Wertinger Zeitung

Schwangere aus dem Landkreis sind entsetzt

Werdende Mütter brauchen jetzt eine Alternativ­e. Ein Krankenhau­s wird aktiv

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Die Geburtshil­fe in Dillingen wird vorübergeh­end geschlosse­n. Werdende Mütter brauchen jetzt eine Alternativ­e.

VON SIMONE BRONNHUBER, CORDULA HOMANN UND ANDREAS SCHOPF Landkreis Karin Gebauer ist geschockt. Damit hat sie nicht gerechnet. „Das ist ein Witz“, sagt sie. Die 34-Jährige ist im fünften Monat schwanger. Ihr erstes Kind wollte die Höchstädte­rin eigentlich in der Geburtshil­fe in Dillingen auf die Welt bringen – das stand von Anfang an fest. Zwar habe ihr die Hebamme vor ein paar Wochen schon erklärt, dass sie mit der Kreißsaalb­esichtigun­g noch warten solle, bis die neuen Ärzte anfangen. Dass Karin Gebauer nun aber nicht in Dillingen gebären kann, damit hat sie nicht gerechnet. „Das ist traurig und lächerlich zugleich. Ich bin felsenfest davon ausgegange­n, dass der Landkreis das auf die Reihe bekommt. Unglaublic­h“, so die 34-Jährige. Sie wird nun nach Donauwörth oder Günzburg gehen. Karin Gebauer hat zwischenze­itlich mit ihrer Hebamme Kontakt aufgenomme­n und erfahren, dass sie von ihr auch weiterhin betreut wird – inklusive aller Kurse im Dillinger Hebammenha­us. „Jetzt muss ich mir ‚nur‘ ein neues Krankenhau­s suchen. Ich will einfach nur wissen, wo ich und mein Kind nun gut aufgehoben sind.“

Auch Sonja Treuherz aus Gremheim war sich sicher: Ihr erstes Kind bekommt sie in Dillingen. „Ich wohne im Landkreis und wollte, dass mein Kind hier zur Welt kommt“, sagt die 32-Jährige. In den vergangene­n Wochen habe sich aber bereits angedeutet, dass es damit nichts wird. Bei der geplanten Besichtigu­ng des Kreißsaals etwa stand sie zusammen mit mehr als einem Dutzend Paaren vor verschloss­enen Türen – dass die Besichtigu­ng ausfällt, habe ihnen niemand zuvor mitgeteilt. Treuherz spricht von zuletzt teils „chaotische­n“und „schwierige­n“Zuständen. Einen Platz für einen Geburtsvor­bereitungs­kurs etwa hat sie nicht bekommen.

Erst aus den Medien habe sie nun erfahren, dass sie nicht in Dillingen entbinden kann. Treuherz ist im sechsten Monat schwanger, voraussich­tlicher Geburtster­min ist Mitte Mai. „Das ist sehr schade und traurig“, sagt sie. Ihre Alternativ­e ist nun die Geburtssta­tion in Donauwörth. „Dort gibt es aber auch nur zwei Kreißsäle. Da hat man schon ein bisschen Sorge, dass wir dort nicht angenommen werden.“Zur Not muss sie den Weg ins Augsburger Klinikum auf sich nehmen. Eine Situation, die vor allem beim ersten Kind zusätzlich­e Verunsiche­rung verursache­n würde, sagt sie.

Auch auf unserer Facebook-Seite hat die Nachricht für Furore gesorgt. Von „beschämend“über „Politikver­sagen“, „armes Dillingen“oder „echt traurig“reichten die Kommentare. Eine Frau schrieb, sie habe ihre Kinder beide in Dillingen zur Welt gebracht. „Ich wollte nie woanders hin, ich war total begeistert.“Uli-Gerd Prillinger, Geschäftsf­ührer der beiden Kliniken im Landkreis Dillingen, betonte am Dienstag noch einmal, dass vor allem die Sicherheit für Frauen und ihre Kinder zur Entscheidu­ng geführt hatte, die Geburtshil­fe vom 23. März bis 30. Juni dieses Jahres zu schließen. „Die erste Priorität ist, dass wir eine gute Mannschaft sicherstel­len.“Dazu werden aber Ärzte und Hebammen gesucht. Gespräche gibt es bereits. Auch die Dillinger Hebammen suchen laut Prillinger aktiv nach weiteren Kolleginne­n. Die Infrastruk­tur für die Geburtshil­fe sei ja vorhanden, sodass es, wenn das neue Team wieder eingespiel­t sei, direkt am 1. Juli wieder losgehen könne.

Dass sich schwangere Frauen auch danach an andere Krankenhäu­ser wenden, davor hat Prillinger keine Angst. „Jede Frau schaut sich mehrere Krankenhäu­ser an und wägt mehrere Faktoren ab. Aber sie können guten Gewissens vor und nach der Pause nach Dillingen kommen.“Die Auszeit hätten auch die Dillinger Hebammen gebraucht. Aufgrund der knappen Besetzung hätten sie kaum noch Urlaub nehmen können. Dass sie ab 1. Juli wieder mit im Boot sind, sei ein wichtiges Signal gewesen. Prillinger verweist zudem darauf, dass andere Häuser, etwa Erding, auch schon ihre Geburtshil­fe geschlosse­n und danach erfolgreic­h wieder geöffnet hätten. Gestern meldete sich die Günzburger Geburtshil­fe in unserer Redaktion. Um Frauen aus dem Dillinger Landkreis zu informiere­n, wird die Einrichtun­g unserer Zeitung künftig ihre Infoabende für werdende Eltern mitteilen.

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Foto: Alexander Kaya Werdende Mütter im Landkreis Dillingen brauchen nun eine Alternativ­e. Die Geburtshil­fe im Dillinger Krankenhau­s hat vorüber gehend geschlosse­n.

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