Respekt gegenüber den Opfern
Ein bewaffneter Überfall ist ein Szenario, das die meisten von uns nur aus dem Krimi kennen. Zum Glück. Dennoch kommt man gelegentlich ins Grübeln, wie man wohl selbst in einer solchen Lage reagieren würde. Dann legt man sich eine Strategie zurecht und fühlt sich danach irgendwie sicherer und für den Ernstfall gerüstet.
Wer mit Betroffenen spricht, erfährt aber schnell: Dieses Gedankenspiel beruhigt lediglich das Gewissen. Tritt der Fall der Fälle nämlich tatsächlich ein, ist alles anders. Man reagiert instinktiv. Deshalb ist es auch kaum zu beurteilen, ob man es nun als fahrlässig oder mutig einschätzen soll, dass die Lottoladen-Besitzerin oder der Bäcker versucht haben, die Täter in die Flucht zu schlagen. Dass viele Opfer bald wieder arbeiten gehen, zeigt Stärke. Stärke, die Respekt verdient und die es braucht, um dem Verbrechen die Stirn zu bieten.
Diejenigen, die es nicht mehr zurück an ihren Arbeitsplatz schaffen, verdienen umso mehr Aufmerksamkeit. Es ist unerlässlich, alle Betroffenen in ihrem Tun bestmöglich zu unterstützen. Egal, ob durch die Familie, den Arbeitgeber oder einen Experten. Die Opfer tun gut daran, die Hilfe offensiv anzunehmen. Sich für den Gang zum Psychologen zu schämen, wäre falsch. Schließlich ist jeder Schritt willkommen, der zurück in einen normalen Alltag führt.