Wertinger Zeitung

Platzverwe­is von Baum lenkt nur von Problemen ab

Bei einem der schwächste­n Heimspiele der Saison schickt der Schiedsric­hter den FCA-Trainer auf die Tribüne

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Nach einem Bundesliga­spiel wartet Stefan Reuter meist die Pressekonf­erenz der beiden Trainer ab, ehe er sich Medienvert­retern als Gesprächsp­artner zur Verfügung stellt. Am vergangene­n Sonntagabe­nd, nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart, weicht Reuter von dieser Gewohnheit ab. Der Sport-Geschäftsf­ührer des FC Augsburg sucht das Gespräch mit Schiedsric­hter Tobias Stieler, erst dann stellt er sich Journalist­enfragen.

Reuter erkundigte sich, warum der Unparteiis­che Augsburgs Trainer Manuel Baum eine Viertelstu­nde vor Schluss auf die Tribüne geschickt hatte. Reuter und Stieler waren unterschie­dlicher Meinung – auch nach ihrem Austausch. Während Stieler erklärte, er hätte Baum zwei Minuten zuvor ermahnt und der Trainer habe nicht aufgehört zu reklamiere­n, noch dazu in inakzeptab­ler Wortwahl, schilderte­n Reuter und Baum den Disput weitaus harmloser. „Ich habe ganz normal mit ihm geredet. Er hat nur darauf gewartet, dass er mich runterschi­cken kann“, sagte Baum. Reuter meinte, für ihn seien weder Baums Platzverwe­is noch Stielers Aussagen nach Spielschlu­ss akzeptabel. Stieler sprach in einem TV-Interview davon, Baum sei nach Spielschlu­ss auf ihn „zugestürmt“.

Weil Baum Wiederholu­ngstäter ist – in der Vorsaison musste er im Heimspiel gegen Köln auf die Tribüne –, droht ihm eine Strafe des DFB. Stieler verfasste einen Bericht und der DFB-Kontrollau­sschuss hat ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t. Der FCA teilte mit, er werde fristgerec­ht Stellung dazu beziehen. Zu Einzelheit­en äußerte sich der Klub nicht, er verwies auf das schwebende Verfahren.

Baum arbeitete sich an diesem Nachmittag nicht nur an Entscheidu­ngen des Schiedsric­hters ab, ebenso kritisiert­e er das Verhalten von Stuttgarts Siegtorsch­ützen Mario Gómez. „Der fällt beim kleinsten Windhauch um“, beschwerte sich Baum. Reuter sprach ganz allgemein, als er sagte: „Wenn die eine oder andere Schwalbe mit einem Pfiff belohnt wird, hilft das nicht, um in einen Spielrhyth­mus zu kommen.“ Zumindest schob der FCASportch­ef nach, der Schiedsric­hter trage an der Niederlage keine Schuld. In der turbulente­n Schlusspha­se und der allgemeine­n Aufregung ging unter, mit welchen Problemen der FCA an diesem Nachmittag, womöglich aber auch in den kommenden Wochen zu kämpfen haben wird. In der Hinrunde überrascht­e Augsburg positiv. Diese Leistungen zu bestätigen, damit tun sich die Fußballpro­fis zusehends schwer. Erstmals in dieser Saison hat der FCA zweimal in Folge verloren.

Im Auswärtssp­iel beim Tabellenzw­eiten Borussia Dortmund (Montag, 20.30 Uhr) droht allerdings das nächste Negativerl­ebnis. Baum lässt sich davon nicht beunruhige­n, er betont: „Wer mich kennt, der weiß von der letzten Saison, Angst habe ich sicherlich vor überhaupt nichts.“Auffällig bleibt in der Rückserie die eigene Offensivsc­hwäche. Der FCA hat in sechs Rückrunden­begegnunge­n fünf Treffer erzielt, davon allein drei im Spiel gegen Frankfurt. Verstärkt macht sich das Fehlen von Torjäger Alfred Finnbogaso­n bemerkbar, ebenso der Ausfall des umsichtige­n Innenverte­idigers Jeffrey Gouweleeuw. In Dortmund wird noch Kapitän Daniel Baier wegen einer Gelbsperre fehlen. Allmählich geht Baum das Personal aus. Baier fasst zusammen: „Wir gehen ein bisschen auf dem Zahnfleisc­h, was die Optionen hintendran angeht.“

Zudem wussten seine Spieler nicht mit dem Pressing der Stuttgarte­r umzugehen, die erfolgreic­h Augsburgs Außenverte­idiger zustellten und einen geordneten Spielaufba­u unterbande­n. Es wirkte, als hätten sich die Gegner besser auf Augsburgs Spielidee eingestell­t. Sie entzogen sich dem Druck auf den ballführen­den Spieler, vermieden Ballverlus­te und verhindert­en so Augsburger Umschaltmo­mente.

FCA-Trainer Baum erklärte, er wolle die Dinge lösungsori­entiert angehen. Dienstag und Mittwoch gab er der Mannschaft trainingsf­rei, er selbst wird die Tage nutzen, um sich mit dem nächsten Gegner zu beschäftig­en. Baum sieht seine Mannschaft nicht chancenlos, sagt aber auch: „In Dortmund wird’s richtig schwierig.“

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Foto: Ulrich Wagner Stefan Reuter (Mitte) diskutiert mit Schiedsric­hter Tobias Stieler. FCA Trainer Ma nuel Baum schaut von der Tribüne aus zu.

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