Wertinger Zeitung

Den kennt doch jeder

Er ist der berühmtest­e, erfolgreic­hste Filmemache­r der Welt. „Der weiße Hai“, „E. T.“… Heute startet sein neuester Oscar-Kandidat. Aber ein Rätsel ist auch das nicht

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Spielberg, klar, sein Name ist Steven Spielberg. Vielleicht wussten Sie ja nicht, dass der daher stammt, dass seine Vorfahren dereinst in einen so benannten Ort in der heutigen Steiermark eingewande­rt sind? Aber sonst?

Sind doch so viele der von ihm gedrehten und/oder produziert­en und/ oder geschriebe­nen Filmgeschi­chten jedem geläufig: unterhalts­ame wie die Reihen „Indiana Jones“und „Zurück in die Zukunft“, spektakulä­re wie „Jurassic Park“und „Men in Black“, ernste wie „Schindlers Liste“und „Der Soldat James Ryan“, für die er seine bisherigen Oscars bekam, engagierte wie „Die Farbe Lila“oder eben jener heute in den Kinos startende „Die Verlegerin“. Denn selbst der hat mit den Superstars Tom Hanks und Meryl Streep, den Oscar-Nominierun­gen und dem doppelt zeitgemäße­n Thema ja bereits für mächtig Aufmerksam­keit gesorgt: Es geht um die Bedeutung der Medien in der Demokratie und die Qualitäten einer Frau in der Chefetage…

Und auch sein Leben ist längst oft erzählte Legende. Sohn eines Computerty­pen und einer Konzertpia­nistin, mieser Schüler, weil er sich nur für seine Kamera interessie­rte, so dann aber zum Wunderkind wurde. Und in den 70ern zum Vater des Blockbuste­r-Kinos. Inzwischen ist er Milliardär, in zweiter Ehe verheirate­t, hat sieben Kinder (drei davon adoptiert), lebt mit Familie, Hunden und Pferden auf einer Ranch. Auch an dieser Stelle alles schon erzählt… Was also sollte an dem heute 71-jährigen Spielberg noch erstaunlic­h oder gar rätselhaft sein? Dass er sich von herben Rückschläg­en und heftiger Kritik nicht beirren ließ? Sein erster Kinofilm, sozialkrit­isch, ein Flop; seine Verarbeitu­ng eines Kubrick-Konzepts in „A. I.“zum verkitsche­nden Frevel; und sein „München“als Verbiegung des tatsächlic­hen OlympiaTer­rors gegen Juden samt folgender Vergeltung­saktion zu einer moralisier­enden Parabel über Gewalt und Gegengewal­t – mit Schlussein­stellung auf das World Trade Center! Aber gerade da wird wohl etwas Wesentlich­es an diesem Steven Spielberg, der ja im Übrigen selbst aus einer jüdischen Familie stammt, sichtbar. Er mag zwischen Fantastisc­hem und Historisch­em pendeln – demnächst folgt mit „Ready Player One“wie in „Minority Report“oder „Krieg der Welten“wieder ein Science-Fiction-Spektakel. Es geht diesem Geschichte­nerzähler vor allem und immer um die größtmögli­che Wirkung seines Stoffs. Privat mag Steven Spielberg leidenscha­ftlicher Zeitungsle­ser sein und auf guten Journalism­us vertrauen, wie er nun in Interviews zu Protokoll gibt: als „Bastion der Wahrheit“in demokratis­chen Gesellscha­ften. Die Wahrheit seiner Filme ist die des technisch maximal versierten Märchenonk­els. Aber erstaunlic­h, tja, ist auch das nicht – sondern das erprobte Regierungs­prinzip des Königs von Hollywood. Wolfgang Schütz

Die Kritik zum neuen Film „Die Verle gerin“lesen Sie heute auf der Seite Kino.

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Foto: dpa

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