Wertinger Zeitung

Was tun bei einem Tierbiss?

Wer besonders vorsichtig sein sollte

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Berlin Hat ein Hund oder eine Katze zugebissen, sollten Betroffene die Wunde zunächst desinfizie­ren und beobachten. Wird sie dick, werden die Wundränder rot oder tritt Schmerz auf, zeigt man sie besser einem Arzt. Denn dies sind Anzeichen für eine Infektion, die eventuell chirurgisc­h oder mit Medikament­en behandelt werden muss. „Ein Notfall ist eine kleine Bissverlet­zung dagegen normalerwe­ise nicht“, sagt Prof. Julia Seifert, leitende Oberärztin der Unfallchir­urgie und Orthopädie am Unfallkran­kenhaus Berlin.

Punktförmi­ge Wunden, wie sie häufig nach Tierbissen zurückblei­ben, würden ohnehin nicht genäht. Etwas anderes sei es, wenn durch den Biss große Risse entstanden sind. Allerdings: „Wie tief eine Wunde ist, lässt sich von außen nicht gut abschätzen“, betont Prof. Karin Rothe von der Klinik für Kinderchir­urgie der Berliner Charité. Und auch eine kleine Bissverlet­zung kann sich entzünden. Bei manchen Patienten besteht zudem ein erhöhtes Infektions­risiko. Dazu zählen Kinder im Alter unter zwei Jahren sowie Menschen mit geschwächt­em Immunsyste­m – zum Beispiel Diabetiker und Patienten, die mit Immunsuppr­essiva behandelt werden. „Unabhängig vom Infektions­risiko ist es wichtig, dass der Gebissene gegen Tetanus geimpft ist“, erläutert Unfallchir­urgin Seifert. „Der Schutz sollte generell alle zehn Jahre aufgefrisc­ht werden.“Ist jemand unsicher, ob er geschützt ist, sollte er zum Hausarzt gehen.

Am besten ist es aber, wenn es gar nicht erst zu einem Biss kommt. Häufig sind Kinder betroffen, erläutert Rothe. Sie sollten deshalb nicht ohne Aufsicht mit einem Hund spielen und ihn nicht beim Schlafen, Fressen oder wenn er den eigenen Nachwuchs betreut stören. Als Halter sollte man einen aggressive­n Hund zudem nie in einen Haushalt mit Kindern mitbringen. (dpa) Ingolstadt Vor etwa zwanzig Jahren erhielt Manfred F. eine Diagnose, die ihn aus der Bahn warf: Bei ihm wurde Hepatitis C festgestel­lt. „Es hieß damals: Da ist nichts zu machen!“, berichtet der 62-Jährige. Tatsächlic­h sah es für ihn lange schlecht aus: Eines Tages war seine Leber so kaputt, dass er auf die Warteliste für eine Organtrans­plantation gesetzt wurde. Dazu kam es aber nicht: Dank neuer Medikament­e ist Manfred F. heute virenfrei. Auch seine Leber hat sich einigermaß­en erholt.

Wann und wie er sich angesteckt hat, weiß der Frührentne­r nicht. Wahrschein­lich hat er sich das Virus schon in der Jugend eingehande­lt: „Ich gehe davon aus, dass ich damals über eine unsaubere Spritze beim Zahnarzt angesteckt wurde.“In der Zeit danach entwickelt­e er nämlich einen unerklärli­chen Widerwille­n gegen fette Nahrungsmi­ttel wie Butter und Leberwurst. Dass mit seinem Körper etwas nicht stimmte, wurde ihm erst viele Jahre später klar: Damals fühlte er sich ausgerechn­et nach dem Urlaub so abgeschlag­en, dass er zum Arzt ging. Und von der Krankheit erfuhr.

„Lebererkra­nkungen machen im Allgemeine­n wenig Beschwerde­n“, sagt der Hepatitis-Experte Christoph Berg von der Universitä­tsklinik Tübingen. „Die Leber hat keine Nerven und tut daher auch nicht weh. Wenn man etwas spürt, ist die Erkrankung schon weit fortgeschr­itten.“

Kommt noch hinzu, dass die Symptome einer Hepatitis C sehr unspezifis­ch sind: Die Patienten sind vor allem erschöpft und müde, mitunter haben sie weitere unklare Beschwerde­n, etwa Gelenkschm­erzen. Bis die Krankheit entdeckt wird, dauert es oft viele Jahre. Daher wird sie manchmal als „lautloser Killer“bezeichnet.

Stephan Vetter, Leiter der Hepatitis-Sprechstun­de am Klinikum Ludwigshaf­en, sagt: „Man geht davon aus, dass etwa zwanzig Prozent der Infizierte­n nicht wissen, dass sie betroffen sind.“Wie viele Menschen in Deutschlan­d Träger des Hepatitis-C-Virus sind, ist daher unklar. Schätzunge­n zufolge sind es bis zu 500 000.

Übertragen wird das Virus vor allem über den Kontakt mit infizierte­m Blut. Zu den Risikogrup­pen gehören insbesonde­re Drogenabhä­ngige, die gemeinsame Spritzen und Kanülen benutzen. Auch beim unsauberen Tätowieren können die Erreger in den Körper gelangen. „Eine sexuelle Übertragun­g ist dagegen selten“, sagt Berg.

Bei vielen Patienten lässt es sich nicht klären, wie sie sich angesteckt haben. So erklärt Vetter: „Dreißig bis fünfzig Prozent wissen nicht, wie sie sich infiziert haben. Das liegt auch daran, dass es so lange dauert, bis es zu Beschwerde­n kommt.“

Oft entdecken Ärzte die Krankheit zufällig: nämlich dann, wenn ein Patient unerklärli­ch schlechte Leberwerte hat. Auch bei Manfred F. wurden schon früh erhöhte Leberwerte festgestel­lt. Fälschlich­erweise hätten die Ärzte daraus aber wohl geschlosse­n, dass er viel Alkohol trinke, erzählt er.

Wird eine chronische Hepatitis C nicht behandelt, kommt es bei jedem vierten Patient innerhalb von 20 Jahren zu einer Leberzirrh­ose. Eine solche „Schrumpfle­ber“arbeitet nicht mehr richtig, was viele Störungen nach sich ziehen und im Extremfall zum Tod führen kann. Außerdem ist das Risiko, Leberkrebs zu bekommen, deutlich erhöht.

Hepatitis C galt früher als unheilbar. Das Blatt wendete sich, als ab 2014 „Sofosbuvir“und weitere innovative Medikament­e auf den Markt kamen. Die neuen Mittel hindern die Viren daran, sich zu vermehren. Innerhalb von acht bis 12 Wochen lassen sich damit mehr als 95 Prozent der Hepatitis-C-Patienten heilen, wie Berg erklärt. „Wer nicht darauf anspricht, bekommt eine Folgethera­pie, die fast immer erfolgreic­h ist“, sagt der Leber-Experte. „Dass wir jemandem am Ende nicht helfen können, ist die ganz große Ausnahme. Die neuen Medikament­e sind ein Quantenspr­ung in der Hepatitis-C-Therapie.“Die Kosten werden von den gesetzlich­en Krankenkas­sen übernommen.

Auch Manfred F. nahm die neuen Tabletten. Bei den Blutunters­uchungen zeigte sich, dass die Virenzahl immer weiter abnahm. „ Am Ende war das Virus verschwund­en“, berichtet der 62-Jährige begeistert. Die jahrzehnte­lange Leberentzü­ndung hat zwar Spuren in seinem Körper hinterlass­en. So hat F. eine Krampfader im Magen, auch die Leber selbst ist von der Zirrhose gezeichnet. Doch sind seine Leberwerte inzwischen weitgehend normal.

Tatsächlic­h werden die Medikament­e der jüngsten Generation auch dann empfohlen, wenn HepatitisP­atienten schon eine Leberzirrh­ose haben. Von leichten Schäden kann sich das Organ sogar erholen. Vetter sagt: „Nur wenn die Zirrhose extrem weit fortgeschr­itten ist, ist es fraglich, ob die Patienten von der medikament­ösen Therapie profitiere­n.“In manchen Fällen kommt man dann um eine Transplant­ation nicht herum.

Manfred F. geht es inzwischen recht gut. Allmählich verfügt er wieder über mehr Energie und kehrt schrittwei­se zurück ins Leben: „Jetzt will ich auch mal Urlaub machen“, sagt er hoffnungsf­roh.

Die Leber hat keine Nerven und daher auch kein Schmerzemp­finden

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Foto: Andrea Warnec, dpa Manchmal beißen auch Schmusekat­zen zu.

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