Wertinger Zeitung

Rollt der D Zug wieder so schnell?

Trainer Hermann Weinbuch warnt Staffel vor zu viel Selbstsich­erheit

- VON THOMAS WEISS

Pyeongchan­g Wer führt da im Hintergrun­d eigentlich Regie? Lässt sich Erfolg wirklich so exakt in einen Kalender eintragen? Und: Warum kommt zur eigenen Stärke auch noch immer die Schwäche der anderen dazu? Der Dreifach-Erfolg der Nordischen Kombiniere­r im Wettbewerb von der Großschanz­e hat alle zum Staunen gebracht.

Mit welcher Geschwindi­gkeit der deutsche D-Zug mit Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel da am Dienstagab­end koreanisch­er Zeit in den Bahnhof Alpensia einfuhr, war nach der Vorgeschic­hte in den vergangene­n Wochen nicht zu erwarten. Doch Bundestrai­ner Hermann Weinbuch hat anscheinen­d wieder mal den Lokomotivf­ührer gespielt und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Weichen gestellt, ein paar verrostete Schrauben geölt und Dampf in den Kessel gebracht.

In der Pressekonf­erenz als Superstar-Trainer angekündig­t, machte der 57-jährige Weinbuch seinem Ruf alle Ehre. Er kämpfte mit den Tränen, als er erst einmal seine Protagonis­ten lobte: „Die Jungs haben etwas Einmaliges geschafft. Sie sind ein Team der Superlativ­e.“Dabei sei seine Mannschaft – anders als bei der überragend­en WM vor einem Jahr in Lahti – in Pyeongchan­g unter ganz anderen Voraussetz­ungen gestartet.

„Sie sind von hinten gekommen, haben sich in eine große Form reingespru­ngen und -gelaufen. Ein Riesenkomp­liment, wie jeder gearbeitet und an sich geglaubt hat“, umriss der Oberbayer die Herausford­erungen des Trainertea­ms, aus dem er seine Co-Trainer Ronny Ackermann und Kai Bracht besonders hervorhob: „Auch bei denen greift jedes Rädchen ineinander.“

Vor dem Teamwettbe­werb heute ab 8.30 Uhr warnt Weinbuch. Das sei „kein Selbstläuf­er, die Norweger haben uns in dieser Saison stets geschlagen.“Doch mit einem wiedererst­arkten Johannes Rydzek und Zweifach-Medailleng­ewinner Frenzel zählt das deutsche Team so oder so als Top-Favorit. Rydzek hat bei der kurzen, aber intensiven GoldParty im Deutschen Haus von „Emotionen für die Ewigkeit“gesprochen und in seiner Euphorie auch seinen Vereinskol­legen vom Skiclub Oberstdorf, Vinzenz Geiger, nicht vergessen.

Der 20-Jährige habe bei seinen ersten Spielen „geniale Auftritte hingelegt“und sich die Nominierun­g als Neunter und Siebter für die Staffel redlich verdient. Gespannt darf man sein, ob Weinbuch den Mut hat, den Jüngsten im Team gleich in die Rolle des Schlussläu­fers zu drängen. Aber klar ist auch: Wenn er es tut, wird der Bundestrai­ner die richtigen Worte finden.

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