Sind Studenten Umzugsmuffel?
Eine bundesweite Umfrage hat ermittelt, warum viele Studierende nur selten ihre Wohnung wechseln. Auch in Augsburg könnte es dafür gute Gründe geben
Sind Studenten Umzugsmuffel? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine deutschlandweite Umfrage. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Auszug aus dem Elternhaus für rund ein Viertel der Studierenden der einzige Wohnortwechsel ist. Die Studie nennt dafür auch Gründe.
Im Auftrag des Online-Portals Uniplaces wurden deutschlandweit 1000 Studenten befragt. Danach gaben allerdings mehr als zwei Drittel aller Befragten an, sei seien seit dem Auszug bei den Eltern ein bis drei Mal umgezogen. Die größten Umzugsmuffel kommen danach aus dem Saarland, aus Thüringen und Hamburg. Rund ein Drittel von ihnen wechselte ihren Wohnort kein weiteres Mal. Eine hohe Umzugsbereitschaft gibt es laut Studie vor allem bei Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern und SchleswigHolstein. Sechs Prozent von ihnen gaben an, sogar sechs bis zehn Mal ihren Wohnsitz gewechselt zu haben. Und wie sieht es in Bayern aus? Laut Umfrage gab fast ein Viertel der Befragten an, nach dem Auszug bei den Eltern kein Mal umgezogen zu sein. 65 Prozent wechselten ein bis drei Mal die Wohnung.
Der mit Abstand meistgenannte Grund, der für die befragten Studenten zu einem Wohnungswechsel führte, ist der Wechsel der Stadt beziehungsweise der Universität. Das gaben knapp die Hälfte der Studenten an. Knapp ein Fünftel der Studenten sagt, sie hätten eine zu kleine Wohnung oder ein nicht ausreichend großes WG-Zimmer gehabt. 17 Prozent gaben als Grund für einen Wohnungswechsel an, nicht mehr allein leben zu wollen. Als weiterer Grund wurde öfter genannt, die Mitbewohner seien zu anstrengend. Sonstige Gründe waren laut Umfrage die Veränderung der Lebensumstände, etwa das Zusammenziehen mit dem Partner oder dem Ehepartner. Auch ein eingeschobenes Auslands- oder Praxissemester wurde häufig genannt. Dass das WG-Zimmer oder die Wohnung zu teuer waren, sprach bei 14 Prozent der Studierenden für einen Umzug.
Zum Großraum Augsburg liegen keine eigenen Zahlen vor. Bekannt ist, dass die Studentenzahlen in Augsburg steigen. Derzeit sind es rund 26000 Studenten am Standort. Mit der neuen Medizinfakultät werden es in den kommenden Jahren noch deutlich mehr. Parallel zu dieser Entwicklung ziehen die Preise für kleine Mietwohnungen in der Stadt stark an. Teure Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt könnten sich aus Sicht von Experten darauf aber auch auswirken, wie oft Studenten umziehen. Beim Studentenwerk Augsburg gibt es derzeit fast 1700 öffentlich geförderte, preisgünstige Wohnheimplätze. Pressesprecher Michael Noghero sagt, dass die meisten Studierenden die maximal zulässige Wohnzeit in den Heimen ausnützen. Je nach Wohnlage liegt sie zwischen sechs und sieben Semestern. Das könnte bedeuten, dass Studenten besonders dann sehr sesshaft sind, wenn sie wenig Geld für die Miete aufwenden müssen. An den Augsburger Hochschulen studieren traditionell auch sehr viele junge Leute aus der Region. Gerade für diese Gruppe kann es sich bei steigenden Mietpreisen lohnen, daheim im „Hotel Mama“zu bleiben und zur Uni zu pendeln.
Diplom-Psychologe Thomas Blum ist seit 20 Jahren Berater beim Studentenwerk Augsburg. Er vermutet, dass es auch noch andere Gründe gibt, wenn Studenten länger nicht von zu Hause ausziehen. Er weiß aus vielen Gesprächen, dass die heutige Generation anders tickt. „Sie braucht keinen Generationskonflikt mit den Eltern, um ihren Weg ins Leben zu finden. Die meisten fühlen sich von ihren Eltern ausgezeichnet unterstützt, um angesichts der hohen Mieten und der gestiegenen Konsumbedürfnisse ihre Autonomiebedürfnisse nicht an der Wohnsituation festzumachen.“