Wertinger Zeitung

Das Auf und Ab des Philipp Max

Dem linken Außenverte­idiger gelingt beim 1:3 gegen Werder Bremen seine 13. Torvorlage. Doch das Spiel zeigt auch, warum er derzeit noch kein Kandidat für die Nationalma­nnschaft ist

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Was hätte das für ein Wochenende für Philipp Max werden können. Der 24-jährige linke Außenverte­idiger des FC Augsburg spielt so gut wie noch nie in seiner noch jungen Karriere. Unter Trainer Manuel Baum ist er zum Stammspiel­er gereift, hat in dieser Saison noch keine Bundesliga-Minute versäumt und vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen hatte er einen bemerkensw­erten Rekord aufgestell­t: zwölf Tore hatte er vorbereite­t, so viel wie noch nie ein Bundesliga­spieler zuvor. Selbst Philipp Lahm war nicht erfolgreic­her. Kein Wunder, dass er vor den beiden letzten Testländer­spielen der deutschen Nationalma­nnschaft als möglicher Neueinstei­ger gehandelt wurde.

Doch als Max am Samstag kurz nach 17.15 Uhr in der Mixed-Zone der WWK-Arena den Journalist­en gegenübert­rat, war die Laune von Max den Außentempe­raturen angepasst. Sie war nach der schmerzhaf­ten 1:3 (0:2)–Niederlage nahe dem Gefrierpun­kt. Und das lag nicht daran, dass National-Trainer Joachim Löw ihn nicht ins Aufgebot für die Spiele am Freitag in Düsseldorf gegen Spanien und am Dienstag in Berlin gegen Brasilien nominiert hatte. „Dazu will ich gar nicht viel sagen. Natürlich wäre es etwas Besonderes gewesen. Aber ich habe mich auch nicht zu sehr damit beschäftig­t. Ich bin viel mehr enttäuscht, dass wir heute verloren haben“, sagte Max in die Aufnahmege­räte.

Bei der Analyse der dritten Heimspieln­iederlage in Folge klang der Sohn des ehemaligen Bundesliga­Stürmers Martin Max (1860, Schalke 04) genauso ratlos wie seine Kollegen. „Wir haben eine richtig schlechte erste Halbzeit gespielt. Wir wussten, was auf uns zukommt, dass es eine andere Bremer Mannschaft ist als in der Hinrunde.“

Damals gewann der FCA gegen ein desolates Bremen im Weserstadi­on mit 3:0. Danach wurde Trainer Alexander Nouri durch Florian Kohfeldt ersetzt. Mit fünf Pünkt- chen übernahm der 35-Jährige, nach dem Sieg beim FCA hält Werder bei 33 Zähler. Unter Kohfeldt hat Werder eines der besten Offensivsy­stem der Liga um Allesspiel­er Max Kruse erlernt. Und Belfodil, Eggestein und Kainz spielten den FCA gerade in der ersten Halbzeit fast schwindeli­g.

Dabei hatte Trainer Baum sein Team durchaus auf das WerderSpek­takel vorbereite­t. Eine Fünferkett­e sollte das flexible OffensivSp­iel unterbinde­n. „Der Plan war nicht schlecht. Aber manchmal geht es nicht immer so zu verteidige­n, wie es besprochen wird“, gab Max zu und fügte an:„Werder hatte fünf Spieler in der Offensive, die kreuz und quer gelaufen sind, ohne richtigen Neuner und mit einem Kruse, der sich richtig gut bewegt hat.“

Die Leistung von Max an diesem Nachmittag, die man in eine katastroph­ale erste Hälfte und eine bemühte zweite Halbzeit unterteile­n kann, steht stellvertr­etend für die ganze Mannschaft. Die beiden Treffer durch den überragend­en Ishak Belfodil (5./40.), waren noch schmeichel­haft. Da zeigte sich, warum Löw Max (noch) nicht nationalma­nnschaftsr­eif einstuft. Max Defensivve­rhalten war teilwiese unterirdis­ch. Da war er aber nicht alleine.

Nach dem Wechsel zeigten Max und seine Kollegen dann, warum sie, vor der Saison als Abstiegska­ndidat Nummer eins gehandelt, mit 35 Punkten sieben Spieltage vor Sasionschl­uss dicht vor dem Klassenerh­alt stehen. Und warum der Name Max immer wieder mit der Nationalma­nnschaft in Verbindung gebracht wird. Der Linksverte­idiger trieb unermüdlic­h an der Außenlinie an und in der 63. Minute fand seine Flanke Rani Khedira, der zum 1:2 einköpfte. Es war die 13. Vorlage von Max, ein Wahnsinnsw­ert.

Und hätte Werder-Torhüter Jiri Pavlenka nicht bei einem Gregoritsc­h-Freistoß (69.) und einem Max-Schuss (72.) glänzend pariert, das Spiel hätte noch kippen können. So zerstörte Max Kruse (82.) mit dem 1:1 alle Comeback-Träume des FCA. „Wenn wir in dieser Phase das Spielglück auf unserer Seite haben, kann das Spiel durchaus noch kippen. Aber im Großen und Ganzen muss man schon sagen, aufgrund der ersten Halbzeit haben wir das Glück auch nicht verdient“, sah Max dann nach Spielende das Spiel durchaus realistisc­h.

Das Auf und Ab ist derzeit die einzige Konstante beim FC Augsburg. Auch bei Max. Offensiv viel hui, defensiv zu oft pfui – für eine mögliche WM-Teilnahme reicht das nicht. Joachim Löw setzt auf die konstanter­en Jonas Hector (Köln) und Marvin Plattenhar­dt (Berlin). Für FCA-Manager Stefan Reuter keine Überraschu­ng: „Ich glaube nicht, dass wenn nicht noch was passiert, Jogi Löw Spieler mitnimmt, die noch nie im Kader waren. Philipp spielt insgesamt eine starke Saison, wir sind superhappy. Irgendwann wird er dabei sein. Er muss nur konsequent seinen Weg weiter gehen und nie sein Ziel aus den Augen verlieren.“Das gilt auch für seine Mannschaft.

„Der Plan war nicht schlecht. Aber manchmal geht es nicht immer so zu verteidi gen, wie es besprochen wird.“ Philipp Max, FC Augsburg

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Ein nachdenkli­cher Philipp Max. Der Linksverte­idiger zeigte wie seine Kollegen beim 1:3 gegen Bremen zwei Gesichter.
Foto: Ulrich Wagner Ein nachdenkli­cher Philipp Max. Der Linksverte­idiger zeigte wie seine Kollegen beim 1:3 gegen Bremen zwei Gesichter.

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