Magischer Heimtrainer
Endlich wissen wir, weshalb so viele Schüler und Lehrer unzufrieden sind: In den Klassenzimmern fehlen Heimtrainer. Einige progressive Modellschulen haben bereits bewiesen, dass sich der junge Mensch von heute nicht mit Literatur, Biologie oder Rechenkunst, sondern mit ergometrischen Herausforderungen glücklich machen lässt.
Schon erleben junge Talente in nüchternen Schulräumen jene Höhenflüge der Glückseligkeit, die bisher beim tatenlosen Sitzen nicht zu erreichen waren. Sobald der radelnde Nachwuchs in die Pedale tritt, erhöht er seinen Blutdruck und das Vergnügen am bewegten Unterricht. Montierte Schreibpulte lassen beim Strampeln nicht nur Fuß und Bein, sondern auch Geist und Hirn zu schönster Entfaltung kommen. Bisher glaubten viele Fitnessfreunde, dass Bewegung vor allem die Verdauung anregt. Jetzt weiß die ganze Welt, dass der rasende Gebrauch eines schulischen Heimtrainers neben Schweiß auch Gedankenblitze erzeugt.
Denn die Erfahrungsberichte der Versuchsschulen melden großartige Erfolge. Wer schulintern radelt, füllt sein Hirn mit Sauerstoff und Lebenslust. Schon nach einer Viertelstunde verwandelt sich der Griesgram in ein Muster der Unbeschwertheit.
Wilhelm Raabe hat die Weiterentwicklung des Rades zum Heimtrainer offenbar vorausgesehen, als er im Roman „Alte Nester“den Satz niederschrieb: „Was für eine Magie liegt selbst für die Erwachsenen in dem sich drehenden Rad!“