Was ist dem Landkreis die Geburtshilfe wert?
In der kommenden Woche stehen Haushaltsberatungen an. Im Vorfeld gibt es Debatten um die Geburtshilfe.
Landkreis, Kreiskliniken und Hebammen unternehmen derzeit vieles, um die Dillinger Geburtsstation zu retten. Gut so. Die Bedeutung der Station ist unbestritten, ihr Aus wäre ein schwerer Schlag für die Region.
Trotz aller Beteuerungen der Verantwortlichen, sie würden hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, muss man sich dennoch mit diesem Szenario auseinandersetzen. Der Personalmangel ist gravierend, qualifizierte und motivierte Fachärzte sind nur schwer an den vergleichsweise kleinen Standort Dillingen zu locken.
Dazu kommen finanzielle Nöte. Der Landkreis ist immer noch hoch verschuldet. Die Absichten von Landrat Schrell und Dillingens OB Kunz, die Geburtsstation um jeden Preis aufrecht erhalten zu wollen, sind zwar löblich. Aber Investitionen machen nur Sinn, wenn es eine langfristige Perspektive gibt. Die gibt es in Dillingen, Stand jetzt, nur bedingt. Dafür kommen dort zu wenige Kinder zur Welt. Nach dem Aus des Wertinger Kreißsaales wanderten die werdenden Eltern von dort eher nach Augsburg und Donauwörth ab, nicht wie erhofft in die Große Kreisstadt. Auch anderswo verlassen viele Mütter zum Entbinden den Landkreis. Sie fehlen der Dillinger Geburtshilfe.
Diese Tatsache spiegelt sich nicht nur in den Zahlen wider, sondern könnte sich auch auf die Solidarität im Landkreis auswirken. So zumindest kann man die Äußerung von Aislingens Bürgermeister Jürgen Kopriva bei der jüngsten Gemeindetagssitzung auslegen. Er betonte, dass es für dortige Randgemeinden keinen Unterschied macht, nach Dillingen oder nach Günzburg zu fahren. Es wird spannend zu beobachten, wie sich andere Randgemeinden bezüglich der Dillinger Geburtshilfe positionieren werden.
Die diversen Misstöne werden wohl trotzdem nichts daran ändern, dass der kommende Haushalt viel Geld für das Krankenhaus bereithalten wird. Dafür ist das Thema zu populär. Politiker, die an der Schließung einer Geburtsstation beteiligt wären, müssten automatisch den Verlust von Wählerstimmen fürchten.
Das Geld alleine wird die Zukunft der Geburtsstation jedoch nicht sichern. Vielmehr braucht es nun neue Konzepte. Die Station wird wohl nicht um eine Spezialisierung umhinkommen – zuletzt war etwa der gynäkologische Schwerpunkt „Inkontinenz“angedacht.