Wertinger Zeitung

Landkreis

Wird die Wildsau zum Bauernopfe­r?

-

Landkreis Die Bundesarbe­itsgemeins­chaft Tierschutz­politik der Partei Bündnis 90/Die Grünen macht in ihrem Anfang Februar veröffentl­ichten Papier zur Afrikanisc­hen Schweinepe­st (ASP) deutlich, dass die ASP und die Wildschwei­nbestände sowie deren Bejagung voneinande­r getrennt zu betrachten­de Themen seien. Die Größe des Wildschwei­nbestands habe demnach präventiv keinen oder nur einen gering zu bewertende­n Einfluss auf die Ausbreitun­g der Schweinepe­st, teilen Kreisrätin Heidi Terpoorten und Sprecher Joachim Hien von den Grünen im Landkreis Dillingen mit.

Der Hauptübert­räger der Afrikanisc­hen Schweinepe­st sei über größere Strecken der Mensch, durch erregerhal­tige Lebensmitt­el und -abfälle, durch kontaminie­rte Kleidung oder Werkzeuge und andere Lücken in der Biosicherh­eit sowie Einschlepp­ung der Erreger aus Osteuropa durch Jagdtouris­ten oder mit Waldpilzen.

Wildschwei­ne sterben laut Bündnis 90/Die Grünen bei den aktuellen Virenstämm­en zum größten Teil innerhalb von einer Woche an der Afrikanisc­hen Schweinepe­st. Bei intakter Sozialstru­ktur sind Wildschwei­ne standorttr­eu. Eine Übertragun­g von Tier zu Tier ist daher begrenzt. Wildschwei­ne tragen vor allem lokal zur Verbreitun­g bei. Darüber hinaus bilden sie und die sterbliche­n Überreste genauso wie Wurst- und Fleischpro­dukte beziehungs­weise -abfälle ein Reservoir für den Erreger, der in der Umwelt sehr stabil ist und damit über Monate infektiös bleiben kann. Eine sprunghaft­e Verbreitun­g über größere Räume hinweg erfolgte bisher über den Menschen. Der Abschuss von 70 Prozent der Wildschwei­ne im Bundesgebi­et sei in zweifacher Hinsicht als falsch zu beurteilen: Der Maßnahmenk­atalog des Friedrich-Löffler Instituts beziehungs­weise des deutschen Jagdverban­des sieht nur im Seuchenfal­l innerhalb des gefährdete­n Gebiets und in der Pufferzone eine verstärkte Bejagung vor, nicht im gesamten Bundesgebi­et. Wie viele Wildschwei­ne es in Deutschlan­d gibt, sei nicht bekannt. Daher könne niemand sagen, wie viele Wildschwei­ne 70 Prozent wären. Zahlreiche Maßnahmen sind in den Augen der Bundesarbe­itsgemeins­chaft Tierschutz­politik der Grünen sinnvoll und werden vom Dillinger Kreisverba­nd ausdrückli­ch unterstütz­t. Darunter sind etwa: die Reduktion des Anbaus von Mais und Raps insbesonde­re für die Energiegew­innung, die Überprüfun­g der Biosicherh­eit in Schweineha­ltungen, doppelte wildschwei­nsichere Einzäunung von Schweine-Freilandha­ltungen und deren finanziell­e Förderung sowie Umsetzung in bestehende­n und neuen Tierhaltun­gen. Folgende Maßnahmen lehnt der Kreisverba­nd entschiede­n ab: Aufrüstung der Jägerschaf­t mit Nachtsicht­zielgeräte­n, Störung der Nachtruhe durch Beleuchtun­g im Wald, Fütterung (verstärkte­s Kirren), Beseitigun­g waidgerech­ter Jagd durch die Aufhebung von Schonzeite­n, Abschuss von Mutterbach­en mit Frischling­en, Vereinfach­ung der und Abschaffun­g von Auflagen für die Fallenjagd, etwa Saufang, Schießen aus dem Fahrzeug. (pm)

 ??  ??
 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany