13 Männer und die „blaue Stunde“
Die Gruppe „Blickwinkel“wirft ein besonderes Auge auf Natur, Menschen und Dinge um uns herum. Ausstellung im März
Wertingen Kennen Sie die „blaue Stunde?“Für 13 Männer aus der Region ist dies ein magischer Moment – der Augenblick, in dem die Sonne gerade untergegangen ist, hinter dem Horizont verschwunden und doch noch ihr Licht in den Äther schickt. Dann macht es „klick“bei den 13 Männern – sie drücken auf den Auslöser ihrer Kamera.
Was alle gemeinsam haben, ist das besondere Auge – das Vermögen, Dinge in einem besonderen „Blickwinkel“sehen zu können. So nennt sich die Gruppe von Fotografen, die sich regelmäßig trifft, austauscht, weiterbildet und jetzt zum zweiten Mal eine Ausstellung initiiert. Vom 3. bis 18. März zeigen die Hobbyfotografen im Festsaal des Wertinger Schlosses ihre Arbeiten aus den Bereichen Landschaft, Natur, Architektur, Technik, Personen und Streetlife.
Ein weites Feld ist das, was die Fotobegeisterten näher betrachten, jeder auf seine, meist sehr unterschiedliche, Art. Franz Käsinger aus Buttenwiesen zum Beispiel, experimentiert derzeit mit seiner Drohne, testet aus, welchen Reiz die Orte und Landschaften der Umgebung von oben haben. Er macht Aufnahmen, dreht Videos im Flug und vermittelt aus dieser besonderen Perspektive ein ganz neues Heimatgefühl. Oder Udo Wüst aus Rieblingen, der „Streetworker“unter den Fotografen. Er stellt sich in die Fußgängerzone einer Stadt und wartet, was passiert. Im entscheidenden Augenblick macht er „klick“, hält den Moment, die Sekunde fest. Das muss nichts Spektakuläres, vielmehr kann es auch etwas ganz Alltägliches sein, wie der staunende oder sinnende Passant vor einem Schaufenster.
Oder der Klassiker – das Urlaubsfoto – das für viele „Blickwinkler“Einstieg in ihr Hobby war. Daraus entwickelt sich eine Vorliebe für Personenfotografie, wie bei Harry Kraus aus Wertingen, die ausgekostet werden kann bis zum Fotoshooting mit Modellen – Models – die auch Hobbyfotografen bei Kursen und Fortbildungen antreffen.
Ein Foto kann in einer hundertstel oder tausendstel Sekunde entstehen, aber auch in einem tage-, gar jahrelangen Prozess. Klaus Ammich aus Buttenwiesen spricht scherzhaft von „bis zu drei Jahren“. Das beginnt damit, dass er sich in der Natur einen Platz sucht, wo er sich positionieren kann und bestimmte Arten vorkommen, die er vor der Linse wissen will. Geduld ist eine Kunst, die Fotografen beherrschen müssen. Und den Instinkt, im richtigen Augenblick am richtigen Ort zu sein.
Alle 13 der Fotogruppe Blickwinkel können hier stundenlang erzählen. Doch das Foto „schießen“ist nur Teil eines Werkes, denn danach beginnt erst oft die Arbeit. Die digitale Bearbeitung – bis zur künstlerischen Verfälschung –, die Auswahl eines Ausschnittes, die Verfremdung des Lichts sind Möglichkeiten, der Aufnahme noch mal einen besonderen Reiz oder einen ganz anderen Charakter zu verleihen. Stilmittel, mit denen die Fotografen bewusst spielen, um „den Hingucker“zu erreichen, wie sie sagen.
Bleibt noch die Technik: Alle „Blickwinkler“sind begeisterte Digitalfotografen, nutzen die unglaublich vielen Möglichkeiten von Megabyte und Pixeln. Die Kamera als Computer gehört zum Handwerk – Retro ist nicht das Ding der Blickwinkler. Beim regelmäßigen Treff wird dann die Stunde genutzt, alles genau zu betrachten und dabei voneinander zu lernen. „Man merkt, dass wir uns in den Jahren entwickelt haben“, zeigen die Fotofreunde Freude am eigenen Fortschritt.
Ausstellung Wer sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild von der Foto gruppe Blickwinkel machen will, der kann vom 3. bis 18. März die Ausstellung im Schloss Festsaal besuchen. Sie ist auch außerhalb der Rathaus Öffnungszeiten am Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.