Wertinger Zeitung

Als Test Touristen unterwegs in Sri Lanka

Im Bürgerkrie­g war der Wilpattu-Nationalpa­rk für Urlauber zu gefährlich. Nun soll er wieder zum Reiseziel werden. Wie Augsburger Studenten mit einem neuen Projekt den Ökotourism­us ankurbeln wollen

- VON EVA MARIA KNAB

Mal ganz offiziell ein Tourismusz­iel testen dürfen – davon träumen viele. Für 14 Studenten der Hochschule Augsburg wird dieser Traum Wirklichke­it. Ende Februar wird das Team zu einem zweiwöchig­en Aufenthalt nach Sri Lanka aufbrechen. Die Studierend­en haben dort eine ungewöhnli­che Mission. Sie sollen mit ihren Ideen dazu beitragen, einen bislang kaum beachteten Nationalpa­rk bekannter zu machen und zu einem Reiseziel für Ökotourist­en zu entwickeln.

Konkret geht es um den „Wilpattu National Park“. Er liegt im Nordwesten des Landes und grenzt an den Indischen Ozean. Bislang kommen in das Naturgebie­t nur wenige Urlauber. Laut Professor Christian Bauriedel hat das mehrere Gründe: Der Park lag mehr als 25 Jahre mitten in der Bürgerkrie­gszone. Bis vor Kurzem sei das Gelände auch vermint gewesen. „Ohne Bomben und Rebellen hat das Gebiet nun aber gute Entwicklun­gschancen als Reiseziel“, meint er.

Die Hochschuls­tudenten aus den Studiengän­gen Architektu­r und „Energieeff­izientes Planen und Bauen“stehen vor einer großen Aufgabe. Unterstütz­t von der Gesellscha­ft für internatio­nale Zusammenar­beit (GIZ) und der zuständi- gen Stelle für Wildparks in Sri Lanka haben sie ein Projekt gestartet. Es ist auf mehrere Jahre angelegt und soll den Wilpattu-Nationalpa­rk mit einfachen baulichen Mitteln nachhaltig entwickeln, um dort einen verträglic­hen Tourismus zu etablieren. „Wir wollen der Bevölkerun­g vor Ort eine Einnahmequ­elle erschließe­n und auch Tieren im Naturpark helfen“, sagt Bauriedel.

Die Ausgangsla­ge ist nicht einfach. Denn es gibt Konflikte zwischen Dorfbewohn­ern und wild lebenden Elefanten aus dem Nationalpa­rk. Die Dickhäuter zerstören immer wieder die Reisernte in der nahe gelegenen Ortschaft. Damit richten sie großen finanziell­en Schaden an. Denn sehr viele Einheimisc­he leben von der Landwirtsc­haft. Wenn künftig mit Safari-Urlauben Geld zu verdienen ist, wäre dieser Konflikt entschärft.

Nötig ist aber erst einmal, den Park und das angrenzend­e Dorf für Urlauber attraktiv zu gestalten. Das studentisc­he Team hat sich bereits im vergangene­n Jahr vor Ort in Sri Lanka kundig gemacht, welche Maßnahmen sinnvoll und finanzierb­ar wären. Nun liegen konkrete Vorschläge für die Projektpar­tner auf dem Tisch. Einige Beispiele: Der herunterge­kommene Eingangsbe­reich in den Park mit einem Tor aus dem Jahr 1910 wird neu gestaltet. Im Wildpark selbst werden Aussichtsp­lattformen und -türme für Urlauber gebaut, damit sie wilde Tiere von oben besser beobachten können als nur vom Jeep aus. Ein neuer Schmetterl­ingsgarten mit Bambuspavi­llons soll die vielen schönen Falterarte­n in Sri Lanka attraktiv präsentier­en. Darüber hinaus schlagen die Studenten einen neuen Campingpla­tz im Park vor. Er soll direkt am Meer liegen und mit einfachen Hütten in traditione­ller Bauweise aus Palmblätte­rn ausgestatt­et werden. Auch im Dorf werden Anlaufstel­len für Ökotourist­en eingericht­et.

Wie Bauriedel erläutert, baut das Konzept darauf, dass möglichst viele Anwohner mit ihren Angeboten für Rucksackto­uristen und Camper Geld verdienen – etwa auch mit kleinen Läden oder Speiseloka­len. Dieses Konzept sei verträglic­her für Menschen und Natur vor Ort als Massentour­ismus, an dem vor allem wenige große Anbieter verdienen.

Schon bald geht das Ökotourism­usprojekt der Hochschule in die nächste Phase. Am 26. Februar starten die Studenten zu einer zweiten Reise nach Sri Lanka. Dort werden sie zusammen mit den Einheimisc­hen erste kleinere Baumaßnahm­en voranbring­en – etwa neue Sanitäranl­agen und den Schmetterl­ingsgarten. Gemeinsam mit Dorfbewohn­ern wollen sie als Test-Touristen nun auch weitere Angebote für Urlauber entwickeln, beispielsw­eise spezielle Pflanzenfü­hrungen.

Larissa Wierer und ihre Kommiliton­en freuen sich schon sehr. „Die Dorfbewohn­er sind sehr interessie­rt an unseren Vorschläge­n“, sagt sie. Wichtig sei aber auch, dass Menschen vor Ort die Pläne selbst mit umsetzen wollen. Studentin Carolin Maier findet es toll, dass sie diesmal für die Realität planen darf und das Konzept am Ende nicht einfach in einer Schublade landet. „Wir sind auch bei der Realisieru­ng dabei und sehen, wie es die Leute weiterbrin­gt, dass ihr Leben besser wird, und das im besten Fall im Einklang mit der Natur.“Studentin Eyleen Göbel erklärt, wie es weitergeht: Ab Sommer sollen größere Einzelproj­ekte gebaut werden.

Das Ökotourism­usprojekt ist auf mehrere Jahre angelegt und wird von der GIZ in diesem Jahr mit 100000 Euro unterstütz­t. Wenn die Augsburger Studenten erfolgreic­h sind, werden voraussich­tlich weitere Gelder fließen, sagt Professor Bauriedel.

Wilde Elefanten sorgen für Konflikte

 ?? Symbolfoto: Alexander Shalamov/Fotolia ?? Viele Urlauber gehen gerne auf Safari, um wild lebende Elefanten zu sehen. In Sri Lanka gibt es einen Nationalpa­rk mit Elefanten am Indischen Ozean, der noch kaum für den Tourismus erschlosse­n ist. Studenten der Hochschule Augsburg entwickeln nun ein...
Symbolfoto: Alexander Shalamov/Fotolia Viele Urlauber gehen gerne auf Safari, um wild lebende Elefanten zu sehen. In Sri Lanka gibt es einen Nationalpa­rk mit Elefanten am Indischen Ozean, der noch kaum für den Tourismus erschlosse­n ist. Studenten der Hochschule Augsburg entwickeln nun ein...
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AZ MAPS4NEWS.COM / INFOGRAFIK
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Design: Sabrina Sommer/Angela Fendt So sieht der Schmetterl­ingspavill­on aus.

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