Warum Nashorn Kibo bald Augsburg verlässt
Der junge Besucherliebling des Zoos kehrt seiner Heimat im Herbst den Rücken. Was sein Papa damit zu tun hat
Augsburg Unbeschwert tollt Kibo durch die Außenanlage seines Geheges im Augsburger Zoo. Für den mittlerweile zwei Jahre alten Nashornbullen sind die Tage in seiner Heimat aber bald vorbei: Im Herbst schon tritt er eine weite Reise an – in die italienische Hauptstadt Rom. Dort wartet auf den Besucherliebling nämlich eine neue Aufgabe.
Weil ihn seine Mutter nicht annahm und säugte, mussten die Pfleger das Rhinozeros anfangs von Hand aufziehen – das erste Mal in der Geschichte des Augsburger Zoos. Kibos Schicksal verfolgte kurz nach seiner Geburt im Jahr 2016 die ganze Bundesrepublik.
Eine seiner Pflegerinnen, die 21-jährige Tamara Kropfhammer, erinnert sich an die Anfänge der herzzerreißenden Geschichte. Sie war bei der Geburt dabei. „Für diesen schweren Start hat sich Kibo super entwickelt. Zu Beginn war er zurückhaltend, aber jetzt ist er ein vollwertiges Mitglied der Herde, genau wie seine Halbschwester Keeva auch“, lobt sie. Unterstützung erhielt der jungen Bulle nicht nur von seiner Halbschwester, die nur wenige Tage nach Kibo das Licht der Welt erblickte, sondern auch von deren Mutter Chris.
Der Papa der beiden jungen Dickhäuter, Bulle Bantu, war in der Zwischenzeit an den belgischen Zoo Paira Daiza ausgeliehen worden. Seit rund einem Jahr ist er zurück in Augsburg. Der Kontakt zwischen Vater und Sohn beschränkt sich seit dieser Zeit allein auf Blicke von einer Stallbox zur anderen. „Es wäre zu gefährlich, beide in ein Gehege zu lassen“, erklärt die Tierpflegerin. Denn obwohl Kibo noch nicht vollständig ausgewachsen ist, schwelt bereits ein Rangkampf unter den beiden Männchen.
Damit sich die Rivalität nicht ausweitet und weil Kibo in naher Zukunft zur Zucht eingesetzt werden soll, muss er in der zweiten Jahreshälfte seine lieb gewonnene Herde verlassen. Zoochefin Barbara Jantschke erklärt: „Er kommt nach Rom, um sich dort mit einem gleichaltrigen Bullen die Hörner abzustoßen, sich zu behaupten und zum Mann zu werden.“
Keeva dagegen bliebt ihrem Zuhause noch etwas treu. Auch sie ist wie ihr Halbbruder noch nicht geschlechtsreif. Für gewöhnlich werden weibliche Jungtiere im Alter von drei bis vier Jahren zum ersten Mal trächtig, sagt Barbara Jantschke. Achtgeben muss man im Zoo, dass Keeva nicht von ihrem Vater Bantu gedeckt wird.
Nashörner tragen mindestens 16 Monate. Für Zoobesucher heißt das: Auf Nachwuchs muss man sich auf jeden Fall bis Mitte 2019 gedulden. Zwar war Bulle Bantu bereits im April und Mai vergangenen Jahres wieder im Einsatz mit den beiden Weibchen Chris und Kibibi, „doch es hat wohl nicht geklappt“, sagt Jantschke. Bald werde ein neuer Versuch gewagt. Mit zwei Jungtieren und vier erwachsenen Nashörnern bleibt die Augsburger Nashornherde die nächsten Monate über unverändert. In „absehbarer Zeit“wird es außer Kibos Weggang eine andere Entwicklung geben: „Nashorndame Baby ist jetzt 47 Jahre alt und könnte bald sterben“, sagt Direktorin Barbara Jantschke.