Dillinger Flüchtlingshelfer sind unzufrieden
Gruppen aus dem Landkreis gründen Sprecherrat. Was den Ehrenamtlichen missfällt
Dillingen „Enger zusammenrücken und sich gegenseitig unterstützen“, das müssen die Asylhelfergruppen im Landkreis Dillingen, sagt der Koordinator der Dillinger Gruppe, Georg Schrenk. Er hatte die Sprecher der Gruppen nach Dillingen eingeladen, und zwölf Ehrenamtliche folgten diesem Aufruf. Schrenk erläutert: „Mit einer Stimme zu sprechen – gegenüber der Politik sowie den Kommunen und Behörden – ist das Hauptziel der Vernetzung.“Sich abseits behördlicher Zwänge zu treffen und auszutauschen, sei ein großes Anliegen der Helfer.
Um diesen Austausch gegenüber der Politik, den Kommunen und den Behörden zu koordinieren, wurde ein Sprecherrat gegründet, dem Claudia Baumann aus Wittislingen, Bernd Arndt aus Wertingen, Hermann Kleinhans aus Gundelfingen und Georg Schrenk aus Dillingen angehören. Zusätzlich zu den bereits existierenden wöchentlichen Rundmails, die der Dillinger Koordinator herausgibt, wollen sich die Helfer nun auch regelmäßig zum Informationsaustausch außerhalb der vom Landratsamt angebotenen Gesprächsrunde der dortigen Integrationslotsin treffen.
Bei ihrem ersten Treffen berichteten die Gruppensprecher über die Lage vor Ort. Die Anzahl der Unterstützer hat sich laut Pressemitteilung sehr reduziert. Alles in allem dürften gerade noch etwa 170 Ehrenamtliche im Landkreis aktiv sein. Die Ursache für den Rückgang hänge auch damit zusammen, dass sich die Helfer gelegentlich von Mitarbeitern in Behörden und Dienststellen nicht angemessen behandelt fühlen. Die bayerische Praxis, Beschäftigungsund Arbeitserlaubnisse nicht zu gewähren oder zu widerrufen, trage wesentlich dazu bei, dass manch ein Helfer resigniert.
Sie können, wie es in der Pressemitteilung heißt, nicht nachvollziehen, dass Flüchtlinge, die schon mehrere Jahre hier sind, zum Teil eine Beschäftigungserlaubnis hatten, jetzt ohne Tätigkeit in den Unterkünften leben müssen. Zu schaffen mache den Ehrenamtlichen auch der Formularkrieg. Nicht selten kommen täglich von einer Stelle bis zu zehn Bescheide oder Änderungen, die auch für Deutsche schwer verständlich seien. Ein großes Problem stelle nach wie vor die nachträgliche Erhebung der Unterkunftsgebühren und ihre Höhe dar.
Bei den Anerkannten ist die Wohnungssuche laut Mitteilung eine besondere Herausforderung. Zwar seien dank der tatkräftigen Unterstützung der Wohnungslotsin des Landratsamts schon viele Wohnungen angemietet worden. Kritik rufe jedoch die Tatsache hervor, dass selbst für Wohnungen mit schlechter Qualität der Höchstsatz für Hartz-IV-Bezieher an Mietzins bezahlt wird. Hier fordern die Helferkreise eine Qualitätskontrolle durch das Jobcenter, das den Mietzins bezahlt, oder das Sozialamt.
Unzufrieden sind die Helfer auch mit der interkulturellen Kompetenz mancher Behördenmitarbeiter. „Sie haben vom Leben in diesen Kulturkreisen keine Ahnung“, stellte Johannes Lödige, ehemaliger Entwicklungshelfer aus Gundelfingen, fest. Die Vernetzung über den Landkreis hinaus in Schwaben und ganz Bayern ist für die Flüchtlingshelfer angestrebtes Ziel. Nur vereint und nicht als Einzelkämpfer könnten die Gruppen weiterhin erfolgreiche Unterstützung für geflohene Menschen leisten. (pm)