City Galerie steht vor Herausforderungen
An guten Tagen kommen bis zu 40 000 Besucher in das Einkaufscenter am Vogeltor. Doch zuletzt gab es auch Probleme mit ungebetenen Gästen. Schließt nun auch noch einer der größten Läden?
Augsburg Von oben wirkt die CityGalerie wie ein prall gefülltes Wimmelbuch. Gerade samstags ist sie voll mit Kunden. Rollbänder transportieren Menschen hoch und runter. Cafés und Imbisse sind gut besucht, Besucher schlendern mit Jacken oder Einkaufstüten im Arm durch die Etagen. Das Einkaufscenter in der Innenstadt ist seit Jahren ein Erfolgsmodell. Viele Kunden schätzen das breite Angebot an Geschäften auf einem Fleck und die praktische Parkgarage. Doch im vermeintlichen Einkaufsparadies gibt es auch Schatten.
Markus Hofstetter hat den Wochenendeinkauf bereits hinter sich. Jetzt sitzt er auf einem der Massagestühle in der City-Galerie und lässt sich ordentlich durchwalken. „2,50 Euro für 14 Minuten – das gönne ich mir ab und zu“, sagt der 50-Jährige. Zwar wohnt der Augsburger in der Innenstadt, aber für seine großen Einkäufe fährt er gerne mit dem Auto zum Einkaufscenter am Vogeltor. „60 Cent die Stunde, so einen billigen Parkplatz bekommt man selten in der Stadt“, schwärmt er. Hofstetter bedauert es allerdings, dass der Edeka bald schließe. Ach, das E-Center macht dicht?
Sascha Schönherr, Manager der City-Galerie, will dazu derzeit nichts sagen. Aber eine Nachfrage bei den Edeka-Mitarbeitern an der Kasse bestätigt das nahende Aus. „Wir schließen hier Mitte Mai.“Der einzige Supermarkt verschwindet also aus dem Center. Was folgt, ist noch nicht bekannt. Generell sind Schließungen laut Manager Schönherr Chancen auf eine Veränderung. „Es ist das Erfolgsgeheimnis der City-Galerie, dass sie sich immer neu erfindet.“Alteingesessene Augsburger Geschäfte, wie Koffer Kopf, seien das konstante Salz in der Suppe. Man achte, so Schönherr, auf einen ausgewogenen Branchenmix. Die Zugpferde schlechthin seien aber der Apple Store und die Modekette Zara. Mehrmals im Jahr werde über Kundenbefragungen Marktforschung betrieben. Das Ergebnis wissen die Kunden, die bis aus Landsberg, Donauwörth und Günzburg kommen, offenbar zu schätzen. „Wir haben über 25 000 Kunden im Tagesdurchschnitt. Am Samstag, unserem stärksten Tag, sind es auch mal über 40 000.“Diese Zahl bestätigt der Eindruck am Samstag. Von Stunde zu Stunde wird es voller. Manchmal muss man Slalom laufen, um Zusammenstöße zu vermeiden. Gegen Mittag sind die Plätze der Gastronomie fast alle besetzt. Menschen beißen beim Schlendern in belegte Semmeln oder Gebäck und trinken aus To-go-Bechern. Ein Einkaufsbummel mit knurrendem Magen wäre wahrlich kein Vergnügen. Eine Reinigungsfrau leert die Abfalleimer. „Am Wochenende ist besonders viel Arbeit“, sagt sie kurz angebunden. Fernab des Trubels unten konzentriert sich in der obersten Etage Carsten Schütz mit seiner Kamera auf sein Model Mireille Strauß. Der Profifotograf macht von der 27-jährigen Studentin Bewerbungsfotos. Mit seinen Kunden komme er häufiger in die City Galerie, verrät der Augsburger. „Durch die Glaskuppel habe ich hier ein optimales Tageslicht.“Einkaufen, genießen, bummeln, parken – die City-Galerie zieht die Menschen aus vielerlei Gründen an. Doch es gibt eine „Klientel“, die offenbar immer wieder für Ärger sorgt.
Dabei handelt es sich um ein paar Gruppen von Jugendlichen, die sich vor oder in dem Center treffen. Immer wieder kommt es wohl zu Streit, manchmal auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. „Gerade abends sind die manchmal betrunken und gehen aufeinander los“, berichten Gina Mitrenga und Sonja Rose vom Nespresso-Stand am Eingang im Erdgeschoss. Erst am Donnerstagabend habe es wieder eine Prügelei gegeben. Neulich seien sie von einer Frau gefragt worden, ob hier immer so ein „Gschwerl“herumhänge. CenterManager Sascha Schönherr hingegen sagt, dass es keine Probleme mit irgendwelchen Gruppen gibt.
Doch ein Mitarbeiter der Bayerischen Sicherheitswacht, der am Samstag einen Kontrollgang um das Einkaufscenter herum macht, erzählt von anderen Erfahrungen. „Vor zwei Wochen kam es an einem Abend zu mehreren Schlägereien“, so der ehrenamtliche Mitarbeiter, der seinen Namen nicht nennen will. Dabei handele es sich vor allem um türkische, syrische und irakische Jugendliche – vereinzelt auch Russen. „Man kann die Vorkommnisse vor allem Freitag- und Samstagabend beobachten.“Die NespressoMitarbeiterinnen sagen, sie und Kunden fühlten sich gestört. Am Samstagnachmittag ist alles friedlich. Bis auf den Jungen, der sich von der Hand seines Vaters losreißt und sich schreiend auf den Boden wirft. Er hat offenbar keine Lust auf Einkaufen. Die Mutter, die die Tochter an der Hand hält, weiß eine gute Lösung, zumindest für sich und das kleine Mädchen. „Wir gehen jetzt mal zu H&M“, legt sie dem Ehemann dar und überlässt die beiden Männer vorübergehend ihrem Schicksal. Sie sind vier Menschen unter Tausenden an diesem Tag in der City-Galerie. »Kommentar
Der Edeka soll im Mai schließen