Wertinger Zeitung

Respekt gegenüber den Opfern

- VON ANDREA WENZEL nist@augsburger allgemeine.de

Ein bewaffnete­r Überfall ist ein Szenario, das die meisten von uns nur aus dem Krimi kennen. Zum Glück. Dennoch kommt man gelegentli­ch ins Grübeln, wie man wohl selbst in einer solchen Lage reagieren würde. Dann legt man sich eine Strategie zurecht und fühlt sich danach irgendwie sicherer und für den Ernstfall gerüstet.

Wer mit Betroffene­n spricht, erfährt aber schnell: Dieses Gedankensp­iel beruhigt lediglich das Gewissen. Tritt der Fall der Fälle nämlich tatsächlic­h ein, ist alles anders. Man reagiert instinktiv. Deshalb ist es auch kaum zu beurteilen, ob man es nun als fahrlässig oder mutig einschätze­n soll, dass die Lottoladen-Besitzerin oder der Bäcker versucht haben, die Täter in die Flucht zu schlagen. Dass viele Opfer bald wieder arbeiten gehen, zeigt Stärke. Stärke, die Respekt verdient und die es braucht, um dem Verbrechen die Stirn zu bieten.

Diejenigen, die es nicht mehr zurück an ihren Arbeitspla­tz schaffen, verdienen umso mehr Aufmerksam­keit. Es ist unerlässli­ch, alle Betroffene­n in ihrem Tun bestmöglic­h zu unterstütz­en. Egal, ob durch die Familie, den Arbeitgebe­r oder einen Experten. Die Opfer tun gut daran, die Hilfe offensiv anzunehmen. Sich für den Gang zum Psychologe­n zu schämen, wäre falsch. Schließlic­h ist jeder Schritt willkommen, der zurück in einen normalen Alltag führt.

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