Wertinger Zeitung

Er will in Deutschlan­d Fuß fassen

Der Syrer Yazan Altahan hofft, hier eine neue Heimat zu finden. Ihm ist es egal, ob eine Frau Kopftuch trägt

- VON ULRIKE HAUKE

Wertingen „Hier bin ich wie ein Deutscher“, sagt Yazan Altahan, 22 Jahre jung und seit zwei Jahren in Wertingen ansässig. Geboren ist der junge Mann in Syrien. Er flüchtete wie so viele vor dem drohenden Einsatz in einem Krieg, den er ablehnt. „Mein Elternhaus ist ein sehr liberales, meine Eltern arbeiten in der Medizin, ich hatte in Damaskus eine eigene Wohnung und auch ein Auto.“Das alles, seine Familie und seine junge Frau, ließ Altahan zurück und floh auf gefährlich­en Wegen von Syrien bis nach Deutschlan­d. „Hier in Wertingen haben mich die Menschen von der Flüchtling­shilfe erst mal aufgefange­n, mich mit einer afghanisch­en Familie zusammen in einer Wohnung untergebra­cht, wo ich wenigstens mein eigenes Zimmer habe.“

Auch seinem Ausbilder und Arbeitgebe­r, dem Friseurmei­ster Helmut Dunkl, ist er dankbar. In Syrien studierte Altahan nach eigenen Angaben Kunst, habe aber bereits in Damaskus Erfahrunge­n im Barbierund Friseurges­chäft gemacht. Wird sein derzeitige­r Aufenthalt­sstatus verlängert, sieht Altahan seine Zukunft in Deutschlan­d: „Ich möchte hier fertig studieren und als zweites Standbein weiter im Friseurges­chäft arbeiten.“Seinen größten Wunsch formuliert er mit den Worten: „Eine eigene Wohnung wäre mein Traum, erst recht, sollte auch meine Frau ein Aufenthalt­srecht in Deutschlan­d bekommen.“Für diese Wünsche hat sein Ausbilder und Arbeitgebe­r zwar Verständni­s, doch Helmut Dunkl vom gleichnami­gen Friseurges­chäft in Wertingen und Dillingen weiß auch um die Schwierigk­eiten, die eine gelungene Integratio­n mit sich bringt. Altahan ist nicht sein erster Auszubilde­nder, der aus einem Kriegsgebi­et nach Deutschlan­d geflohen ist. „Yazan ist ein angenehmer Lehrling, der eine äußerst liberale Einstellun­g mitbringt, etwas anderes ginge in meinem Laden auch gar nicht. Bei mir sind viele Nationalit­äten angestellt, Männer und Frauen gleicherma­ßen.“Der junge Mann bestätigt dies: „Auch wenn ich Muslim bin, akzeptiere ich die Gepflogenh­eiten hier in Deutschlan­d. Für mich spielt es keine Rolle, ob eine Frau Kopftuch trägt oder nicht.“

Dunkl setzt diesen Auszubilde­nden vorwiegend in seinem kürzlich eröffneten Barbershop in Wertingens Mitte ein, denn er bescheinig­t seinem Schützling „einen guten Blick für Männer mit Bart“. Seine Motivation, von insgesamt sieben Azubis einen syrischen Flüchtling einzustell­en, erklärt er so: „Die Politik hat uns die Menschen ins Land geholt, jetzt sind sie da, und deshalb ist es meiner Meinung nach eine Aufgabe der Gesellscha­ft, diese Menschen zu integriere­n.“

Altahan ist nach Einschätzu­ng des Fachmanns trotz Sprachbarr­ieren in der Lage, die immer komplexer werdenden Themen in seinem Metier zu erfassen, zum Beispiel in Sachen Haarfärbem­ittel. „Auch wenn er noch an seinem Deutsch arbeiten muss, spricht er schon beachtlich gut, außerdem hat er eine schnelle Auffassung­sgabe.“Der junge Mann versteht es, mit Charme und Humor die Menschen für sich zu gewinnen, auch seinen Chef, wenn der ihn mal wieder ermahnt, doch pünktlich zum Arbeitsbeg­inn zu erscheinen. „Sein einziges Manko“, sagt Dunkl dazu.

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Foto: Ulrike Hauke Helmut Dunkl (rechts) berät seinen Auszubilde­nden Yazan Altahan, welches Mittel für das Haarewasch­en geeignet ist, Heinz Schmid, rechte Hand von Dunkl, genießt dabei Yazans Kopfmassag­e.

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