Aicher Pläne auf Eis gelegt
Was dem Bauantrag für ein Elektroden-Forschungszentrum in Herbertshofen entgegensteht
Überhaupt keine Diskussionen hat es am Dienstagabend im Meitinger Planungs- und Werksausschuss zu den Plänen von Stahlunternehmer Max Aicher gegeben, im Bereich des Filters 4 der LechStahlwerke ein Bauwerk für Grafitelektroden zu errichten. Vielmehr wurde der Bauantrag auf ein „Forschungszentrum für Elektrodenfertigung“, wie Aicher seine geplante Anlage nennt, einstimmig zurückgestellt – also erst mal auf Eis gelegt, ohne dass die Gemeinderäte dazu ein Wort sagten.
Die ausführliche Begründung für die Zurückstellung des Bauantrags hatte zuvor Bauamtsleiter Thomas Dahlmann geliefert. Er erläuterte, dass der Bereich des Filters 4 im Lohwald derzeit noch ein Sondergebiet ist und ausschließlich dem Filter 4 vorbehalten sei. Auf Antrag von Aicher soll das Sondergebiet zwar in ein allgemeines Industriegebiet umgewandelt werden. Doch für diese Bebauungsplanänderung wird demnächst eine zweite öffentliche Auslegung erfolgen. Zuvor müssen die Unterlagen noch um einen schalltechnischen Bericht ergänzt werden, der bisher fehlte, was die erneute öffentliche Auslegung überhaupt erst erforderlich machte.
Mit einem Beschluss zur Änderung des Bebauungsplans in ein allgemeines Industriegebiet könne also frühestens Mitte April gerechnet werden, machte Bauamtsleiter Dahlmann deutlich.
Rein baurechtlich bedeutet dies, dass die geplante Art der Nutzung, also das Forschungszentrum für Elektrodenfertigung, derzeit nicht genehmigungsfähig ist. Dahlmann riet dazu, das Baugesuch von Aicher bis zum Abschluss des laufenden Bebauungsplanverfahrens zurückzustellen, was der Ausschuss dann ohne Aussprache einstimmig tat.
Für das geplante „Forschungszentrum für Elektrodenfertigung“will Aicher eine lang gestreckte Halle neben dem Filter 4 errichten lassen. Dahlmann bezifferte die Baulänge auf 60 Meter, die Breite auf 26 Meter und die Höhe des Pultdachs auf 18 Meter. Im Inneren seien zwei Ebenen vorgesehen: im Erdgeschoss Labor-, Technik- und Aufenthaltsräume, im Obergeschoss Umkleiden und Duschräume. „Ansonsten handelt es sich um eine große, offene Halle“, so Dahlmann. Die Arbeit in dem geplanten Forschungszentrum solle im Schichtbetrieb erfolgen, vorgesehen sind insgesamt zehn Mitarbeiter. Der Bauantrag beinhalte zudem vier Stellplätze und eine schalltechnische Bewertung, wonach die in diesem Bereich erlaubten Lärmkontingente eingehalten werden. – Während Meitingen also weiter an der Änderung des Bebauungsplans bastelt, haben die Grafitelektroden-Pläne die Nachbargemeinde Biberbach in „höchste Alarmbereitschaft“versetzt, wie Bürgermeister Wolfgang Jarasch auf Anfrage unserer Zeitung gestern meinte. Investitionen seien zwar grundsätzlich zu begrüßen, so Jarasch, doch würde er gerne wissen, was hinter den Plänen stecke. „Was die Forschungsgeschichte soll, erschließt sich mir nicht“, sagte der Bürgermeister zweifelnd im Hinblick auf das geplante Forschungszentrum für elektrodenfertigung. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet müsse Aicher bei erfolgreicher Forschung dann auch ein Grafitelektrodenwerk bauen, möglicherweise sogar als Süderweiterung des Stahlwerks im Bereich des geschützten Lohwalds. „Das würde eine erhebliche Belastung für uns bedeuten“, betonte Jarasch und kündigte an: „Wir wollen den Lohwald auf jeden Fall weiter schützen“.
Dagegen meinte Meitingens Bürgermeister Michael Higl, man dürfe wirtschaftliche Investitionen nicht immer mit Befürchtungen belegen. Es gehe hier nur darum, dem Unternehmer auf dem Werksgelände – also nicht im geschützten Lohwald – eine sinnvolle und effiziente Nutzung der Flächen zu ermöglichen. Die Marktgemeinde sei dabei nur für den baulichen Teil zuständig; bei der Beurteilung der Emissionen vertraue man dagegen auf die Einschätzung der Fachbehörden. Zu weitergehenden, nicht konkreten Plänen werde er sich nicht äußern, sondern das bewerten, was derzeit auf dem Tisch liegt, so Higl.
Langweids Bürgermeister Jürgen Gilg kündigte an, man werde die im Meitinger Gemeinderat getroffene Abwägung der Langweider Stellungnahme von einem Rechtsanwalt prüfen lassen. Wie berichtet, hatte Langweid eine insgesamt ablehnende Stellungnahme zur Änderung des Bebauungsplans abgegeben und massive Kritik an der Planung der Nachbargemeinde geübt. Meitingen seinerseits hatte die vorgebrachten Bedenken zurückgewiesen und lediglich der Langweider Forderung nach Überarbeitung der Emissionskontingente stattgegeben – weshalb die Pläne nun erneut ausgelegt werden müssen.