Wertinger Zeitung

„Bild“Störung

Das Boulevardb­latt soll gefälschte­n E-Mails an Juso-Chef Kühnert aufgesesse­n sein

- VON PHILIPP KINNE

Augsburg Das Satiremaga­zin Titanic steckt nach eigenen Angaben hinter E-Mails, die für eine Titelgesch­ichte über den Juso-Chef Kevin Kühnert von Bild genutzt wurden. Das Boulevardb­latt berichtete am vergangene­n Freitag auf der Titelseite von einer „neuen Schmutzkam­pagne bei der SPD“. Ein Russe namens „Juri“habe Kühnert angeboten, den JusoAufsta­nd gegen die geplante Große Koalition zu unterstütz­en – mit Social Bots, also gefälschte­n Profilen in sozialen Netzwerken, die massenhaft Informatio­nen verbreiten. Der Beweis dafür sei ein „unfassbare­r E-Mail-Wechsel“, schrieb die Zeitung. Dem Blatt seien die Mails anonym zugespielt worden. Nun aber behauptet Titanic, diese Mails seien eine Fälschung, eine Satire.

„Eine anonyme Mail, zwei, drei Anrufe – und Bild druckt alles, was ihnen in die Agenda passt“, schreibt Titanic-Redakteur Moritz Hürtgen. Bereits am Freitag berichtete Bild im letzten Absatz des Artikels, dass es keine Belege für die Echtheit der E-Mails gebe. Nach Veröffentl­ichung des Artikels stellten die Jusos klar: „Bei den angebliche­n Mails von Kevin Kühnert handelt es sich um Fälschunge­n – und zwar um ziemlich plumpe.“Nun sagt ein Sprecher des Axel-Springer-Verlags, die Mails seien lediglich „journalist­isch eingeordne­t“worden. Bild-Chef Julian Reichelt kommentier­t die Angelegenh­eit auf Twitter so: „Natürlich darf Satire so etwas, aber sie versucht sich hier zu profiliere­n, indem sie journalist­ische Arbeit bewusst zu diskrediti­eren versucht.“Kühnert selbst scheint sich über den möglichen Coup des Satiremaga­zins zu freuen. Sein Statement auf Twitter: „Einfach genießen.“

Bild sieht sich zurzeit vielen Vorwürfen ausgesetzt, gezielt eine Kampagne gegen die SPD zu betreiben. Vor der Berichters­tattung über die angebliche­n Angebote aus Russland hatte das Boulevardb­latt einen Hund als SPD-Mitglied angemeldet, um Zweifel am Ablauf der Mitglieder­befragung zur Großen Koalition zu untermauer­n.

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