Alte Kreuze in neuem Glanz
Lidwina Huber entdeckt auf Flohmärkten und im Sperrmüll immer wieder alte Kreuze, die sie renoviert. Im Wald zwischen Lauterbrunn und Heretsried hat sie einen Kreuzweg gebaut
Heretsried Lidwina Huber aus Heretsried stöbert gern auf Flohmärkten. Immer wieder sieht sie dabei alte Holzkreuze. Auch im Sperrmüll entdeckt sie zu ihrem Leidwesen gedankenlos entsorgte Kreuze. Mal ist der Balken gespalten, mal der Korpus gebrochen und manchmal fehlt dem gekreuzigten Jesus Christus ein Arm. Vor etwa fünf Jahren begann die Heretsriederin daher, alte Kreuze zu reparieren und neu zu gestalten.
Wie man dabei am besten vorgeht, hat Lidwina Huber durch Ausprobieren gelernt. „Arme sind immer separat an der Christusfigur angebracht. Man kann daher mit den Armen von anderen alten Kreuzen arbeiten“, erzählt sie. Lange Zeit bemalte Huber die Kreuze, sodass farbenfrohe, freundliche Stücke entstanden. „Ich versuche, mit den Augen von Kindern und Jugendlichen zu sehen“, meint sie. Denn die sollten ein Kreuz nicht als bedrohend und beängstigend erkennen, sondern als Sinnbild für Liebe, Zuversicht und Freundschaft.
Viele alte Kreuze, die sie sammelt und neu gestaltet, stammen inzwischen auch aus Nachlässen. Bei der Restauration sei ihr wichtig, den ihr meist unbekannten Herrgottsschnitzern Ehre zu erweisen und die Würde Jesus Christi zu wahren, betont sie.
Bei einem Spaziergang vor gut einem Jahr im Wald zwischen Lau- terbrunn und Heretsried entstand dann die Idee, mit 14 ihrer Kreuze einen Kreuzweg zu gestalten. Auf gut 600 Metern – nahe der Staatsstraße und doch ausgesprochen ruhig – führt der Kreuzweg nun entlang eines Wegs, den die Menschen jahrelang nutzten, wenn sie von einem Ort in den anderen wollten.
Bürgermeister Heinrich Jäckle, die Waldbesitzer und auch Pfarrer Dr. Joachim Seiler waren von der Idee angetan. Für Lidwina Huber begann mit der Zusage eine sehr schwierige Zeit: Sie musste entscheiden, welche Kreuze, die sie in den vergangenen Jahren geschaffen hatte, aufgestellt werden sollten und für welche der 14 Stationen sie sich am besten eignen.
Auf eigene Kosten wurden dann Stahlschuhe für die etwa zwei Meter hohen Pfosten eingeschlagen, die Balken aufgestellt, kleine Schutzdächer aufgenagelt, die Kreuze angebracht und Schilder angeschraubt. Am Sonntag, 4. März, wird der Kreuzweg eingeweiht. Bereits jetzt kann man am Kreuzweg entlanglaufen und – so hofft es Lidwina Huber – zur inneren Einkehr gelangen. Den Kreuzweg findet man, wenn man auf der Staatsstraße von Heretsried nach Lauterbrunn fährt, kurz vor dem kleinen Wald auf der rechten Seite.
Einweihung Am Sonntag, 4. März, um 14 Uhr wird der Kreuzweg an der ersten Station eingeweiht. Im Anschluss gibt es im Pfarrhof in Heretsried Kaffee und Ku chen sowie eine kleine Vernissage mit von Lidwina Huber gestalteten Kreuzen.