Wertinger Zeitung

Das ist echt nicht so berauschen­d

- VON RONALD HINZPETER redaktion@wertinger zeitung.de

Jetzt wollen wir mal nicht ganz so weit ausholen, sonst werden wir nicht mehr fertig. Nur so viel: Die Sieben ist eine komische, viele sagen auch mystische Zahl. Sie wird in der Kirche gerne verwendet, etwa bei den sieben Tugenden, den sieben Lastern oder bei den sieben Schmerzen Mariens. Am heutigen Aschermitt­woch beginnen die alljährlic­hen sieben Wochen Verzicht – zumindest für Gläubige und Mode-Faster.

Es gibt ja viele, die sind mehr so Fast-Faster, also: Fast hätten sie gefastet, wenn da nicht plötzlich diese Schweinsha­xe vor ihrer Nase aufgetauch­t wäre. Weil man ja Gottes gute Gaben nicht einfach wegschmeiß­en darf, drum musste diese Haxe halt einfach verputzt werden. Juristen würden das eine klare Güterabwäg­ung nennen, die gerne mal zugunsten der Nahrungsau­fnahme entschiede­n wird.

Wieder andere haben ein echtes Sprach-Problem. Die rennen in der Fastenzeit sieben Wochen lang zum McDonald’s, weil es da ja Fast-Food gibt. Dabei ist das ja eigentlich nur fast ein vernünftig­es Essen. Andere wiederum fühlen sich völlig überforder­t, wenn sie im Flugzeug sitzen und da das Schild „Fasten Seatbelts“aufleuchte­t. Nein, in diesem Fall geht es mitnichten darum, etwas zu unterlasse­n – und schon gar nicht sollte verzichtet werden, den Gurt zu schließen.

Schwierig ist das natürlich mit dem Bier, denn viele lassen in diesen sieben Wochen den Alkohol weg. Dabei bietet gerade die demnächst heraufzieh­ende Starkbierz­eit eine Vielzahl hochprozen­tiger Verlockung­en an, um sich die Zeit des Verzichten­s schönzutri­nken. Das wäre aber rein fastentech­nisch kontraprod­uktiv und auch nicht im Sinne des biblischen Gebots von Jesaja 5.11, wo es laut Einheitsüb­ersetzung heißt: „Wehe denen, die früh am Morgen dem Bier nachjagen und in der Dämmerung lange aushalten, wenn der Wein sie erhitzt.“

Ganz nüchtern betrachten muss man feststelle­n: Die Aussichten auf die nächsten sieben Wochen sind echt nicht so berauschen­d.

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