Vom Zusamtal noch einmal auf die Piste?
Das kommende Wochenende könnte eine der letzten Gelegenheiten in diesem Jahr sein, um Skifahren zu gehen. Doch ist der Wintersport eigentlich immer noch beliebt?
Wertingen Vom Landkreis aus braucht man mit dem Auto meist zwei Stunden, bis man im Skigebiet der Wahl angekommen ist. Für viele Skigebiete noch länger. Angesichts eines sich verändernden Klimas mit mal mehr und mal weniger Schnee, Stau auf dem Weg ins Skigebiet, überfüllten Liften und Pisten und stetig steigender Preise, scheinen sich viele die Frage zu stellen: Ist mir der Spaß das alles wert?
Schaut man sich im Landkreis um, schlägt einen mancherorts Ernüchterung entgegen. So ist zum Beispiel die Abteilung Ski des TSV Wertingen eine ruhende Abteilung, da es eine zu geringe Nachfrage gibt.
,,Ich bemerke immer häufiger, dass es den meisten nicht mehr um den Genuss des Erlebnisses Skifahren an sich geht. Vielen geht es einfach nur darum, eine bestimmte Zahl an Abfahrten zu schaffen, um das Gefühl zu haben, die Liftkarte voll ausgenutzt zu haben“, beschreibt die Vermittlerin der Schülermitverantwortung (SMV) Skifahrt des Gymnasiums Wertingen, Pauline Berger, ihre Eindrücke auf der Piste. Die SMV organisiert jährlich eine Skifahrt für interessierte Schüler des Gymnasiums in Kooperation mit dem SC Biberbach.
Zum Sinneswandel der Skifahrer äußerte sich der Vorsitzende der Abteilung Ski des TSV Wertingen Michael Buhl ähnlich. Er kritisiert die ,,zunehmend große Vermarktung“des Skifahrens, welche in seinen Augen unter anderem für die Umwelt bedrohliche Züge annimmt. Gemeint ist damit der Ausbau der Skigebiete und die damit verbundene Abholzung der Wälder, der Bau von immer neuen Liftanlagen quer durch Gebirgslandschaften sowie die immer öfters eingesetzten Schneekanonen, welche große Mengen an Wasser verbrauchen. Denn aufgrund der wechselhaften Winter geht es laut Buhl in immer mehr Skigebieten nicht mehr ohne.
Ein weiterer ,,Stressfaktor“ist laut Michael Buhl der viele Verkehr auf dem Weg ins Skigebiet. So lohnt es sich seiner Meinung nach, wenn man dem ganzen Trubel um das Skifahren entkommen will, die Augen nach Alternativen offenzuhalten. Wer nicht selbst hinters Steuer will, dem empfiehlt Buhl, mit einer organisierten Skitour in die Berge zu fahren.
Anderer Ansicht ist Nico Heitz, ebenfalls Vermittler der jährlichen SMV Skifahrten: ,,Ich finde das ganze ‘Drumherum’ gehört mittlerweile dazu. Und von mir gibt es den Tipp: Wer bei der Anreise nicht im Stau stehen will, der sollte sich im Voraus über sein Ziel und den Verkehr informieren, um dann rechtzeitig losfahren zu können.“
Pauline Berger fügt hinzu: ,,Als Geheimtipp würde ich den Skianfängern die Pisten im Pitztal in Österreich empfehlen. Für Fortgeschrittene die Dolomiten in Italien.“
Der Verkehr ist aber nicht der einzige Faktor, der manchem Skifahrer den Spaß am Wintersport vermiest. Das Hobby wird auch immer teurer. Erstens die Ausrüstung, doch vor allem die Preise für Liftkarten steigen kontinuierlich an. Michael Buhl sieht das kritisch. Speziell an Wochenenden und in den Ferien. So ist es laut ihm ein Problem, das speziell Familien betrifft, da diese, soweit sie Kinder haben, aus schulischen Gründen nur an Wochenenden oder in den Ferien in die Berge fahren können. Eben genau zu dem Zeitpunkt, wenn die Preise besonders hoch sind. „Wenn jemand nur gelegentlich Ski fährt, kann er sich ja Ausrüstung nur ausleihen“, sagt Nico Heitz.
Eine Alternative zum Kauf neuer und teurer Ausrüstung ist zum Beispiel der Skibasar in Dillingen. Ausgerichtet wird er vom Skiclub Dillingen, welcher mit über tausend Mitgliedern der größte Skiverein im Landkreis ist. Darüber berichtet der Vorsitzende Franz Weishaupt: ,,Wir freuen uns über das große Interesse an unserem Basar, welches sich seit zwei bis drei Jahren auf einem konstant hohen Level bewegt. Wir wecken sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen das Interesse.“So haben laut seiner Aussage beim letzten Basar, welcher über zwei Tage in der Grundschule Dillingen stattfand, über fünfhundert Artikel den Besitzer gewechselt.
Alle befragten Skifreunde sind gespannt, was die Zukunft für ihr Hobby bereithalten wird. Alle vier sind sich zudem unabhängig voneinander einig, dass Skifahren ein schönes Naturerlebnis ist und eine tolle sportliche und gemeinschaftliche Aktivität. Die Unannehmlichkeiten werden da meistens bereitwillig in Kuaf genommen. (mit br, mcz)