Für Frohnaturen und Schenkelklopfer
Der Grantler begeistert in der Nordschwabenhalle
Höchstädt „Kennt jemand Duisburg?“, fragt er grinsend in die Runde. „Duisburg ist das größte Drecksloch auf der ganzen Welt“, poltert er von der Bühne und äfft dabei die unappetitliche Currywurstfresserei nach. Die Rede ist von Harry G, der sein Gastspiel in der Nordschwabenhalle in Höchstädt mit diesem Statement eröffnete und damit sofort die meist jungen Besucher auf seiner Seite hatte. Harry G heißt im bürgerlichen Leben Markus Stoll und erlangte mittels sozialer Medien bereits bei vielen seiner Gastspielbesucher Kultstatus. Doch wer solch eine Veranstaltung des bayerischen Grantlers besucht, weiß, dass er den Anspruch auf intellektuelle Comedy zu Hause lassen und Spaß an provokantem Schmarrn haben muss. Das Schlimmste für Harry G ist der Alltag mit all seinen Deppen, sprich Preißn. Und weil diese immer noch, besonders in Bayern, als Garanten für Lacher funktionieren, nehmen diese Klischees in seinem Programm einen großen Platz ein. Mal warm geworden in seiner Beschimpfung, nimmt sich Harry G der Dialekte an, nur um festzustellen „Mia san mia und wer seids na ihr“, wobei selbst Franken mit ihrem „Ossibayrisch“ihr Fett abbekommen. Und wenn dann der Berliner auch noch recht bläd schaut, wie ihm der Bayer a „Fotzn“angeboten hat, dann fühlt sich Harry G wie der Münchner im Himmel. Rotzfrech, brüskierend und auch mal diskriminierend grantelt der Mann mit dem schrägen Hut von der Bühne und nimmt sich alles vor, von dem er glaubt, einmal kräftig abgewatscht werden zu müssen. Frauen, Mütter, Zuagroaste, Jogger, Parshipper, Veganer und viele mehr, die ihm scheint’s einfallen, wenn er seinen Blick über die ersten drei Reihen im Saal schweifen lässt. Mit seiner Comedianspürnase ruft er sofort weitere Beschimpfungstiraden ab, die beim Publikum einen kollektiven Lachausbruch verursachen. Beispielsweise wenn er Männern empfiehlt, in ein Veganer-Restaurant zu geben, wenn sie Brüste sehen wollen. „Da stillen Frauen mit großen oder kleinen Brüsten, sogar laktosefrei.“Und wenn er zeigt, dass Frauen einen Ball werfen wie Männer mit links, tobt der Saal, warum auch immer. Harry G weiß es und bedient ein Klischee nach dem anderen, meist bissig böse, politisch unkorrekt zerlegt er sie in alle vorhandenen Einzelteile und nimmt sie auf in seine Schimpftiraden, wobei er auch mal die Geschmacksgürtellinie aus den Augen zu verlieren scheint. Doch die jungen Besucher haben auch nach rund zwei Stunden noch nicht genug, und Harry G bleibt vom Beifall beinahe überschüttet für die Zugabe auf der Bühne. So einfach geht das, oder steckt mehr dahinter? Markus Stoll weiß, was er seinem Publikum abliefern muss, und genau das zeigt sich auch in seinem aktuellen Programm „Harry die Ehre“.