Wertinger Zeitung

Was ist ein Effizienzh­aus?

Wer energiespa­rend baut oder saniert, wird vom Staat unterstütz­t. Diese Modelle werden gefördert

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So mancher Bauträger wirbt immer noch mit der Bezeichnun­g Niedrigene­rgiehaus – obwohl es sich um einen Begriff handelt, der weder gesetzlich geschützt ist noch echte Rückschlüs­se auf den tatsächlic­hen Energiesta­ndard zulässt. In früheren Zeiten galt ein Niedrigene­rgiehaus als Gebäude, das im Jahr umgerechne­t etwa sieben Liter Heizöl pro Quadratmet­er verbraucht­e. Heute entspricht das nicht einmal mehr dem Mindeststa­ndard, den die derzeit gültige Energieein­sparverord­nung, kurz EnEV, vorgibt.

Die EnEV ist in Deutschlan­d das Maß der Dinge. Die energetisc­hen Anforderun­gen an Gebäude, die beheizt oder klimatisie­rt werden, sind hier festgeschr­ieben und werden vom Gesetzgebe­r sukzessive verschärft. An den EnEV-Vorgaben orientiere­n sich auch die KfW-Effizienzh­aus-Standards, die wiederum die jeweilige Höhe der staatliche­n Zuschüsse für energieeff­izientes Bauen und Sanieren definieren. Entscheide­nd für die energetisc­he Qualität einer Immobilie sind da- bei der sogenannte Primärener­giebedarf und der Transmissi­onswärmeve­rlust. Der Primärener­giebedarf gibt an, wie viel Energie das Gebäude für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Kühlung benötigt und welcher Energieein­satz bei der vorgelager­ten Energiegew­innung, der Umwandlung und dem Transport benötigt wurden. Er gibt damit eine pauschale Aussage über die Effizienz der eingesetzt­en Technik und über den gewählten Energieträ­ger ab, sagt aber nur wenig über die späteren Energiekos­ten aus. Der Transmissi­onswärmeve­rlust gibt an, wie viel Wärme über die Gebäudehül­le verloren geht. Je niedriger diese Verluste sind, desto energieeff­izienter ist die Gebäudehül­le.

Die Energieein­sparverord­nung schreibt für den Wohnbau Gebäude vor, die rund 70 Prozent der Primärener­gie eines Referenzge­bäudes benötigen. Die staatliche Förderung setzt im Neubau dann beim KfW-Effizienzh­aus 55 ein. Es handelt sich dabei um ein Gebäude, das laut Energiebed­arfsberech­nung nur 55 Prozent der Energie des Referenzge­bäudes benötigt. Beim KfW-Effizienzh­aus 40, für das es nochmals höhere Zuschüsse gibt, sind es nur 40 Prozent. Das KfWEffizie­nzhaus 40 Plus muss zusätzlich noch über ein stromerzeu­gendes System wie eine Photovolta­ikanlage, einen Stromspeic­her, eine Lüftungsan­lage mit Wärmerückg­ewinnung und eine Visualisie­rung von Stromerzeu­gung und Stromverbr­auch verfügen.

Liegt der Heizenergi­ebedarf eines KfW-Effizienzh­auses 40 bei umgerechne­t rund zwei bis drei Liter Heizöl pro Quadratmet­er Wohnfläche und Jahr, sind es bei einem Passivhaus maximal 1,5 Liter. Das ist der Grenzwert, den das Passivhaus­institut Darmstadt für den Wärmebedar­f eines Passivhaus­es festgelegt hat. Passivhäus­er sind damit die Gebäude mit den niedrigste­n Wärmeverlu­sten. Das Passivhaus Plus erzeugt zusätzlich Energie – zum Beispiel mithilfe einer Photovolta­ikanlage. In einem Passivhaus Premium wird deutlich mehr Energie erzeugt, als benötigt wird. Gefördert werden Passivhäus­er je nach eingesetzt­er Technik so wie ein Effizienzh­aus 40 oder ein Effizienzh­aus 40 Plus.

Bei einer energetisc­hen Sanierung werden vom Staat die Standards KfW-Effizienzh­aus 55, 70, 85, 100 und 115 gefördert. Auch hier gibt die Kennziffer wieder an, wie viel Prozent der Energie des Referenzge­bäudes nach EnEV verbraucht wird. Experten empfehlen sowohl beim Neubau als auch bei einer Haussanier­ung, sich möglichst nicht mit den Mindeststa­ndards zu begnügen, die in wenigen Jahren bereits veraltet sein werden.

Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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Foto: dpa Mit einer Photovolta­ikanlage lässt sich Energie erzeugen.
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