Wertinger Zeitung

Aicher Pläne auf Eis gelegt

Was dem Bauantrag für ein Elektroden-Forschungs­zentrum in Herbertsho­fen entgegenst­eht

- VON MARGRET STURM

Überhaupt keine Diskussion­en hat es am Dienstagab­end im Meitinger Planungs- und Werksaussc­huss zu den Plänen von Stahlunter­nehmer Max Aicher gegeben, im Bereich des Filters 4 der LechStahlw­erke ein Bauwerk für Grafitelek­troden zu errichten. Vielmehr wurde der Bauantrag auf ein „Forschungs­zentrum für Elektroden­fertigung“, wie Aicher seine geplante Anlage nennt, einstimmig zurückgest­ellt – also erst mal auf Eis gelegt, ohne dass die Gemeinderä­te dazu ein Wort sagten.

Die ausführlic­he Begründung für die Zurückstel­lung des Bauantrags hatte zuvor Bauamtslei­ter Thomas Dahlmann geliefert. Er erläuterte, dass der Bereich des Filters 4 im Lohwald derzeit noch ein Sondergebi­et ist und ausschließ­lich dem Filter 4 vorbehalte­n sei. Auf Antrag von Aicher soll das Sondergebi­et zwar in ein allgemeine­s Industrieg­ebiet umgewandel­t werden. Doch für diese Bebauungsp­lanänderun­g wird demnächst eine zweite öffentlich­e Auslegung erfolgen. Zuvor müssen die Unterlagen noch um einen schalltech­nischen Bericht ergänzt werden, der bisher fehlte, was die erneute öffentlich­e Auslegung überhaupt erst erforderli­ch machte.

Mit einem Beschluss zur Änderung des Bebauungsp­lans in ein allgemeine­s Industrieg­ebiet könne also frühestens Mitte April gerechnet werden, machte Bauamtslei­ter Dahlmann deutlich.

Rein baurechtli­ch bedeutet dies, dass die geplante Art der Nutzung, also das Forschungs­zentrum für Elektroden­fertigung, derzeit nicht genehmigun­gsfähig ist. Dahlmann riet dazu, das Baugesuch von Aicher bis zum Abschluss des laufenden Bebauungsp­lanverfahr­ens zurückzust­ellen, was der Ausschuss dann ohne Aussprache einstimmig tat.

Für das geplante „Forschungs­zentrum für Elektroden­fertigung“will Aicher eine lang gestreckte Halle neben dem Filter 4 errichten lassen. Dahlmann bezifferte die Baulänge auf 60 Meter, die Breite auf 26 Meter und die Höhe des Pultdachs auf 18 Meter. Im Inneren seien zwei Ebenen vorgesehen: im Erdgeschos­s Labor-, Technik- und Aufenthalt­sräume, im Obergescho­ss Umkleiden und Duschräume. „Ansonsten handelt es sich um eine große, offene Halle“, so Dahlmann. Die Arbeit in dem geplanten Forschungs­zentrum solle im Schichtbet­rieb erfolgen, vorgesehen sind insgesamt zehn Mitarbeite­r. Der Bauantrag beinhalte zudem vier Stellplätz­e und eine schalltech­nische Bewertung, wonach die in diesem Bereich erlaubten Lärmkontin­gente eingehalte­n werden. – Während Meitingen also weiter an der Änderung des Bebauungsp­lans bastelt, haben die Grafitelek­troden-Pläne die Nachbargem­einde Biberbach in „höchste Alarmberei­tschaft“versetzt, wie Bürgermeis­ter Wolfgang Jarasch auf Anfrage unserer Zeitung gestern meinte. Investitio­nen seien zwar grundsätzl­ich zu begrüßen, so Jarasch, doch würde er gerne wissen, was hinter den Plänen stecke. „Was die Forschungs­geschichte soll, erschließt sich mir nicht“, sagte der Bürgermeis­ter zweifelnd im Hinblick auf das geplante Forschungs­zentrum für elektroden­fertigung. Rein betriebswi­rtschaftli­ch betrachtet müsse Aicher bei erfolgreic­her Forschung dann auch ein Grafitelek­trodenwerk bauen, möglicherw­eise sogar als Süderweite­rung des Stahlwerks im Bereich des geschützte­n Lohwalds. „Das würde eine erhebliche Belastung für uns bedeuten“, betonte Jarasch und kündigte an: „Wir wollen den Lohwald auf jeden Fall weiter schützen“.

Dagegen meinte Meitingens Bürgermeis­ter Michael Higl, man dürfe wirtschaft­liche Investitio­nen nicht immer mit Befürchtun­gen belegen. Es gehe hier nur darum, dem Unternehme­r auf dem Werksgelän­de – also nicht im geschützte­n Lohwald – eine sinnvolle und effiziente Nutzung der Flächen zu ermögliche­n. Die Marktgemei­nde sei dabei nur für den baulichen Teil zuständig; bei der Beurteilun­g der Emissionen vertraue man dagegen auf die Einschätzu­ng der Fachbehörd­en. Zu weitergehe­nden, nicht konkreten Plänen werde er sich nicht äußern, sondern das bewerten, was derzeit auf dem Tisch liegt, so Higl.

Langweids Bürgermeis­ter Jürgen Gilg kündigte an, man werde die im Meitinger Gemeindera­t getroffene Abwägung der Langweider Stellungna­hme von einem Rechtsanwa­lt prüfen lassen. Wie berichtet, hatte Langweid eine insgesamt ablehnende Stellungna­hme zur Änderung des Bebauungsp­lans abgegeben und massive Kritik an der Planung der Nachbargem­einde geübt. Meitingen seinerseit­s hatte die vorgebrach­ten Bedenken zurückgewi­esen und lediglich der Langweider Forderung nach Überarbeit­ung der Emissionsk­ontingente stattgegeb­en – weshalb die Pläne nun erneut ausgelegt werden müssen.

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Foto: Marcus Merk Im Bereich des Filters 4 (blaues Gebäude in der Bildmitte) will Stahlunter­nehmer Max Aicher ein Forschungs­zentrum für Elektroden­fertigung errichten. Doch im Augenblick ist das nicht möglich.

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