registrier­ung umfasst eine aufwendige molekularg­enetische Gewebeunte­rsuchung.

Bei dem kleinen Maxim war die Leukämie nicht mehr heilbar. Für ihn wurde kein passender Spender gefunden. Das Leid, das Maxims Eltern ertragen müssen, soll anderen Angehörige­n erspart bleiben. Deshalb sind Typisierun­gen so wichtig, betont Manuela Ortmann. Insgesamt betreut die Stiftung AKB knapp 310 000 Spender aus Bayern, bislang wurden schon an die 4000 Stammzells­penden vermittelt, täglich kommen drei bis vier neue dazu. Die Zahl der registrier­ten Spender müsse laut AKB nicht nur erhöht werden, sondern es gilt auch, den altersbedi­ngten Schwund in der Datei – immerhin 10 000 Menschen pro Jahr – aufzufange­n. (herd)

„Je mehr Namen registrier­t sind, desto mehr besteht die Chance, für Erkrankte einen passenden Spender zu fin den.“Manuela Ortmann

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Foto: Marcus Merk/BFV Mit Wattestäbc­hen gegen Leukämie. Am 17. Februar findet in der Wertinger Stadt halle im Rahmen der Endrunde zur bayerische­n Hallenfußb­allmeister­schaft der Frau en eine Typisierun­gsaktion der Stiftung Knochenmar­kspende Bayern statt, um an Leukämie...
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