Pfarrer Ostermayer nimmt sich eine Auszeit
Diese Woche fiel der Austausch extrem kurz aus – lediglich über Handy und E-Mail. Wie Coach Markus Kratzer auf die kurzfristige Absage reagiert. Und welche persönlichen Wahlmöglichkeiten er sieht
Wertingen Die wöchentliche Begegnung zwischen Wertingens Stadtpfarrer Rupert Ostermayer und Coach Markus Kratzer fiel dieses Mal schlichtweg aus. Bereits am Montagabend hatte der Pfarrer per E-Mail angedeutet: „Akku-Ende.“Am Donnerstagfrüh kommt dann die definitive Absage: „Bin für heute raus – tut mir echt leid. Bin nur noch müde und schlapp.“Nach einem anstrengenden Visitationswochenende und vollem Arbeitstag am Montag reichte der freie Dienstag nicht aus, um wieder in seine Kraft zu kommen. Ostermayer sagt klar „Nein“zur geplanten Radeltour und allen sonstigen ruhigeren Alternativen.
Als Coach Kratzer wie allwöchentlich in der diesjährigen Fastenzeit beim Morgengebet im Wertinger Pfarrheim vergebens auf seinen ehemaligen Klassenkameraden wartet, schwant ihm bereits etwas. So ist er auch nicht sonderlich überrascht, als er anschließend auf seinem Handy die kurze Nachricht vorfindet. Im Kontakt mit dem Pfarrer merkt er erst, wie viel ein Priester heute zu leisten hat und unter welcher Anspannung er teilweise steht. „Drei anstrengende Tage kann man gut wegstecken, wenn die Zeit vorher ausgeglichen war“, sagt Coach Kratzer und spielt dabei auf das Thema Balance an – die Balance zwischen Anspannung und Entspannung. Letzteres scheint ihm bei seinem Klassenkameraden wie bei vielen anderen Menschen zu kurz zu kommen. Um die aktuelle Situation des Wertinger Stadtpfarrers einzuschätzen, fehlt dem 50-Jährigen im Moment das persönliche Gespräch. Er hat zwei Varianten im Kopf: Vielleicht sei die Erschöpfung der Vorbote einer unspektakulären Grippe – immerhin habe der Pfarrer mit vielen Menschen zu tun. Als zweite Möglichkeit sieht Kratzer, dass sich eine kontinuierliche Überlastung derzeit bemerkbar mache. In diesem Fall würde Kratzer das Gespräch mit dem Pfarrer suchen. „Es braucht eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung“, sagt der Personal Trainer, dem es keineswegs nur um Bewegung geht, sondern vor allem darum, dass jeder sein eigener Energiemanager werde. „Wir haben selbst viel mehr Einfluss auf unsere Energievorräte, als wir auf den ersten Blick sehen, denn wir haben Wahlmöglichkeiten.“Natürlich gebe es beispielsweise berufliche Vorgaben. Gleichzeitig sieht Kratzer viel Spielraum, „Nein“zu etwas zu sagen. Persönlich bevorzugt der Coach die Variante: „Jetzt geht’s nicht, lass uns nach einem anderen Termin schauen.“
Diese Woche ist der Termin zwischen Pfarrer Ostermayer und Coach Kratzer ausgefallen. Wie es nächste Woche – ein Termin steht seit längerem fest – weitergeht, wird sich zeigen. Ob körperliches Tun oder Loslassen angesagt ist, Bewegung oder Ruhe, Reden oder Schweigen – Coach Markus Kratzer kann sich alles fürs nächste Treffen vorstellen. Die Entscheidung treffen wird Rupert Ostermayer.
Begegnungen finden während der diesjährigen Fastenzeit allwöchentlich zwischen den beiden ehemaligen Wertin ger Klassenkameraden Rupert Oster mayer (Stadtpfarrer in Wertingen) und Coach Markus Kratzer (Biberbach) statt. Die Wertinger Zeitung begleitet die beiden und berichtet, was sich körper lich, geistig und seelisch entwickelt.