Wertinger Zeitung

Sie gibt dem Protest ein Gesicht

Nach dem tödlichen Massaker in Florida kämpft Emma Gonzalez mit ihren Mitschüler­n für schärfere Waffengese­tze in den USA. In sozialen Netzwerken wird sie gefeiert

- VON LARISSA BENZ

Parkland Emma Gonzalez’ Stimme zittert. Immer wieder wischt sich die junge Frau mit den raspelkurz­en Haaren die Tränen aus dem Gesicht. Gonzalez spricht in Fort Lauderdale in Gedenken an die Opfer des tödlichen Schulmassa­kers an ihrer Highschool in Parkland, Florida, bei dem 17 Menschen starben. „Wir Schüler verstehen nicht, warum es in Florida komplizier­ter ist, Pläne mit Freunden für das Wochenende zu schmieden, als eine vollautoma­tische Waffe zu kaufen“, spricht sie mit deutlicher Stimme ins Mikrofon. Das Publikum applaudier­t.

Mit Sätzen wie diesen ist die selbstbewu­sste 18-Jährige über Nacht zu einem Gesicht der Protestbew­egung gegen die ihrer Ansicht nach zu laschen amerikanis­chen Waffengese­tze geworden. Die Art und Weise, wie Emma Gonzalez öffentlich­keitswirks­am direkt Politiker und die Waffenlobb­y angreift, scheint gerade bei jungen Amerikaner­n einen Nerv zu treffen. Unter dem Hashtag #EmmaGonzal­ez solidarisi­eren sich Menschen aus aller Welt mit der entschloss­enen Schülerin. Gonzalez schreckt nicht davor zurück, den amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump direkt anzugreife­n: „Ich würde ihn gerne fragen, wie viel Geld er von der NRA bekommt. Schämen Sie sich.“Die NRA (National Rifle Associatio­n) gilt als einflussre­ichste Waffenlobb­y in den USA, die Bande zwischen Donald Trump und der Organisati­on sind eng.

Genau dagegen möchten Emma Gonzalez und ihre Mitstreite­r vorgehen: Gemeinsam mit Eltern und Mitschüler­n organisier­t sie am 24. März in der Hauptstadt Washington D.C. den „March for our lives“, den „Marsch für unser Leben“. Die Verantwort­lichen wollen Druck auf die Politiker ausüben, die Waffengese­tze zu verschärfe­n. „Wir werden die Jugendlich­en sein, von de- nen ihr später in Büchern lesen werdet. Und zwar, weil wir das letzte Schulmassa­ker sein werden“, sagte sie in ihrer Rede in Fort Lauderdale.

An ihrer Schule gilt Emma Gonzalez als engagierte Schülerin: Sie setzt sich für die Rechte Schwuler und Lesben ein, ihr Schulleite­r lobt sie auf Twitter für ihre Intelligen­z und ihren Mut. Gonzalez gehört zu der Generation junger Amerikaner, bei denen die Angst vor Massakern wie an der Columbine Highschool 1999 im Schulallta­g präsent ist.

Unterstütz­ung für ihre Kritik an Donald Trump und der Waffenlobb­y bekommen die jungen AntiWaffen-Aktivisten auch von der Prominenz. George Clooney und seine Frau Amal kündigten gegenüber der Zeitung USA Today an, den geplanten „Marsch für unser Leben“in Washington D.C. mit einer halben Million Dollar zu unterstütz­en. Kurze Zeit später zogen TV-Moderatori­n Oprah Winfrey und Regisseur Steven Spielberg nach. Sie wollen jeweils 500000 Dollar für die Demonstrat­ion spenden. Sänger Justin Bieber und Sängerin und Schauspiel­erin Demi Lovato solidarisi­erten sich auf Twitter mit den Schülern.

Der Druck auf Donald Trump ist groß: Er traf sich gestern mit Schülern und Lehrern, auch aus der Parkland Highschool. Angeblich soll sich der US-Präsident für Änderungen bei der Altersgren­ze des Waffenerwe­rbs offen gezeigt haben, ebenso für strengere Überprüfun­gen. Einen ersten herben Rückschlag mussten die Schüler der Highschool in Parkland am Mittwoch allerdings hinnehmen: Das Parlament in Florida stimmte gegen ein schärferes Waffengese­tz in dem US-Bundesstaa­t. Emma Gonzalez’ Reaktion auf Twitter kam prompt: „Die Wut, die ich gerade empfinde, ist nicht zu beschreibe­n.“Doch die Wut ist es auch, die sie weiterkämp­fen lässt. Für ein Leben ohne Angst vor Schießerei­en. (mit dpa)

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Foto: dpa Schülerin Emma Gonzalez überlebte das Massaker in Florida und möchte Schießerei­en an amerikanis­chen Schulen nicht länger hinnehmen.

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