Wertinger Zeitung

Das Stahlwerk ist eine gigantisch­e Baustelle

Rund 100 Millionen Euro werden investiert. Was sich bei dem Unternehme­n in Herbertsho­fen alles tut und warum Präsident Donald Trump für Ängste sorgt

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R

Es sind Dimensione­n, die man sich als normaler Häuslebaue­r kaum vorstellen kann. Die derzeit laufenden Neu- und Umbauten bei den Lech-Stahlwerke­n in Meitingen erfolgen sozusagen im XXL-Format. Herzstück dabei ist die Erweiterun­g der Walzstraße um einen Präzisions­walzblock und ein neues Kühlbeet. Dazu muss die Halle um 120 Meter verlängert werden. Das entspricht in etwa der Länge eines Fußballfel­des.

Dabei ist die neue Walzstraße, die Anfang 2019 in Betrieb gehen soll, nur eine, wenn auch die bedeutends­te, Baustelle im Stahlwerk. Den Lech-Stahlwerke­n (LSW) geht es dabei wie so manchem Hausbesitz­er. Wenn man im Gebäude oder im Garten etwas verändert, zieht das viele andere Arbeiten nach sich. Simon Zeilberger, der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer, erklärt: „Fast der komplette westliche Teil des Werkgeländ­es musste neu geordnet werden.“

Verlegt werden mussten die Kranwerkst­att, drei Glühöfen und das Qualitätsl­abor. Dazu kamen die Gleise und die Werksstraß­e, die den Veränderun­gen angepasst werden mussten, und noch einige andere Arbeiten. Das alles kostet Geld. „Die Investitio­nen im Werk belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro“, sagt Zeilberger. Mit den neuen Technologi­en soll die Walzgenaui­gkeit noch weiter verbessert werden.

Immerhin geht ein Großteil des Stahls, der in Meitingen produziert wird, an die Automobili­ndustrie. Diese stellt hohe Anforderun­gen an das Material. „Fast jeder europäisch­e Autobauer verbaut ein Teil aus den Lech-Stahlwerke­n in seinen Fahrzeugen“, erläutert Zeilberger. Außerdem wird der Schrottpla­tz eingehaust. Dies ist Teil eines umfangreic­hen Lärmminder­ungskonzep­ts, zu dem sich die Lech-Stahlwerke in einem öffentlich-rechtliche­n Vertrag verpflicht­et haben.

Was im Stahlwerk alles gebaut wird, konnten sich rund 100 Gäste ansehen, die am Mittwoch zum Unternehme­rabend kamen. Diese Veranstalt­ung war vom Landkreis in Zusammenar­beit mit LSW organisier­t worden. Stahlwerks­eigner Max Aicher konnte dabei nicht nur die Gäste begrüßen, sondern auch sei- nen 84. Geburtstag feiern. Die Besucher trafen sich dabei in der LechStahl Akademie. Von dort aus hatten sie einen guten Blick auf eine weitere große Baustelle der Max Aicher Unternehme­nsgruppe. Entlang der Industries­traße werden in unmittelba­rer Nähe zum Stahlwerk auf einer Fläche von 70 000 Quadratmet­ern ein Komplex für die Stahlvered­elung und ein Zentrallag­er errichtet werden. Laut Auskunft des Unternehme­ns sollen dort einmal 150 Mitarbeite­r beschäftig­t werden. Die Dimensione­n der beiden großen doppelschi­ffigen Hallen mit einer Länge zwischen 150 und 200 Metern lassen sich bereits erahnen, da die Betonpfeil­er schon errichtet wurden. In diesen Komplex soll laut Zeilberger ein zweistelli­ger Millionenb­etrag fließen.

Thema des Unternehme­rabends war übrigens „Politik und Wirtschaft“. Darüber sprach Prof. Thomas Bauer, Vorstandsv­orsitzende­r der Bauer AG. Das Thema ist für die Lech-Stahlwerke hochaktuel­l, denn US-Präsident Donald Trump will Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus dem Ausland einführen. Gestern gab es teilweise Entwarnung, denn aus Washington war zu hören, dass die EU Ausnahmere­gelungen bei den geplanten Strafzölle­n erhalten soll – zumindest vorübergeh­end. Die Verantwort­lichen bei den Stahlwerke­n verfolgen die Entwicklun­gen dennoch mit Sorge. Sollten die Strafzölle schließlic­h doch noch kommen, könnte das auch negative Auswirkung­en auf das Werk in Herbertsho­fen haben. Zeilberger erklärt: Mittelfris­tig würden sich die Warenström­e ändern und es könnte zu einem Überangebo­t an Stahl und somit zu einem Preisverfa­ll kommen. „Das könnte für uns ein Problem werden“, so Zeilberger.

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Foto: Marcus Merk Auf 70 000 Quadratmet­ern entstehen in Herbertsho­fen in direkter Nähe zum Stahlwerk ein Komplex für die Stahlvered­elung und ein Zentrallag­er.

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