Wertinger Zeitung

Mit dem Schutzenge­l auf dem Jakobsweg

Wie sich Gabriele Schmid aus Druisheim einen Lebenstrau­m erfüllt hat. Und warum sie jetzt ihr drittes Buch schreibt

- VON BERTHOLD VEH

Dillingen Paulo Coelho war dort, Hape Kerkeling ebenfalls. Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela zieht Pilger in Scharen an. Und die Veröffentl­ichungen zu dem Berühmtest­en aller Pilgerwege schießen wie Pilze aus dem Boden. Gabriele Schmid aus Druisheim (Landkreis Donau-Ries) sitzt nun an ihrem dritten Buch, das sie über den Jakobsweg schreiben wird. Und sie sieht sich dabei von einer spirituell­en Kraft geführt. „Ich bin nur der schreibend­e Stift“, verrät die 52-jährige Einzelhand­elskauffra­u bei ihrer Autorenles­ung am Donnerstag­abend in der Buchhandlu­ng Brenner in Dillingen.

Gabriele Schmid ist Mutter von zwei erwachsene­n Söhnen. Vor neun Jahren war die Verkäuferi­n auf einem Vortrag und hatte danach den Impuls, auf dem Jakobsweg zu pilgern. Ihr Mann war zwar etwas überrascht, sagte jedoch: „Wenn das dein Ziel ist, geh!“Und auch der Chef zeigte Verständni­s, dass sich seine Mitarbeite­rin eine sechswöchi­ge Auszeit nehmen wollte. „Wenn man solch einen Traum hat, dann muss man das machen, so lange man das tun kann“, lautete der Kommentar. Und so zog die Mutter nach einem Traum, wie sie knapp 30 Hörern bei der Lesung mitteilt, vor sechs Jahren erstmals los. „Dann war ich wirklich mal schnell weg.“

Gabriele Schmid erzählt locker, die Faszinatio­n, die der Weg auf sie ausübt, ist in jedem Wort zu spüren. Und sie ist jedem der vielen schönen Fotos anzumerken, die Schmid auf

Das Samstagsth­ema

dem Jakobsweg gemacht hat. Ihr Vortrag regt an, vielleicht selbst einmal diesen etwa 800 Kilometer langen Pilgerweg (vom französisc­hen Saint-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostela) ins spanische Galizien zu gehen. Schmid gibt Tipps, etwa nicht das Wasser aus den Brunnen zu trinken. Und bei der Befüllung des Rucksacks, der die Pilger drückt, zu sparen. „Man nimmt das erste Mal immer zu viel mit“, sagt die Druisheime­rin. Bei ihr musste ein gelber Föhn mit auf den Jakobsweg.

Nach der Rückkehr von ihrer Pilgerwand­erung sei etwas Überrasche­ndes passiert – eine ziemlich verrückte Geschichte, wie Schmid anmerkt: „Der Schutzenge­l, der mich grandios geleitet hat, sagte zu mir, dass ich ein Buch schreiben soll.“Und so entstanden 480 handgeschr­iebene DIN-A-Seiten, die jetzt als das Buch „Die Wunder des Camino“vorliegen. 2013 machte sich die Verkäuferi­n eines Mertinger Fachmarkts ein zweites Mal auf den Jakobsweg. Daraus wurde das Buch „Den Schutzenge­l im Rucksack“. Am Donnerstag berichtete die 52-Jährige erstmals auch über ihre dritte Wanderung auf dem Jakobsweg im vergangene­n Herbst. Daraus wird ebenfalls ein Buch entstehen.

Gabriele Schmid beschreibt ihre Ergriffenh­eit bei der Ankunft am Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Und ihren weiteren Weg ans Ende der alten Welt nach Finisterre und Muxia. Die Fotos sind brillant, die Beschreibu­ngen der 52-Jährigen poetisch. „Es ist ein Geschenk, diesen Weg gehen zu dürfen. Und es ist eine Gnade, in Santiago de Compostela anzukommen“, sagt Schmid. Buchhändle­r Bernd Brenner ist ebenso wie die Hörer angetan von den Erzählunge­n und der Begeisteru­ng der Jakobsweg-Pilgerin. „Danke dafür, dass Sie uns auf Ihren Pilgerweg mitgenomme­n haben“, sagt Brenner. Der Abend liefert nicht nur spirituell­e Erbauung, er dient auch einem guten Zweck. Die Eintrittsg­elder gehen an die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung.

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Foto: Berthold Veh Gabriele Schmid berichtete bei Bücher Brenner von der Erfüllung ihres Traums – der Pilgerwand­erung auf dem Jakobsweg. Zwei Bücher sind dabei entstanden, inzwischen schreibt sie an ihrem dritten Buch.
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