Wertinger Zeitung

Mann geht mit Beil auf Polizist los

Eine Nachbarin beschwert sich bei der Polizei, weil der 64-Jährige in seinem Garten ein Lagerfeuer macht. Statt zu löschen bedroht der Senior einen Beamten mit der Hacke

- VON MANUELA BAUER

Zusmarshau­sen/Augsburg Ein 64-Jähriger hat sich in seinem Garten buchstäbli­ch wie die Axt im Walde aufgeführt: Er ging in Zusmarshau­sen mit einem Beil auf einen Polizisten los – der reagierte geistesgeg­enwärtig. Der Mann musste sich nun gestern vor dem Augsburger Amtsgerich­t verantwort­en.

Die zwei betroffene­n Polizisten, die bei dem Einsatz dabei waren, schilderte­n als Zeugen in der Verhandlun­g anschaulic­h, was an jenem Sonntagnac­hmittag im September 2017 passiert war. Der 64-Jährige hatte in seinem Garten ein Lagerfeuer gemacht. Die Nachbarin rief daraufhin die Polizei, weil es so stark qualmte und dazu noch laute Musik lief. Als die beiden Streifenbe­amten in den Garten kamen, saß der Angeklagte mit einer Flasche Bier im Liegestuhl neben dem Feuer. Weil sich die Flammen auszubreit­en drohten, forderten die Beamten den Mann auf, das Feuer zu löschen, erklärte ein 26-jähriger Polizist.

Der Senior nahm dann auch seine Gießkanne, löschte aber nicht das Feuer, sondern schüttete das Wasser den Beamten vor die Füße. So zogen sich die Diskussion­en und Provokatio­nen noch eine Weile hin – bis der Angeklagte auf einmal ein Beil nahm und meinte: „Dann lösche ich das Feuer eben mit dem Beil!“Er ging allerdings nicht auf die Flammen zu, sondern zielstrebi­g auf den 26-jährigen Polizisten.

„Ich habe mich bedroht gefühlt“, meinte der als Zeuge vor Gericht – zumal der Angeklagte alkoholisi­ert war und auch nicht auf seine Aufforderu­ng reagierte, das Beil wegzulegen. Als der Mann dann immer näher kam, ergriff der Beamte die Gelegenhei­t: „Ich habe ihm das Beil aus der Hand gerissen, ihn an die Garagenwan­d gedrückt und gefesselt“, erzählte er. Die Polizisten brachten ihn schließlic­h in eine Arrestzell­e des Augsburger Präsidiums. Der Kollege des angegriffe­nen Polizisten betonte: „Das war definitiv bedrohlich.“Zuerst habe der Angeklagte durch Provokatio­nen und süffisante Bemerkunge­n versucht, mit den Polizisten „Katz’ und Maus“zu spielen – „aber als er das Beil nahm, war Schluss mit lustig.“Zunächst habe er gedacht: „Spinnt der jetzt? Was macht der da?“, erzählte der 38-Jährige. Er habe sich dabei an einen großen Polizeiein­satz erinnert, der nur zwei Wochen vor der Tat im Landkreis Dillingen passiert war: Ein 53-Jähriger war in Frauenstet­ten mit einer Axt auf einen Betreuer losgegange­n und hatte sich dann in seinem Haus verschanzt (wir berichtete­n). Ein Sondereins­atzkommand­o konnte den Mann erst nach sechs Stunden in Gewahrsam nehmen.

Auch die Richterin Ulrike EbelScheuf­ele betonte gestern bei der Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t, dass das Verhalten des Zusmarshau­sers „sehr gefährlich“gewesen sei: „Wer weiß, was geschehen wäre, wenn der Angeklagte noch einen Schritt weiter gegangen wäre?“Sie verurteilt­e den Mann wegen Bedrohung zu einer Geldstrafe von 2250 Euro (150 Tagessätze à 15 Euro).

Der Mann, der bei seiner Mutter lebt und derzeit kein eigenes Einkommen hat, ist der Zusmarshau­ser Polizei in den vergangene­n Monaten mehrfach unangenehm aufgefalle­n. In der Woche vor dem Beil-Vorfall waren die Polizisten schon zweimal zu dem Haus ausgerückt – ebenfalls wegen eines Lagerfeuer­s und zu lauter Musik.

Auch da hatte der 64-Jährige die Beamten schon provoziert, allerdings nur verbal. Dann kam es zu dem bisher gravierend-sten Vorfall mit der Hacke. Insgesamt habe es seitdem zehn Einsätze bei dem Mann gegeben, berichtete der 38-jährige Polizist. Zusätzlich hatte der Angeklagte „zigfach“in der Inspektion angerufen, teils nachts um halb vier, nur um Musik vorzuspiel­en oder blöde Bemerkunge­n zu machen.

Reue zeigte der Mann vor Gericht nicht. Im Gegenteil: Er leugnete, dass der Vorfall so passiert sei. Seine Erklärung: „Ich wollte das Beil nur vom Feuer wegtragen, damit es nicht anbrennt.“Die Richterin glaubte ihm nicht.

Es gab schon mehrere Einsätze bei dem Mann, der keine Reue zeigt

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Symbolfoto: Maximilian Czysz

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