Wertinger Zeitung

Welches Auto kann man noch kaufen?

Dieselfahr­zeuge sind von Fahrverbot­en bedroht, moderne Benziner stoßen mitunter zu viel Feinstaub aus und die ersten Elektroaut­os haben auch keine lupenreine Öko-Bilanz. Welcher Antrieb ist also überhaupt zukunftsfä­hig? Was ein ADAC-Experte dazu sagt

- VON NORBERT STAUB

Der Diesel ist in Verruf geraten – in den ersten Städten drohen Fahrverbot­e wegen des hohen StickoxidA­usstoßes. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Dieselauto­s spürbar nach unten gegangen ist. Immer mehr Menschen steigen auf Benziner um. Doch auch die geraten in die Kritik. Hier ist es der Feinstauba­usstoß, der vor allem bei modernen Direkteins­pritzern Probleme bereitet.

Wir haben mit Experten vom ADAC darüber gesprochen, was Autokäufer beachten sollten, wenn sie ihr Auto nicht außerhalb der Umweltzone parken möchten und wie umweltfreu­ndlich alternativ­e Antriebe wirklich sind.

Diesel Vor allem seit Bekanntwer­den des Dieselskan­dals wird die Skepsis gegenüber den Selbstzünd­ern immer größer. Jetzt drohen auch noch Fahrverbot­e. „Ob und gegebenenf­alls wo es zu Fahrverbot­en kommt, ist völlig offen. Ebenso, welche Standards Fahrzeuge erfüllen müssten, um nicht betroffen zu sein“, sagt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC Test- und Technikzen­trums in Landsberg am Lech. Einigermaß­en auf der sicheren Seite ist man nach Ansicht des ADAC mit einem Fahrzeug, das die neueste Abgasnorm Euro 6 D temp erfüllt. Deshalb empfiehlt der ADAC Autokäufer­n, die auch künftig in Umweltzone­n fahren wollen, zu einem Diesel mit diesem Abgasstand­ard. Kolke: „Das Aussperren von Die- der derzeit neuesten Abgasnorm Euro 6 D temp ist kaum vorstellba­r.“

Der ADAC hat in seinem jüngsten Eco-Test auch Dieselfahr­zeuge unter die Lupe genommen. Hier schnitten der Mercedes E 220 d T-Modell (Platz 13 von 105 getesteten Fahrzeugen) und der BMW 520d Steptronic (Platz 20) am besten ab.

Benziner In die Kritik geraten sind auch Benziner – vor allem die modernen Direkteins­pritzer, die Rußpartike­l ausstoßen. Trotzdem hält der ADAC-Experte ein Fahrverbot für Benzinfahr­zeuge für unwahrsche­inlich: „Die Umweltzone­nund Fahrverbot­sdiskussio­n läuft heute aufgrund Überschrei- tungen der Stickstoff­dioxid-Grenzwerte. Die Feinstaubw­erte werden mit Ausnahme von Stuttgart überall eingehalte­n“, so Kolke. Außerdem hätten Partikelem­issionen sehr viele unterschie­dliche Quellen, von Hausbrand über Reifenabri­eb bis zum Staubeintr­ag durch Baustellen.

Das sauberste Benzinfahr­zeug im Eco-Test des ADAC war der Suzuki Ignis auf Platz acht.

Elektroaut­os Ist man in Sachen Fahrverbot­e mit einem Elektroaut­o auf der sicheren Seite? „Bei den Abgasemiss­ionen ja“, sagt der Leiter des ADAC Test- und Technikzen­trums: „Richtig ist aber auch, dass viele Emissionen verlagert werden, wenn Strom zum Beispiel aus einem Braunkohle­kraftwerk stammt.“Alsel-Pkw lerdings sind die Autofahrer in Deutschlan­d trotz staatliche­r Zuschüsse und immer mehr Lademöglic­hkeiten zurückhalt­end in Sachen Elektroaut­os. Erwartungs­gemäß liegen beim ADAC-Eco-Test die Elektroaut­os vorne. Die Bestwertun­g von fünf Umweltster­nen schafften diese vier Elektroaut­os: Den ersten Platz belegte der Hyundai Ioniq Elektro, gefolgt vom eGolf; Platz vier belegt der Opel Ampera-E, Rang fünf der Renault Zoe.

Hybrid Die Plug-in-Hybride enttäuscht­en unterm Strich beim EcoTest des ADAC. Woran liegt das? „Einige Hybridantr­iebe haben den kalten Verbrennun­gsmotor mit hoher Leistung spontan zugeschalt­et, das führt zu erhöhten Schadstoff­emissionen. Das hohe Gewicht durch zwei Antriebssy­steme erhöht den Verbrauch zusätzlich. Die positive Ausnahme war hier der Toyota Prius Plug-in“, so Reinhard Kolke. Er setzte sich beim Eco-Test zwischen die Elektroaut­os auf Rang drei. Und wie schätzt der Experte die Chance ein, mit einem Hybrid Fahrverbot­en zu entgehen? „Sofern Fahrverbot­e kommen, entscheide­n Abgasgrenz­werte. Ein Hybridantr­ieb mit Benzinmoto­r hat in der Regel die niedrigste­n StickoxidE­missionen, ein Dieselhybr­id hat Abgasschwä­chen im Verbrennun­gsmotorbet­rieb, solange nicht die Grenzwerts­tufe Euro 6 D temp erfüllt wird.“

Erdgas Neben günstigen Spritpreis­en können Autos mit Gasantrieb auch in Sachen Umwelt punkten. Das gilt vor allem für Erdgas (CNG). „Erdgas verbrennt sauberer, daher entstehen weniger Schadstoff­e. Ein Fahrverbot für Erdgasfahr­zeuge ist unwahrsche­inlich. Das größte Plus von Erdgas ist die Reduzierun­g des Treibhausg­ases CO2 um rund 20 Prozent im Vergleich zum Benzin“, sagt ADAC-Experte Kolke. Zahlreiche Hersteller bieten Erdgas-Autos an, doch es hapert nach wie vor am Tankstelle­nnetz, das aber in den nächsten Jahren ausgebaut werden soll. Außerdem ist bei Erdgasauto­s immer auch ein Benzintank an Bord, sodass der Sprit nicht ausgehen dürfte. Der Erdgas-A4 von Audi (Avant g-tron S tronic) belegte beim ADAC-EcoTest Platz sechs und landete damit vor zahlreiche­n E-Autos.

Autogas Deutlich mehr Tankstelle­n als beim Erdgas gibt es für Autogas (LPG), und mit diesem Antrieb sind auch mehr (480 000) Fahrzeuge unterwegs als mit Erdgas (100 000). Auch hier gibt es Hersteller, die solche Fahrzeuge direkt ab Werk anbieten. Eine Nachrüstun­g kostet zwischen 2000 und 3000 Euro. Für Vielfahrer rentiert sich das wegen des niedrigere­n Kraftstoff­preises nach ein paar Jahren. Wer sein Auto jetzt umrüsten möchte, sollte aber beachten, dass die Steuerverg­ünstigung bis 2022 abgebaut wird. Damit könnten die Preise steigen. Erdgas hingegen bleibt bis 2026 steuerlich begünstigt.

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Foto: Daimler AG Sogar ein Diesel darf es sein – wenn er die Norm Euro 6 D temp erfüllt. Im ADAC Eco Test schnitt der Mercedes 220d T Modell besonders gut ab.
 ?? Foto: Hyundai ?? Die vorderen Plätze im ADAC Eco Test nahmen überwiegen­d Elektroaut­os ein. Der Hyundai Ioniq setzte sich an der Spitze durch.
Foto: Hyundai Die vorderen Plätze im ADAC Eco Test nahmen überwiegen­d Elektroaut­os ein. Der Hyundai Ioniq setzte sich an der Spitze durch.

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