Wertinger Zeitung

Die Verlegerin

Erstmals spielt Tom Hanks zusammen mit Meryl Streep

- VON MARTIN SCHWICKERT

Gerade erst hat der Watergate-Film „The Secret Man“auf die Parallelen zwischen Nixon- und Trump-Ära verwiesen. Auch die damalige Administra­tion hatte versucht, die Unabhängig­keit des FBI zu beschneide­n und Ermittlung­en gegen das Weiße Haus zu unterbinde­n. Nun reist Steven Spielberg mit seinem Journalist­en-Thriller „Die Verlegerin“zurück ins Jahr 1971 und nimmt Nixons Angriffe gegen die Pressefrei­heit ins Visier. Spielberg hat das Projekt nach der Wahl Donald Trumps mit großer Eile vorangetri­eben, weil er in dem Stoff eine hohe politische Aktualität sah.

Im Fokus steht hier jedoch nicht die Watergate-Affäre, sondern die Veröffentl­ichung der sogenannte­n Pentagon Papers, die Nixons Präsidente­nstuhl schon zwei Jahre vor seinem erzwungene­n Rücktritt wackeln ließen. In dem 7000-seitigen Gutachten des Verteidigu­ngsministe­riums wurden die Lügen bezüg- des Vietnamkri­eges in den zurücklieg­enden 23 Jahren akribisch zusammenge­tragen und es wurde deutlich, dass auf Regierungs­seite schon lange keiner mehr an einen US-Sieg in diesem Krieg glaubte. Die New York Times hatte einen ersten Teil der Papiere abgedruckt, wurde jedoch durch eine von der Nixon-Administra­tion erwirkte gerichtlic­he Verfügung an der weiteren Publikatio­n gehindert.

Hier setzt Spielbergs Film ein, der die Entscheidu­ngsprozess­e im Verlag der Washington Post um die weitere Veröffentl­ichung der Dokumente beleuchtet. Chefredakt­eur Ben Bradlee (Tom Hanks) ist stinksauer, dass die Konkurrenz in New York und nicht seine Zeitung diese Story auf der Titelseite hat. Als der Times der Maulkorb aufgesetzt wird, will er selbst in den Besitz der Papiere kommen. Sein Redakteur Ben Bagdikian (Bob Odenkirk) hat eine Vermutung, wer der Whistleblo­wer sein könnte, der die Doku- mente aus dem Pentagon geschmugge­lt hat. Allerdings ist die Washington Post als kriselndes Familienun­ternehmen kurz vor dem Börsengang und die Verlegerin Katharine Graham (Meryl Streep) muss potenziell­e Anleger bei Laune halten.

Vor acht Jahren übernahm sie nach dem Suizid ihres Mannes die Firmenleit­ung und hat als einzige Frau am Verhandlun­gstisch immer noch einen schweren Stand. Die Veröffentl­ichung der Papiere und ein nachfolgen­des Gerichtsve­rfahren könnten das Unternehme­n in den Ruin führen – oder, wie Bradlee argumentie­rt, als journalist­ischer Meilenstei­n in die Geschichte eingehen.

Streep und Hanks sind auf der Leinwand zwei äußerst präsente Match-Partner. Als Inkarnatio­n des beseelten Nachrichte­n-Redakteurs, der alles für eine wichtige Story tut, legt Hanks die Journalist­en-Legende Bradlee an, aber Spielberg ist schlau genug, den Blick auf die welich niger stereotype weibliche Hauptfigur zu richten. Katharine Graham trägt schwer an der Verantwort­ung für das Erbe. Sie bewegt sich in der Washington­er High Society, Verteidigu­ngsministe­r Montgomery (Bruce Greenwood) ist ein guter Freund der Familie und zu Kennedys Zeiten war sie oft im Weißen Haus zu Gast. Mit der Veröffentl­ichung der Pentagon-Papiere riskiert sie nicht nur das Überleben der Firma, sondern auch ihre privilegie­rte gesellscha­ftliche Stellung.

Streep spielt diese Loyalitäts- und Gewissensk­onflikte fein nuanciert aus und gibt Spielbergs Ode an den unabhängig­en Journalism­us das notwendige menschlich­e Gesicht. „Die Verlegerin“ist in jeglicher Hinsicht ein Bekenntnis­film, aber eben auch ein Spielberg-Movie, der auf der ganzen Klaviatur manipulati­ven Entertainm­ents zu spielen versteht.

Ein großes Interview mit Meryl Streep lesen Sie am Samstag im Wochenend Journal.

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 ?? Foto: Niko Tavernise, Universal Pict. ?? Ein engagierte­r Journalist und eine aufrechte Verlegerin im Kampf für die Pressefrei­heit: Tom Hanks und Meryl Streep in Steven Spielbergs neuem Film.
Foto: Niko Tavernise, Universal Pict. Ein engagierte­r Journalist und eine aufrechte Verlegerin im Kampf für die Pressefrei­heit: Tom Hanks und Meryl Streep in Steven Spielbergs neuem Film.
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