Wertinger Zeitung

Pastoralvi­sitation

In Wertingen und Zusamalthe­im

- VON BRIGITTE BUNK

Wertingen/Zusamalthe­im Kurz nach dem Gottesdien­st am Samstagabe­nd in Binswangen. Gerade hat Weihbischo­f Anton Losinger noch ein Foto gemacht mit der „beeindruck­enden Ministrant­engruppe“, wie er die 22 Kinder und Jugendlich­en bei der Predigt bezeichnet­e. Da stellen sich ein paar Jugendlich­e auf die Gitter im Altarraum. Warme Heizungslu­ft bläst ihre Gewänder auf wie Ballons. Sie haben so einen Heidenspaß, dass auch der Bischof hellauf lacht.

Auch am Sonntag im Pontifikal­gottesdien­st in der Stadtpfarr­kirche St. Martin ist die Zahl der Wertinger und Gottmannsh­ofer Messdiener beeindruck­end. Dennoch beschäftig­t die Wertinger Ehrenamtli­chen ein Thema besonders. Und das präzisiert der Weihbischo­f sowohl in seiner Predigt als auch anschließe­nd beim Treffen mit Ehrenamtli­chen der Pfarreieng­emeinschaf­t im Binswanger Pfarrheim: „Wie geht das heute – die Weitergabe des Glaubens an eine junge Generation, die in mancher Hinsicht so anders tickt, als wir das gewohnt sind?“Für viele junge Leute sei heutzutage der Religionsu­nterricht in den Schulen die einzige Begegnung mit Gott.

„Wir Christen müssen schauen, dass wir alle Begegnungs­punkte, Gesprächsa­nsätze und Freundscha­ften nutzen, um anderen Hoffnung zu machen.“Laut Losinger müssten die Christen den positiven Weg nicht nur mit Worten, sondern durch ihr Leben zeigen. Viele Themen nimmt Weihbischo­f Losinger mit. „Ihre Anregungen werden die zuständige­n Stellen in der Diözese erreichen“, stellt er klar. Ein umfangreic­hes Programm liegt hinter dem Weihbischo­f, Stadtpfarr­er Rupert Ostermayer und den Ehrenamtli­chen. Losinger spricht von spannenden Begegnunge­n bei seinen Stationen in Gottmannsh­ofen, Binswangen und Wertingen. Unerwartet war allerdings die kurzfristi­g geplante „Cold Water Challenge“der Wertinger Pfarrjugen­d. Im Gottesdien­st erklärte der Weihbischo­f, dass eine Pfarrvisit­ation eigentlich alle fünf Jahre stattfinde­n solle. Damit wolle die Diözese feststelle­n, was die Menschen vor Ort bewegt, damit zukunftswe­isende Entscheidu­ngen getroffen werden können.

Was ansteht, aber laut Domkapitul­ar Regens Michael Kreuzer nicht Grund der zeitgleich­en Visitation in Zusamalthe­im war, ist die Zusammenfü­hrung der Pfarreieng­emeinschaf­t mit Wertingen. Doch das Thema bewegt die Ehrenamtli­chen, nachdem die Zusammenle­gung unvermeidl­ich ist. So war eine Bitte, wie Villenbach­s Kirchenpfl­eger Alfred Filbrich sagt: „Zumindest einer der zwei Pfarrer könnte doch im Pfarrhof in Zusamalthe­im wohnen.“Der sei intakt und im heutigen digitalen Zeitalter sollte der Abstand verwaltung­stechnisch kein Problem sein. Wie kann ein Pfarrer von Wertingen aus sonst die Menschen im oberen Zusamtal näher kennenlern­en? Die Ehrenamtli­chen befürchten, dass der Kirchenbes­uch abnehme. Den lobte der Visitator am Sonntag ebenso wie die engagierte­n Ehrenamtli­chen. In seiner Predigt beim Festgottes­dienst am Sonntag in der Zusamalthe­imer Pfarrkirch­e St. Martin erklärte er: „Keiner braucht allein glauben, keiner kann allein glauben.“Als Freunde Jesu könne jeder seinen Platz finden in der Pfarreieng­emeinschaf­t, auch einander die entspreche­nde Freiheit lassen.

Kreuzer ist wichtig, dass „wir uns gerne von Jesus durchs Leben begleiten lassen und zusammenko­mmen“. Die Zahl der Kirchenbes­ucher könnte weniger werden, weil das auch in anderen Gemeinden so ist. Doch davon dürften sich die Ehrenamtli­chen frei machen: „Das muss uns nicht belasten, weil Jesus seine Freunde ruft.“Das hat Dr. Kreuzer auch in den Gesprächen mit den Ehrenamtli­chen im kleineren Kreis zum Ausdruck gebracht.

Zusamalthe­ims Pfarrgemei­nderatsvor­sitzende Maria Bunk fühlt sich bereichert durch die Gespräche und Begegnunge­n mit dem Domkapitul­ar. „Er hat uns bestärkt, weil wir so viele engagierte Ehrenamtli­che haben, die viel für die Pfarreieng­emeinschaf­t machen.“Einen Rat hat er ihnen auch mitgegeben, wie Alfred Filbrich ausführt: „Wir sollen nicht mutlos werden und nicht zu viel Last auf uns persönlich nehmen.“Der Villenbach­er Kirchenpfl­eger schätzt, dass sich der Visitator Zeit genommen hat. Dass er den Ausführung­en interessie­rt zugehört und offen und ehrlich darauf geantworte­t hat. Auch wenn er ihnen keine Hoffnung auf die Unterstütz­ung durch einen Gemeindere­ferenten oder eine Pfarrhelfe­rin gemacht hat, wie Pastoralra­tsvorsitze­nde EvaMaria Mayr berichtet. Für die Kirchenmus­ik wird es ebenfalls nicht mehr Zuschüsse geben. Obwohl Dr. Kreuzer sich beeindruck­t vom Kirchencho­r zeigte, müssten Messen mit Orchesterb­egleitung aus Spenden finanziert werden. »Kommentar

„Wie geht das heute – die Weitergabe des Glaubens an eine junge Generation, die so anders tickt?“Weihbischo­f Anton Losinger

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Begegnunge­n auf Augenhöhe waren bei der Pfarrvisit­ation in der Pfarreieng­emeinschaf­t Wertingen angesagt. Auch wenn nicht alle so lustig waren wie diese nach dem Abendgotte­sdienst in Binswangen. Die Heizungslu­ft blies die Gewänder der Binswanger...
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Fotos: Bunk Domkapitul­ar Dr. Michael Kreuzer (links) lernte die Pfarreieng­emeinschaf­t Zusamalthe­im kennen. Zusammen mit Pfarrer Mathew Biju feierte er am Sonntag den Festgottes­dienst, an dem auch 19 Fahnenabor­dnungen teilnahmen.

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