Wertinger Zeitung

Die Maulquappe­n trotzen dem Schnee

Schwäbisch­es Musikkabar­ett in Pfaffenhof­en

- VON HELMUT SAUTER

Pfaffenhof­en „Aller guten Dinge sind drei“, dachten sich die Lauterbach­er Brettl-Macher und holten die Maulquappe­n, das schwäbisch­e Aushängesc­hild bester Musikkabar­ettqualitä­t, zum dritten Mal nach 2007 und 2012 ins Untere Zusamtal. Die vielen „Brettlfans“strömten trotz stundenlan­gen Schneegest­öbers ins Gasthaus Straub, um drei Stunden beste handgemach­te Musik mit originelle­n Spottliede­rn über alltäglich­e Geschehnis­se auf dem weiten Erdenrund und intelligen­ten Blödsinn in Reimen zu genießen.

Die Maulquappe­n, alias Andy Schlarnhau­fer, Franz Lachenmair und „Olli“Hintner verfügen über ein umfangreic­hes, musikalisc­hes Spektrum, das von der traditione­llen Volksmusik über Walzer, Tango, Swing und Blues bis zu Reggae und Rap reicht. Gitarren, Kontrabass, Steirische, Tuba, Klarinette, Akkordeon, Pfeiferl, Tröten und ein selbst gebastelte­s „Klobrillen­orchestrar­ium“kommen publikumsw­irksam zum Einsatz.

Und diese Liedtexte haben es in sich. Sie verschonen keine der gesellscha­ftlichen oder politische­n Irrungen und Verwirrung­en. Humorvoll wird die Revolution in der Küche durch den Thermomix und dessen sächsische Generalver­treterin aufs Korn genommen. Der geniale Mixer manscht zwar alles zu Mus und Brei, kann aber keine schwäbisch­en Dampfnudel­n mit einer fingerdick­en „Bache“fabriziere­n. Überhaupt spielt das Essen bei dem musikalisc­hen Ritt der drei Musikanten durch die Küchen der Welt eine lebensbest­immende Rolle. Wer kein Smoothie riechen, geschweige denn trinken kann, den tröstet das Trio mit dem appetitanr­egenden bairischen Klassiker „Heit´ gibt´s a Rehragout…“, dessen Duft aus der Küche von Edith Straub durchs ganze Haus zieht. Wer sich schon einmal über die Wartezeit in der Arztpraxis geärgert hat, findet ebenfalls Trost bei der musikalisc­hen Tragödie des Patienten, der sich drei Stunden lang durch die Reihen im Wartezimme­r hangelt und schließlic­h ohne ärztlichen Befund „gesundgewa­rtet“das Weite sucht. Egal, welches Thema die Maulquappe­n auch aufgreifen, ob „Mädels bei der Feuerwehr“, des Bauern Nachtgebet oder Uli Hoeneß‘ Knastmanns­chaft „Die Knackis“, ob einstimmig, dreistimmi­g oder „unstimmig“gesungen wird – bei allem spüren die Besucher die Lust des Trios am spaßigen Derblecken und übertriebe­nen Fabulieren, aber auch am kritischen Hinterfrag­en und Anprangern von Situatione­n und Aussagen, die den populistis­chen Rechtsruck in der Gesellscha­ft dokumentie­ren. Sie können auch ernsthaft ohne pädagogisc­hen Zeigefinge­r markante musikalisc­he Zeichen setzen.

 ?? Foto: Helmut Sauter ?? Die Maulquappe­n aus dem Allgäu bewegen sich in vielen musikalisc­hen Stilrichtu­n gen. Ihr Humor ist beißend und sehr bayrisch.
Foto: Helmut Sauter Die Maulquappe­n aus dem Allgäu bewegen sich in vielen musikalisc­hen Stilrichtu­n gen. Ihr Humor ist beißend und sehr bayrisch.

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