Übergabe
Heute ist Stefan Lenz den letzten Tag Rathauschef in Höchstädt. Dann übernimmt Gerrit Maneth. Die Stellvertreter Stephan Karg und Hans Mesch treten kürzer
Höchstädt Heute geht Stefan Lenz zum letzten Mal ins Höchstädter Rathaus. Zumindest in Funktion als Bürgermeister. Zum letzten Mal spricht er mit seinen Mitarbeitern, bedankt sich für die Zusammenarbeit und nimmt Abschied. Ungewollt. „Das sind die Fakten“, sagt Stefan Lenz. Der letzte Gang heute habe sehr wohl aber eine emotionale Seite für den Blindheimer. War er doch Vollblut-Bürgermeister. Vor 15 Monaten erlitt er einen schweren Herzinfarkt. So schwer, dass er das Amt des Ersten Bürgermeisters von jetzt auf gleich nicht mehr ausüben konnte. Seither kämpft sich der 57-Jährige mit Herzblut zurück ins Leben. Die Entscheidung, seine Dienstfähigkeit durch einen Amtsarzt prüfen zu lassen, hat Lenz im vergangenen Jahr selbst getroffen, aus Verantwortung gegenüber der Stadt, wie er immer wieder betont. Nun ist der Tag gekommen, an dem er offiziell und endgültig die Verantwortung abgeben muss. Ab morgen übernimmt Gerrit Maneth die Führung der Stadt.
Rein körperlich geht es ihm schon ganz gut, wie Lenz erzählt. „Aber es fehlt noch an der Konzentrationsfähigkeit und am Kurz- und Langzeitgedächtnis.“Alles sei wieder herstellbar, aber das könne Monate oder gar Jahre dauern. Mittelfristig suche und brauche Lenz aber eine neue Tätigkeit, wie er erzählt. Was genau, könne er nicht absehen, es sei sehr komplex. Aufgrund der kurzen Dienstzeit habe er keinen Pensionsanspruch, gleichzeitig ist er dienstunfähig, aber nicht in den Ruhestand versetzt worden. Ob er sich weiter für die Stadt Höchstädt ein- setzen will? „Wenn mein Nachfolger mich fragt, werde ich antworten, ganz einfach. Aktiv werde ich mich nicht einmischen. Wenn es Projekte gibt, bei denen ich mitarbeiten kann, dann gerne. Aber das kommt darauf an, zu was ich in der Lage bin“, so Lenz. Dass nun Gerrit Maneth sein Nachfolger ist, sei für ihn ein versöhnlicher Abschluss. Er sei dankbar für seine Bürgermeisterzeit, für das, was er in der Ausübung seines Amtes erleben durfte. „Es war eine tolle Zeit.“Er sagt aber auch: „Ich war tot und habe nochmal eine Chance bekommen. Dieses Glück hat nicht jeder.“
In den vergangenen 15 Monaten hatte die Stadt Höchstädt zwar keinen Bürgermeister. Sie war aber nicht ohne Führung. Schon am Montag, ein Tag nach dem Herzinfarkt von Lenz, haben Zweiter Bürgermeister Stephan Karg und Dritter Bürgermeister Hans Mesch die Verantwortung übernommen. Die beiden Stellvertreter haben in den knapp eineinhalb Jahren mit großem Einsatz die Geschicke der Stadt geleitet – und dafür ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. „Man konnte im Vorfeld nicht wissen, was auf einen zukommt. Es ist beruflich und auch privat vieles liegen geblieben. Die Hauptkraft lag auf dem Amt“, erzählt Karg. Und die Arbeit war bis zum heutigen, dem letzten Tag als offizielles Gesicht der Stadt, für Karg nicht weniger. Grundstücksverhandlungen, Mitarbeitergespräche und letzte Unterschriften musste er tätigen. „Jetzt muss ich nur noch den Generalschlüssel abgeben“, sagt Karg und lacht. Auch, wenn er die Vertreterrolle gerne und mit bestem Gewissen ausgeübt habe, so sagt der Familienvater nun: „Es reicht jetzt.“Als erster Ansprechpartner der Stadt habe er in den vergangenen Monaten nie „Nein“sagen können. Nun, in der zweiten Reihe, sei dies wieder mehr möglich. „Ich bleibe natürlich weiterhin für jeden gerne ein Ansprechpartner. Aber nun kann ich die Verantwortung wieder weitergeben.“Hans Mesch, Dritter Bürgermeister, stimmt ihm zu und sagt: „Mir macht die Stellvertreterrolle sehr viel Spaß. Es war eine schöne Zeit und ich muss sagen: Bürgermeister ist ein toller Job – wenn man das machen will.“Er habe tolle Begegnungen erlebt, interessante Veranstaltungen besucht, einige Eheschließungen vorgenommen, wichtige Gespräche geführt und Entscheidungen mit vorangetrieben. „Mir macht das Spaß, für mich ist das kein Stress“, so Mesch.
Beide betonen, dass trotz der ungewöhnlichen Situation im Rathaus, es keinen Stillstand in der Stadt gegeben habe. „Ganz im Gegenteil: Wir haben viel gearbeitet und viel erreicht“, so Mesch. Er zählt beispielhaft auf: Baugebiet Ensbach Süd, Dorfmitte Deisenhofen, Wasserversorgung, B16 Nord, Sanierung Schule, alte Mädchenschule, Einzelhandelsgutachten, Innenstadt-Offensive und Stadtmarketing. „Wir waren und sind an allen Themen dran“, ergänzt Karg. Und das werde sich auch in der zweiten Reihe im Stadtrat nicht ändern. „Wir werden dem neuen Bürgermeister natürlich keine Informationen vorenthalten“, sagt Karg und Mesch fügt hinzu: „Wenn er clever ist, dann holt er sich uns beide schnellstmöglich auf einen Kaffee ins Rathaus.“Macht er, der neue Bürgermeister. Ein Treffen mit den beiden Vertretern ist bereits ausgemacht. Gerrit Maneth trifft sich schon heute mit beiden im Rathaus.