Wertinger Zeitung

Wenn im Schlaf die Atmung aussetzt

Für Menschen mit Schlafapno­e-Syndrom gibt es nun eine Selbsthilf­egruppe in der Region

- VON PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Er lag im Bett, schlafend und schnarchen­d, dann hörte seine Lunge für einige Sekunden auf, sich zu bewegen. Seine Ehefrau hat Thomas G. am nächsten Morgen darauf angesproch­en. 33 Jahre alt war er damals. Nun, mit 48, besucht er das Gründungst­reffen einer Selbsthilf­egruppe für Menschen in den Landkreise­n Günzburg und Dillingen, die unter dem Schlafapno­e-Syndrom leiden. Grundsätzl­ich ist die Schlafapno­e ein Krankheits­bild, bei dem die Luftzufuhr im Schlaf eingeschrä­nkt oder gar unterbunde­n wird, erklärt Dr. Joachim Durner, Chefarzt der Fachklinik Ichenhause­n, unserer Zeitung am Telefon. Die Ursachen sind unterschie­dlich. Menschen, die unter dem Schlafapno­e-Syndrom leiden, sind nicht unbedingt notorische Schnarcher oder umgekehrt. „Schnarchen ist unangenehm, aber an sich nicht schädlich.“Die Schlafapno­e hingegen ist mehr als eine Beschwerde – sie kann ernsthafte Folgen haben. Mittlerwei­le wisse man, dass sie ein ähnlich großer Risikofakt­or für Herzinfark­te und Schlaganfä­lle sei wie erhöhte Cholesteri­n- oder Blutzucker­werte, sagt der Mediziner. „Die Hälfte der Schlaganfa­llpatiente­n leiden auch unter dem Schlafapno­e-Syndrom.“

Patienten klagen häufig über Müdigkeit am Tage, weil sich das Gehirn wegen des Sauerstoff­mangels nachts nicht richtig erholt. Dann sei der Hausarzt zunächst der richtige Ansprechpa­rtner, sagt Durner. Der gebe dem Patienten ein Screeningg­erät mit nach Hause, das er im Bett tragen muss. Das Gerät zeichnet Atempausen auf, sodass eine erste Diagnose mit relativ wenig Aufwand möglich ist. „Erst wenn diese Untersuchu­ng Fragen aufwirft, kommt der Patient zu uns ins Dort sei wegen der Warteliste in vier bis fünf Monaten mit einem Termin zu rechnen.

Zurück zum Gründungst­reffen der Selbsthilf­egruppe. Hier treffen sich am vergangene­n Mittwoch neun Menschen, die diese Diagnose bereits erhalten haben. Kurt Maget aus Offingen, der Initiator, verteilt Beitrittsf­ormulare. Er selbst hat vor zehn Jahren die Diagnose Schlafapno­e und wenig später ein C-PAPGerät bekommen. An diesem Apparat befindet sich ein Schlauch mit einer Maske, die nachts einen Überdruck in den Atemwegen erzeugt. „Am Anfang war es ungewohnt, mit der Maske im Gesicht zu schlafen, aber seither gingen meine Beschwerde­n zurück“. Bevor er es hatte, sei er manchmal fast am Steuer seines Autos eingenickt. Seitdem besuchte er eine Selbsthilf­egruppe in Ulm.

Irgendwann war er die Pendelei leid, eine Gruppe für Günzburg und Dillingen fand er ohnehin überfällig. Mit Rainer Gross, ebenfalls aus Offingen, entschloss er sich, eine zu gründen. „Wir wollen eine Plattform bieten, bei der Betroffene Erfahrungs­werte austausche­n könSchlafl­abor.“ nen“, sagt Maget. Er plant, regelmäßig Ärzte und andere Experten zu den Treffen einzuladen. Angehörige von Betroffene­n und Menschen könnten sich dort auch informiere­n.

Thomas G. hat sich spontan entschiede­n, zu dem Treffen zu kommen. Er erzählt von einem Bekannten, der sich einen Zungenschr­ittmacher implantier­en ließ. Ähnlich wie Herzschrit­tmacher sorgen diese mit elektrisch­en Impulsen dafür, dass die Zunge den Atemweg nicht blockiert. Bei ihm sei diese Therapie nicht sinnvoll, hätten ihm die Ärzte gesagt. Nachdem er mit 35 die Therapie mit einem C-PAP-Gerät erst begonnen und verworfen hat, ist er seit einem Jahr wieder in Behandlung. Dieses mal habe er sich besser an die Maske im Gesicht gewöhnt. Die Müdigkeit am Tage und die möglichen Langzeitsc­häden wie ein Schlaganfa­ll werden durch die Beatmung verhindert. Und auch mit dem Schnarchen ist bei ihm Schluss.

Die Treffen der „Selbsthilf­egruppe Schnarchen – Schlafapno­e Landkreis Günzburg/Dillingen“sind am 16. Mai, 19. September und 5. Dezember um 19 Uhr im Gasthof Zum Ochsen in Gundrem mingen geplant. Bei Fragen: Kurt Ma get, Telefon 08224/655.

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Symbolfoto: Bodo Marks/dpa Vom Schlafapno­e Syndrom sind vermehrt, aber längst nicht ausschließ­lich, Männer betroffen. Manchmal geht es mit lautstarke­m Schnarchen einher.

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