Liebeserklärung ans Dorfleben
Das Neubürgertreffen kam einer Liebeserklärung gleich. Einer Liebeserklärung an das Dorfleben. Mit viel Verve und Herzblut stellten die Protagonisten ihre Aktivitäten vor. Den 346 Einwohnern dürfte es bei diesem Angebot nicht langweilig werden. Für alle Altersgruppen ist etwas geboten. Doch die Jungen lassen sich nicht mehr einengen, nicht in Vereine und nicht im Kopf. Außerhalb des Dorfes gibt es weitere verlockende Angebote, das Internet bietet einen riesigen Markt. Als Rieblingen im achten Jahrhundert besiedelt wurde, waren die Dorfbewohner aufeinander angewiesen, um zu überleben. Noch bis vor wenigen Jahren konnte der Hilfe erwarten, der im Verein Mitglied war. Doch die Zeiten haben sich geändert, der Wandel macht sich überall bemerkbar.
Selbst im Bereich der Lebensformen vollzieht sich langsam ein Wandel in den Dörfern. In den 80er Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, eine Homo-Partnerschaft zu akzeptieren – so berichten Dorfbewohner stolz am Rande des Neubürgertreffs. Noch früher gab es das alte Dorf „da unten“und die neue Siedlung „da oben“. Die Durchgangsstraße sorgte lange Zeit für eine „saubere“Trennung. Die Alteingesessenen beäugten die neuen Siedler argwöhnisch und misstrauisch. Erst in den letzten Jahren hat sich die Distanz zwischen Alt- und Neubürgern verringert, ist man aufeinander neugierig geworden, ist man schnell beim Du. Das Zusammenleben der Generationen hat sich von Grund auf verändert. Das hat vor allem mit dem Einzug von alternativen Lebensformen zu tun. Immer mehr Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Eltern ohne Trauschein und homosexuelle Paare lassen sich im gar nicht anonymen Dorf nieder. So werden die Dörfer zunehmend bunter. Und der Freiraum für individuelle Lebensstile immer größer. Heute ist viel mehr möglich und üblich. Ein Glück für alle Bewohner.