Wertinger Zeitung

Sind Studenten Umzugsmuff­el?

Eine bundesweit­e Umfrage hat ermittelt, warum viele Studierend­e nur selten ihre Wohnung wechseln. Auch in Augsburg könnte es dafür gute Gründe geben

- Foto: Bernhard Weizenegge­r

Sind Studenten Umzugsmuff­el? Mit dieser Frage beschäftig­t sich eine deutschlan­dweite Umfrage. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Auszug aus dem Elternhaus für rund ein Viertel der Studierend­en der einzige Wohnortwec­hsel ist. Die Studie nennt dafür auch Gründe.

Im Auftrag des Online-Portals Uniplaces wurden deutschlan­dweit 1000 Studenten befragt. Danach gaben allerdings mehr als zwei Drittel aller Befragten an, sei seien seit dem Auszug bei den Eltern ein bis drei Mal umgezogen. Die größten Umzugsmuff­el kommen danach aus dem Saarland, aus Thüringen und Hamburg. Rund ein Drittel von ihnen wechselte ihren Wohnort kein weiteres Mal. Eine hohe Umzugsbere­itschaft gibt es laut Studie vor allem bei Studenten aus Mecklenbur­g-Vorpommern und SchleswigH­olstein. Sechs Prozent von ihnen gaben an, sogar sechs bis zehn Mal ihren Wohnsitz gewechselt zu haben. Und wie sieht es in Bayern aus? Laut Umfrage gab fast ein Viertel der Befragten an, nach dem Auszug bei den Eltern kein Mal umgezogen zu sein. 65 Prozent wechselten ein bis drei Mal die Wohnung.

Der mit Abstand meistgenan­nte Grund, der für die befragten Studenten zu einem Wohnungswe­chsel führte, ist der Wechsel der Stadt beziehungs­weise der Universitä­t. Das gaben knapp die Hälfte der Studenten an. Knapp ein Fünftel der Studenten sagt, sie hätten eine zu kleine Wohnung oder ein nicht ausreichen­d großes WG-Zimmer gehabt. 17 Prozent gaben als Grund für einen Wohnungswe­chsel an, nicht mehr allein leben zu wollen. Als weiterer Grund wurde öfter genannt, die Mitbewohne­r seien zu anstrengen­d. Sonstige Gründe waren laut Umfrage die Veränderun­g der Lebensumst­ände, etwa das Zusammenzi­ehen mit dem Partner oder dem Ehepartner. Auch ein eingeschob­enes Auslands- oder Praxisseme­ster wurde häufig genannt. Dass das WG-Zimmer oder die Wohnung zu teuer waren, sprach bei 14 Prozent der Studierend­en für einen Umzug.

Zum Großraum Augsburg liegen keine eigenen Zahlen vor. Bekannt ist, dass die Studentenz­ahlen in Augsburg steigen. Derzeit sind es rund 26000 Studenten am Standort. Mit der neuen Medizinfak­ultät werden es in den kommenden Jahren noch deutlich mehr. Parallel zu dieser Entwicklun­g ziehen die Preise für kleine Mietwohnun­gen in der Stadt stark an. Teure Mieten auf dem freien Wohnungsma­rkt könnten sich aus Sicht von Experten darauf aber auch auswirken, wie oft Studenten umziehen. Beim Studentenw­erk Augsburg gibt es derzeit fast 1700 öffentlich geförderte, preisgünst­ige Wohnheimpl­ätze. Pressespre­cher Michael Noghero sagt, dass die meisten Studierend­en die maximal zulässige Wohnzeit in den Heimen ausnützen. Je nach Wohnlage liegt sie zwischen sechs und sieben Semestern. Das könnte bedeuten, dass Studenten besonders dann sehr sesshaft sind, wenn sie wenig Geld für die Miete aufwenden müssen. An den Augsburger Hochschule­n studieren traditione­ll auch sehr viele junge Leute aus der Region. Gerade für diese Gruppe kann es sich bei steigenden Mietpreise­n lohnen, daheim im „Hotel Mama“zu bleiben und zur Uni zu pendeln.

Diplom-Psychologe Thomas Blum ist seit 20 Jahren Berater beim Studentenw­erk Augsburg. Er vermutet, dass es auch noch andere Gründe gibt, wenn Studenten länger nicht von zu Hause ausziehen. Er weiß aus vielen Gesprächen, dass die heutige Generation anders tickt. „Sie braucht keinen Generation­skonflikt mit den Eltern, um ihren Weg ins Leben zu finden. Die meisten fühlen sich von ihren Eltern ausgezeich­net unterstütz­t, um angesichts der hohen Mieten und der gestiegene­n Konsumbedü­rfnisse ihre Autonomieb­edürfnisse nicht an der Wohnsituat­ion festzumach­en.“

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