Ein Verein in der Krise
Der TSV Wertingen tut sich schwer auf der Suche nach einer Präsidiums-Nachfolge. Es findet sich niemand, der Verantwortung für eine Organisation mit über 1300 Mitgliedern übernehmen will. Das ist bedauerlich, aber nur allzu verständlich. Denn in dieser Größenordnung stößt das Ehrenamt an seine Grenzen. Hinzu kommt, dass sich die derzeitigen Präsidiumsmitglieder dem Ruhestand nähern, oder diesen schon erreicht haben. Auch da ist es nur allzu verständlich, wenn jemand – zumal viele „Dienstjahre“hinter den einzelnen Vorstandsmitgliedern liegen – an eine Übergabe in jüngere Hände denkt.
Doch – Verzeihung – vielleicht liegt gerade hier das Problem. Der TSV scheint aus der Zeit gefallen, müht sich ab mit dem, was noch vorhanden ist, während sich ringsherum die Welt schon längst anders dreht. Junge Trendsportarten, moderner, präventiver Seniorensport, Freizeitaktivitäten außerhalb von Fußball, Handball, Turnen und anderen wettkampfbetonten Sportarten – Fehlanzeige! In diese Lücke sind bereits andere gestoßen, die nicht nur ein lohnendes Geschäft damit machen, sondern zeitlich flexibel ein breit gefächertes Angebot unterbreiten, das die ganzheitlichen Bedürfnisse von Menschen aller Altersstufen berücksichtigt.
Ein Verein kann natürlich kein reiner Fitness- oder Wellnessbetrieb sein. Er muss sich darüber hinaus für Mannschaftssportarten und für den Breitensport engagieren. Und er sollte bestenfalls im gesellschaftlichen Leben einer Stadt oder Gemeinde eine Rolle spielen. Das tut der TSV – Beispiel Stadtfest oder Schlossweihnacht – ansatzweise. Was er eindeutig zu wenig tut, ist die moderne Kommunikation zu pflegen. Ebenso wenig wie Präsidiumsmitglieder finden sich Mitglieder, die die Pressearbeit übernehmen, bedauert Bernhard Rauch. Dieses Problem scheint sich im Internet fortzusetzen – die wenig einladende und veraltete Homepage des TSV gibt nur ein Signal: Bitte wegklicken, nichts wie raus! Ein Medium, das junge Leute nutzen, nicht zu pflegen, ist eine sträfliche Sünde – gerade für einen Verein, dem womöglich am Freitag eine seiner schwersten Stunden schlägt.