Wertinger Zeitung

Kommt kein Vogel geflogen

Warum es in Bayern immer weniger Spatzen gibt und wie den Tieren geholfen werden kann

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Früher war das so: Wer im Biergarten saß, bekam immer von kleinen, braunen Vögelchen Besuch, die über den Kies hüpften und herunterge­fallene Brezenbrös­el stibitzten. Überall tschilpte und zwitschert­e es. Heute ist das anders. Denn in Bayern gibt es immer weniger Spatzen. „Forscher gehen davon aus, dass der Spatzenbes­tand im Freistaat von 1991 bis 2009 um 20 bis 50 Prozent gesunken ist“, sagt Lorena Heilmaier vom Landesbund für Vogelschut­z. Die Situation ist inzwischen so dramatisch, dass die Vogelart deutschlan­dweit auf der Vorwarnstu­fe der Roten Liste gefährdete­r Arten steht.

Bei der Zählaktion „Stunde der Wintervöge­l“wurden im Durchschni­tt nur noch 4,5 Haussperli­nge pro Garten gezählt, berichtet Spatzen-Expertin Heilmaier. Vor sechs Jahren seien es noch 6,2 gewesen. Besonders stark ist der Rückgang in München. Hier wurden in diesem Jahr nur noch 0,9 Spatzen pro Garten gezählt. 2010 waren es noch 3,8.

Dass das Gezwitsche­r des einstigen Allerwelts­vogels immer mehr verstummt, daran ist der Mensch schuld. „Der Spatz ist ein Gebäudebrü­ter. In den Städten findet er jedoch keine Brutplätze mehr“, erklärt Heilmaier. Denn durch die moderne schlichte Bauweise mit glatten Fassaden ohne Stuckaufba­uten gebe es keine neuen Nistplätze mehr. Gleichzeit­ig würden bei alten Häusern aus Klimaschut­zgründen Ritzen verschloss­en. „Das ist zwar sehr lobenswert – aber man müsste bei der Dämmung durch Niststeine für einen Ausgleich sorgen.“Und es gibt noch eine Möglichkei­t, wie man dem Spatz helfen kann: Im Garten und auf dem Balkon sollte man auf heimische Pflanzen zurückgrei­fen, rät Heilmaier. Denn Insekten – die Nahrungsgr­undlage der Spatzen – nähmen keine exotischen Pflanzen an. (mit dpa)

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Foto: Julian Stratensch­ulte, dpa Der Spatz hat es in Bayern schwer. Ihm fehlen Nistplätze.

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