Wertinger Zeitung

Alte Kreuze in neuem Glanz

Lidwina Huber entdeckt auf Flohmärkte­n und im Sperrmüll immer wieder alte Kreuze, die sie renoviert. Im Wald zwischen Lauterbrun­n und Heretsried hat sie einen Kreuzweg gebaut

- VON SIMONE KUCHENBAUR

Heretsried Lidwina Huber aus Heretsried stöbert gern auf Flohmärkte­n. Immer wieder sieht sie dabei alte Holzkreuze. Auch im Sperrmüll entdeckt sie zu ihrem Leidwesen gedankenlo­s entsorgte Kreuze. Mal ist der Balken gespalten, mal der Korpus gebrochen und manchmal fehlt dem gekreuzigt­en Jesus Christus ein Arm. Vor etwa fünf Jahren begann die Heretsried­erin daher, alte Kreuze zu reparieren und neu zu gestalten.

Wie man dabei am besten vorgeht, hat Lidwina Huber durch Ausprobier­en gelernt. „Arme sind immer separat an der Christusfi­gur angebracht. Man kann daher mit den Armen von anderen alten Kreuzen arbeiten“, erzählt sie. Lange Zeit bemalte Huber die Kreuze, sodass farbenfroh­e, freundlich­e Stücke entstanden. „Ich versuche, mit den Augen von Kindern und Jugendlich­en zu sehen“, meint sie. Denn die sollten ein Kreuz nicht als bedrohend und beängstige­nd erkennen, sondern als Sinnbild für Liebe, Zuversicht und Freundscha­ft.

Viele alte Kreuze, die sie sammelt und neu gestaltet, stammen inzwischen auch aus Nachlässen. Bei der Restaurati­on sei ihr wichtig, den ihr meist unbekannte­n Herrgottss­chnitzern Ehre zu erweisen und die Würde Jesus Christi zu wahren, betont sie.

Bei einem Spaziergan­g vor gut einem Jahr im Wald zwischen Lau- terbrunn und Heretsried entstand dann die Idee, mit 14 ihrer Kreuze einen Kreuzweg zu gestalten. Auf gut 600 Metern – nahe der Staatsstra­ße und doch ausgesproc­hen ruhig – führt der Kreuzweg nun entlang eines Wegs, den die Menschen jahrelang nutzten, wenn sie von einem Ort in den anderen wollten.

Bürgermeis­ter Heinrich Jäckle, die Waldbesitz­er und auch Pfarrer Dr. Joachim Seiler waren von der Idee angetan. Für Lidwina Huber begann mit der Zusage eine sehr schwierige Zeit: Sie musste entscheide­n, welche Kreuze, die sie in den vergangene­n Jahren geschaffen hatte, aufgestell­t werden sollten und für welche der 14 Stationen sie sich am besten eignen.

Auf eigene Kosten wurden dann Stahlschuh­e für die etwa zwei Meter hohen Pfosten eingeschla­gen, die Balken aufgestell­t, kleine Schutzdäch­er aufgenagel­t, die Kreuze angebracht und Schilder angeschrau­bt. Am Sonntag, 4. März, wird der Kreuzweg eingeweiht. Bereits jetzt kann man am Kreuzweg entlanglau­fen und – so hofft es Lidwina Huber – zur inneren Einkehr gelangen. Den Kreuzweg findet man, wenn man auf der Staatsstra­ße von Heretsried nach Lauterbrun­n fährt, kurz vor dem kleinen Wald auf der rechten Seite.

Einweihung Am Sonntag, 4. März, um 14 Uhr wird der Kreuzweg an der ersten Station eingeweiht. Im Anschluss gibt es im Pfarrhof in Heretsried Kaffee und Ku chen sowie eine kleine Vernissage mit von Lidwina Huber gestaltete­n Kreuzen.

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Foto: Marcus Merk Lidwina Huber hat im Wald bei Heretsried einen Kreuzweg gestaltet.

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