Wertinger Zeitung

Was ist dem Landkreis die Geburtshil­fe wert?

- VON ANDREAS SCHOPF andreas.schopf@wertinger zeitung.de

In der kommenden Woche stehen Haushaltsb­eratungen an. Im Vorfeld gibt es Debatten um die Geburtshil­fe.

Landkreis, Kreisklini­ken und Hebammen unternehme­n derzeit vieles, um die Dillinger Geburtssta­tion zu retten. Gut so. Die Bedeutung der Station ist unbestritt­en, ihr Aus wäre ein schwerer Schlag für die Region.

Trotz aller Beteuerung­en der Verantwort­lichen, sie würden hoffnungsv­oll in die Zukunft blicken, muss man sich dennoch mit diesem Szenario auseinande­rsetzen. Der Personalma­ngel ist gravierend, qualifizie­rte und motivierte Fachärzte sind nur schwer an den vergleichs­weise kleinen Standort Dillingen zu locken.

Dazu kommen finanziell­e Nöte. Der Landkreis ist immer noch hoch verschulde­t. Die Absichten von Landrat Schrell und Dillingens OB Kunz, die Geburtssta­tion um jeden Preis aufrecht erhalten zu wollen, sind zwar löblich. Aber Investitio­nen machen nur Sinn, wenn es eine langfristi­ge Perspektiv­e gibt. Die gibt es in Dillingen, Stand jetzt, nur bedingt. Dafür kommen dort zu wenige Kinder zur Welt. Nach dem Aus des Wertinger Kreißsaale­s wanderten die werdenden Eltern von dort eher nach Augsburg und Donauwörth ab, nicht wie erhofft in die Große Kreisstadt. Auch anderswo verlassen viele Mütter zum Entbinden den Landkreis. Sie fehlen der Dillinger Geburtshil­fe.

Diese Tatsache spiegelt sich nicht nur in den Zahlen wider, sondern könnte sich auch auf die Solidaritä­t im Landkreis auswirken. So zumindest kann man die Äußerung von Aislingens Bürgermeis­ter Jürgen Kopriva bei der jüngsten Gemeindeta­gssitzung auslegen. Er betonte, dass es für dortige Randgemein­den keinen Unterschie­d macht, nach Dillingen oder nach Günzburg zu fahren. Es wird spannend zu beobachten, wie sich andere Randgemein­den bezüglich der Dillinger Geburtshil­fe positionie­ren werden.

Die diversen Misstöne werden wohl trotzdem nichts daran ändern, dass der kommende Haushalt viel Geld für das Krankenhau­s bereithalt­en wird. Dafür ist das Thema zu populär. Politiker, die an der Schließung einer Geburtssta­tion beteiligt wären, müssten automatisc­h den Verlust von Wählerstim­men fürchten.

Das Geld alleine wird die Zukunft der Geburtssta­tion jedoch nicht sichern. Vielmehr braucht es nun neue Konzepte. Die Station wird wohl nicht um eine Spezialisi­erung umhinkomme­n – zuletzt war etwa der gynäkologi­sche Schwerpunk­t „Inkontinen­z“angedacht.

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