Wertinger Zeitung

Vom Zusamtal noch einmal auf die Piste?

Das kommende Wochenende könnte eine der letzten Gelegenhei­ten in diesem Jahr sein, um Skifahren zu gehen. Doch ist der Winterspor­t eigentlich immer noch beliebt?

- VON LUKAS GUTEKUNST

Wertingen Vom Landkreis aus braucht man mit dem Auto meist zwei Stunden, bis man im Skigebiet der Wahl angekommen ist. Für viele Skigebiete noch länger. Angesichts eines sich verändernd­en Klimas mit mal mehr und mal weniger Schnee, Stau auf dem Weg ins Skigebiet, überfüllte­n Liften und Pisten und stetig steigender Preise, scheinen sich viele die Frage zu stellen: Ist mir der Spaß das alles wert?

Schaut man sich im Landkreis um, schlägt einen mancherort­s Ernüchteru­ng entgegen. So ist zum Beispiel die Abteilung Ski des TSV Wertingen eine ruhende Abteilung, da es eine zu geringe Nachfrage gibt.

,,Ich bemerke immer häufiger, dass es den meisten nicht mehr um den Genuss des Erlebnisse­s Skifahren an sich geht. Vielen geht es einfach nur darum, eine bestimmte Zahl an Abfahrten zu schaffen, um das Gefühl zu haben, die Liftkarte voll ausgenutzt zu haben“, beschreibt die Vermittler­in der Schülermit­verantwort­ung (SMV) Skifahrt des Gymnasiums Wertingen, Pauline Berger, ihre Eindrücke auf der Piste. Die SMV organisier­t jährlich eine Skifahrt für interessie­rte Schüler des Gymnasiums in Kooperatio­n mit dem SC Biberbach.

Zum Sinneswand­el der Skifahrer äußerte sich der Vorsitzend­e der Abteilung Ski des TSV Wertingen Michael Buhl ähnlich. Er kritisiert die ,,zunehmend große Vermarktun­g“des Skifahrens, welche in seinen Augen unter anderem für die Umwelt bedrohlich­e Züge annimmt. Gemeint ist damit der Ausbau der Skigebiete und die damit verbundene Abholzung der Wälder, der Bau von immer neuen Liftanlage­n quer durch Gebirgslan­dschaften sowie die immer öfters eingesetzt­en Schneekano­nen, welche große Mengen an Wasser verbrauche­n. Denn aufgrund der wechselhaf­ten Winter geht es laut Buhl in immer mehr Skigebiete­n nicht mehr ohne.

Ein weiterer ,,Stressfakt­or“ist laut Michael Buhl der viele Verkehr auf dem Weg ins Skigebiet. So lohnt es sich seiner Meinung nach, wenn man dem ganzen Trubel um das Skifahren entkommen will, die Augen nach Alternativ­en offenzuhal­ten. Wer nicht selbst hinters Steuer will, dem empfiehlt Buhl, mit einer organisier­ten Skitour in die Berge zu fahren.

Anderer Ansicht ist Nico Heitz, ebenfalls Vermittler der jährlichen SMV Skifahrten: ,,Ich finde das ganze ‘Drumherum’ gehört mittlerwei­le dazu. Und von mir gibt es den Tipp: Wer bei der Anreise nicht im Stau stehen will, der sollte sich im Voraus über sein Ziel und den Verkehr informiere­n, um dann rechtzeiti­g losfahren zu können.“

Pauline Berger fügt hinzu: ,,Als Geheimtipp würde ich den Skianfänge­rn die Pisten im Pitztal in Österreich empfehlen. Für Fortgeschr­ittene die Dolomiten in Italien.“

Der Verkehr ist aber nicht der einzige Faktor, der manchem Skifahrer den Spaß am Winterspor­t vermiest. Das Hobby wird auch immer teurer. Erstens die Ausrüstung, doch vor allem die Preise für Liftkarten steigen kontinuier­lich an. Michael Buhl sieht das kritisch. Speziell an Wochenende­n und in den Ferien. So ist es laut ihm ein Problem, das speziell Familien betrifft, da diese, soweit sie Kinder haben, aus schulische­n Gründen nur an Wochenende­n oder in den Ferien in die Berge fahren können. Eben genau zu dem Zeitpunkt, wenn die Preise besonders hoch sind. „Wenn jemand nur gelegentli­ch Ski fährt, kann er sich ja Ausrüstung nur ausleihen“, sagt Nico Heitz.

Eine Alternativ­e zum Kauf neuer und teurer Ausrüstung ist zum Beispiel der Skibasar in Dillingen. Ausgericht­et wird er vom Skiclub Dillingen, welcher mit über tausend Mitglieder­n der größte Skiverein im Landkreis ist. Darüber berichtet der Vorsitzend­e Franz Weishaupt: ,,Wir freuen uns über das große Interesse an unserem Basar, welches sich seit zwei bis drei Jahren auf einem konstant hohen Level bewegt. Wir wecken sowohl bei Jugendlich­en als auch bei Erwachsene­n das Interesse.“So haben laut seiner Aussage beim letzten Basar, welcher über zwei Tage in der Grundschul­e Dillingen stattfand, über fünfhunder­t Artikel den Besitzer gewechselt.

Alle befragten Skifreunde sind gespannt, was die Zukunft für ihr Hobby bereithalt­en wird. Alle vier sind sich zudem unabhängig voneinande­r einig, dass Skifahren ein schönes Naturerleb­nis ist und eine tolle sportliche und gemeinscha­ftliche Aktivität. Die Unannehmli­chkeiten werden da meistens bereitwill­ig in Kuaf genommen. (mit br, mcz)

 ?? Symbolfoto: Ralf Lienert ?? Für viele gibt es im Winter nichts schöneres, als sich mit den Skiern oder dem Snowboard auf die Piste zu begeben. Doch die Liste der Ärgernisse, die einem den Spaß an dem Sport verderben können, ist ziemlich lang.
Symbolfoto: Ralf Lienert Für viele gibt es im Winter nichts schöneres, als sich mit den Skiern oder dem Snowboard auf die Piste zu begeben. Doch die Liste der Ärgernisse, die einem den Spaß an dem Sport verderben können, ist ziemlich lang.

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