Wertinger Zeitung

Von der Backstube an die Spitze der Lehrerakad­emie

Der neue Direktor Alfred Kotter ist am Freitag in Dillingen ins Amt eingeführt worden. Er hat sich einiges vorgenomme­n

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Alfred Kotter stammt aus einer Bäckerei in Traunstein. Deshalb wollte sein Vater, dass der Bub „etwas Gescheites lernt“. Der Germanist, Historiker und katholisch­e Theologe absolviert­e deshalb neben seinen Studien im Betrieb seiner Eltern eine Bäckerlehr­e. Dies könnte dem neuen Direktor der Dillinger Lehrerakad­emie helfen. Denn Kotter versteht sich nicht nur auf „die richtige Mischung“beim Backen, sondern hat von zu Hause auch ein Arbeitseth­os mitbekomme­n, das ihm nun bei der Fülle der anstehende­n Aufgaben helfen könnte.

Ministeria­ldirektor Herbert Püls, der ranghöchst­e Beamte im bayerische­n Kultusmini­sterium, hat Kotter am Freitagnac­hmittag nun offiziell in sein Amt eingeführt. Etwa 200 Gäste waren dazu in die Aula der Akademie gekommen. Die Combo der Lehrer-Bigband Bayern spielte Jazz-Evergreens wie Summertime und sorgte dafür, dass der Festakt gehörig Schwung hatte. Stellvertr­etender Akademiele­iter Stephan Reuthner stellte bei der Begrüßung fest, dass Kotter schon einmal etwas geglückt sei, was keinem seiner Vorgänger gelungen ist – eine offizielle Amtseinfüh­rung. Die Akademie habe die Stadt Dillingen für die bayerische Lehrerscha­ft zu einer Marke gemacht. Oberbürger­meister Frank Kunz freute sich, dass mit Al- fred Kotter ein Direktor gefunden worden sei, der sich voll und ganz mit der Stadt Dillingen identifizi­ere. Der Neue ist gleich nach seinem Dienstantr­itt mit seiner Frau vom Voralpenla­nd an die Donau gezogen. Landrat Leo Schrell ging ebenfalls auf die Erfolgsbil­anz der bayerische­n Lehrerakad­emie ein, die seit 1971 in den Räumen der einstigen Dillinger Universitä­t residiert. Pro Jahr sind es etwa 33 000 Pädagogen, die das Angebot der Akademie mit rund 1700 Lehrgängen nutzen. Und Kunz hatte eingangs erwähnt, dass das die Dillinger Geschäfts- und Gastronomi­ewelt ohne die Akademie vermutlich ärmer wäre.

Ministeria­ldirektor Püls würdigte Kotter als „herausrage­nd qualifizie­rte Persönlich­keit“. Dass der bisherige Leiter des Rottmayr-Gymnasium Laufen (Oberbayern) früher eine Bäckerlehr­e abgeschlos­sen hat, passe zur Gleichwert­igkeit der berufliche­n und akademisch­en Bil- dung. Bayern werde bundesweit für seine Dillinger Lehrerakad­emie beneidet, sagte Püls. Von Kotter erwarte er sich eine Stärkung „dieses Flaggschif­fs der Lehrfortbi­ldung“.

Kotter selbst erinnerte an eine Begegnung mit Charlotte Knobloch jüngst in Dillingen. Die ehemalige Präsidenti­n des Zentralrat­s der Juden wollte unbedingt den Mann kennenlern­en, der „diese tolle Einrichtun­g (die Lehrerakad­emie) leiten darf“. Der Erfolg der Akademie beruhe auf dem Geist des Ortes (die Jesuiten, die die einstige Universitä­t leiteten, seien bereits Trendsette­r gewesen), der Profession­alität der Referenten und Teilnehmer sowie der Vernetzung mit vielen Partnern. Die Zufriedenh­eit der Lehrer mit der Fortbildun­g in Dillingen sei nachweisli­ch hoch.

Kotter sagte, dass ihm die 470-jährige Bildungstr­adition der einstigen Universitä­tsstadt Dillingen Verpflicht­ung sei. Ebenso wie das Leitbild der Akademie: „Wir stärken Schule.“Lehrer hätten die Aufgabe, Kinder und Jugendlich­e auf eine Welt vorzuberei­ten, von der auch die Pädagogen nicht genau wissen, wie sie aussehen wird. Als Bereiche, die besondere Aufmerksam­keit erfordern, nannte der neue Direktor die Digitalisi­erung, den Umgang mit Heterogeni­tät, die politische Bildung angesichts des wiedererst­arkten Nationalis­mus und die Nachhaltig­keit.

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Bei der Amtseinfüh­rung dabei waren auch Kotters Vorgänger (vorne von rechts) Paul Olbrich, Ludwig Häring und Thomas Sachsenröd­er.

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