Sind Pilze noch radioaktiv belastet?
Zwölf Projekte aus dem Landkreis nehmen an „Jugend forscht“teil. Eine junge Laugnaerin beschäftigt sich beispielsweise damit, was man noch aus dem Wald mit nach Hause bringen und essen kann
Dillingen/Lauingen Ferrofluid, Nanopartikel, Thermoelektrika – die Meisten werden nun die Stirn runzeln und sich fragen, was das ist. Die Schüler des Johann-Michael-SailerGymnasiums, des St. BonaventuraGymnasiums in Dillingen sowie des Albertus-Gymnasiums in Lauingen können jedoch ganz genau erklären, was es damit auf sich hat. Sie arbeiteten in insgesamt zwölf Einzeloder Gruppenprojekten über einen längeren Zeitraum im Rahmen des Nachwuchswettbewerbs „Jugend forscht“. Heute und morgen präsentieren die Nachwuchsforscher aus dem Landkreis ihre Ergebnisse in Augsburg.
Elian Oudintsov besucht derzeit die 12. Klasse am Sailer-Gymnasium. Er untersuchte die Einsetzbarkeit von Ferrofluid in der Medizin, beispielsweise bei der Tumortherapie oder auch Wundenkontrolle. „Aufmerksam auf Ferrofluid wurde ich durch ein Video, das mir eine Freundin auf Instagram geschickt hat“, erzählt der 17-Jährige. Außerdem habe ihn sehr der medizinische Faktor seiner Arbeit interessiert, da er selbst etwas in diese Richtung für seine Zukunft anstrebe. Elian erklärt weiter: „Gleich am Anfang meiner Forschung bin ich beim Versuch Ferrofluid herzustellen, gegen eine Wand gelaufen.“Doch nach weiteren abgeänderten Versuchen schaffte er es schließlich.
Die betreuenden Lehrer Benjamin Geiger und Brigitte Reich-Imdahl sind stolz auf ihre Schüler. „Sie haben gelernt, experimentell zu arbeiten, neue Ideen entwickelt, was man noch ausprobieren kann oder wo man Techniken sonst noch anwenden könnte“, erzählt Geiger. ReichImdahl bestätigt: „Die Schüler zeigten viel Einsatz und Leidenschaft“.
Das St. Bonaventura-Gymnasium in Dillingen schickt vier Gruppen ins Rennen. Darunter Lena Deller und Franziska Müller-Meerkatz. Die beiden 14-jährigen Mädchen erforschten im Fach Physik die radioaktive Belastung bei Pilzen. Insgesamt ein halbes Jahr arbeiteten sie an ihrem Projekt. Zu Beginn sammelten sie – auch im Landkreis – drei ver- schiedene Pilzsorten, zwei essbare und eine giftige. Vor dem Hintergrund der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl untersuchten sie zuerst, in welchen Regionen es geregnet hatte und wo nicht, um dort die Pilze zu sammeln. Zudem differenzierten Lena und Franziska zwischen gefrorenen, getrockneten und frischen Pilzen. „Wir kamen zu dem Ergebnis, das die Pilze zwar noch radioaktiv belastet sind, aber alle unterhalb der Grenze“, erklärt Franziska. Das heißt, dass es nicht mehr gefährlich ist, Pilze aus betroffenen Gebieten zu essen. „Ich habe im Regal bei meinem Opa gestöbert und ein Buch über Pilze gefunden. Dann sind Franziska und ich in den Wald gegangen, um Pilze zu suchen“, erzählt Lena. So kam ihnen schließlich die Idee für ihr Thema.
Am Albertus-Gymnasium wandeln Nadja Brachert und die Brüder Maximilian und Michael Stoldt aus der Q11 auf den Spuren der Römer. Tinte wurde im antiken Rom nämlich aus Eichengallen hergestellt. „Wir wollten dann schauen, ob sich das auch mit Gallen vom Ahornbaum machen lässt“, sagt Maximilian Stoldt. Dafür haben die drei Schüler die Gallen zerstampft, erhitzt und mit Wasser verrührt. „Dann haben wir die festen Bestandteile rausgefiltert und mit Eisen(II)-sulfat versetzt“, erklärt Maximilian weiter. Dadurch erhalte die Tinte ihre blaue Farbe.
Einziger Unterschied im Herstellungsverfahren: Zur Festigung haben die Römer Gummi verwendet; die Schüler greifen aus Kostengründen auf handelsübliche Speisestärke zurück. „Es hat alles funktioniert, allerdings ist die Tinte von den Ahorngallen etwas heller als die der Eiche“, sagt Nadja Brachert. Das liege wohl am Säuregehalt der Gallen, vermuten die Schüler. Die Idee für das Experiment hatten die drei bei ihrem P-Seminar „Ludi Latini“, dass sich mit Römischem Schreiben beschäftigt. „Da wollten wir mal selbst versuchen, so eine Tinte herzustellen“, sagt Michael.