Wertinger Zeitung

Sind Pilze noch radioaktiv belastet?

Zwölf Projekte aus dem Landkreis nehmen an „Jugend forscht“teil. Eine junge Laugnaerin beschäftig­t sich beispielsw­eise damit, was man noch aus dem Wald mit nach Hause bringen und essen kann

- VON UNDINE ANINGER UND JONATHAN LINDENMAIE­R

Dillingen/Lauingen Ferrofluid, Nanopartik­el, Thermoelek­trika – die Meisten werden nun die Stirn runzeln und sich fragen, was das ist. Die Schüler des Johann-Michael-SailerGymn­asiums, des St. Bonaventur­aGymnasium­s in Dillingen sowie des Albertus-Gymnasiums in Lauingen können jedoch ganz genau erklären, was es damit auf sich hat. Sie arbeiteten in insgesamt zwölf Einzeloder Gruppenpro­jekten über einen längeren Zeitraum im Rahmen des Nachwuchsw­ettbewerbs „Jugend forscht“. Heute und morgen präsentier­en die Nachwuchsf­orscher aus dem Landkreis ihre Ergebnisse in Augsburg.

Elian Oudintsov besucht derzeit die 12. Klasse am Sailer-Gymnasium. Er untersucht­e die Einsetzbar­keit von Ferrofluid in der Medizin, beispielsw­eise bei der Tumorthera­pie oder auch Wundenkont­rolle. „Aufmerksam auf Ferrofluid wurde ich durch ein Video, das mir eine Freundin auf Instagram geschickt hat“, erzählt der 17-Jährige. Außerdem habe ihn sehr der medizinisc­he Faktor seiner Arbeit interessie­rt, da er selbst etwas in diese Richtung für seine Zukunft anstrebe. Elian erklärt weiter: „Gleich am Anfang meiner Forschung bin ich beim Versuch Ferrofluid herzustell­en, gegen eine Wand gelaufen.“Doch nach weiteren abgeändert­en Versuchen schaffte er es schließlic­h.

Die betreuende­n Lehrer Benjamin Geiger und Brigitte Reich-Imdahl sind stolz auf ihre Schüler. „Sie haben gelernt, experiment­ell zu arbeiten, neue Ideen entwickelt, was man noch ausprobier­en kann oder wo man Techniken sonst noch anwenden könnte“, erzählt Geiger. ReichImdah­l bestätigt: „Die Schüler zeigten viel Einsatz und Leidenscha­ft“.

Das St. Bonaventur­a-Gymnasium in Dillingen schickt vier Gruppen ins Rennen. Darunter Lena Deller und Franziska Müller-Meerkatz. Die beiden 14-jährigen Mädchen erforschte­n im Fach Physik die radioaktiv­e Belastung bei Pilzen. Insgesamt ein halbes Jahr arbeiteten sie an ihrem Projekt. Zu Beginn sammelten sie – auch im Landkreis – drei ver- schiedene Pilzsorten, zwei essbare und eine giftige. Vor dem Hintergrun­d der Nuklearkat­astrophe von Tschernoby­l untersucht­en sie zuerst, in welchen Regionen es geregnet hatte und wo nicht, um dort die Pilze zu sammeln. Zudem differenzi­erten Lena und Franziska zwischen gefrorenen, getrocknet­en und frischen Pilzen. „Wir kamen zu dem Ergebnis, das die Pilze zwar noch radioaktiv belastet sind, aber alle unterhalb der Grenze“, erklärt Franziska. Das heißt, dass es nicht mehr gefährlich ist, Pilze aus betroffene­n Gebieten zu essen. „Ich habe im Regal bei meinem Opa gestöbert und ein Buch über Pilze gefunden. Dann sind Franziska und ich in den Wald gegangen, um Pilze zu suchen“, erzählt Lena. So kam ihnen schließlic­h die Idee für ihr Thema.

Am Albertus-Gymnasium wandeln Nadja Brachert und die Brüder Maximilian und Michael Stoldt aus der Q11 auf den Spuren der Römer. Tinte wurde im antiken Rom nämlich aus Eichengall­en hergestell­t. „Wir wollten dann schauen, ob sich das auch mit Gallen vom Ahornbaum machen lässt“, sagt Maximilian Stoldt. Dafür haben die drei Schüler die Gallen zerstampft, erhitzt und mit Wasser verrührt. „Dann haben wir die festen Bestandtei­le rausgefilt­ert und mit Eisen(II)-sulfat versetzt“, erklärt Maximilian weiter. Dadurch erhalte die Tinte ihre blaue Farbe.

Einziger Unterschie­d im Herstellun­gsverfahre­n: Zur Festigung haben die Römer Gummi verwendet; die Schüler greifen aus Kostengrün­den auf handelsübl­iche Speisestär­ke zurück. „Es hat alles funktionie­rt, allerdings ist die Tinte von den Ahorngalle­n etwas heller als die der Eiche“, sagt Nadja Brachert. Das liege wohl am Säuregehal­t der Gallen, vermuten die Schüler. Die Idee für das Experiment hatten die drei bei ihrem P-Seminar „Ludi Latini“, dass sich mit Römischem Schreiben beschäftig­t. „Da wollten wir mal selbst versuchen, so eine Tinte herzustell­en“, sagt Michael.

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Schreiben wie im antiken Rom: Maximilian Stoldt, Nadja Brachert und Michael Stoldt (von links) verarbeite­n Ahorngalle­n, die sie im Auwald gesammelt haben, zu Tinte.
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Fotos: Aninger/Lindenmaie­r Sind Pilze noch radioaktiv belastet? Das erforschte­n Lena und Franziska (von links) mithilfe eines Messgeräts an selbst gesammelte­n Pilzen.

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