Fahrlehrer: Habe nie K. o. Tropfen besessen
Der Angeklagte, der eine Fahrschülerin vergewaltigt haben soll, arbeitete jahrelang auch als Sanitäter
Landkreis Augsburg Heute könnte im Prozess gegen einen Fahrschullehrer aus dem Landkreis, der im Jahr 2005 eine Fahrschülerin betäubt und dann vergewaltigt haben soll, das Urteil fallen. Der Mann soll damals eine 18-Jährige zu sich in die Wohnung eingeladen haben, um die bestandene Fahrprüfung zu feiern. Laut Anklage bot er ihr ein Glas Wein an, in dem sich K.-o.-Tropfen befanden. Anschließend macht er sich über die widerstandsunfähige junge Frau her. Wie glaubwürdig ihre Aussagen sind, war Thema während des ersten Verhandlungstags am Amtsgericht Augsburg.
Eine Kriminalbeamtin sagte aus, dass die Frau keinen besonderen Belastungseifer an den Tag gelegt hät- te. „Was sich überprüfen ließ, hat sich bestätigt.“Es habe keine Widersprüche gegeben, die Zeugin sei authentisch. Ein Gutachter, der selbst als Narkosearzt gearbeitet hatte, sagte: Die Angaben der Frau seien mit K.-o.-Tropfen in Einklang zu bringen. Es müsse aber nicht zwangsläufig von den Tropfen ausgegangen werden. Es gebe auch andere Substanzen wie Hypnotika oder Schlafmittel, die in Frage kämen. Aber woher soll der Angeklagte die Mittel gehabt haben?
Über zehn Jahre war er nachts Rettungswagen gefahren. Hätte er damals Betäubungsmittel einstecken können? Er beteuerte: „Ich hatte niemals K.-o.-Tropfen.“Und: „Ich helfe doch nicht zwölf Jahre, um dann jemanden zu verletzen. Das passt doch nicht zusammen.“Die Frage, ob es auf der Rettungswache Möglichkeiten gegeben habe, an Medikamente zu kommen, verneinte er. Über Arzneimittel in der damaligen Wohnung des Angeklagten sagte seine Ex-Frau: Es habe nur die normalen Schmerzmittel gegeben.
Der Angeklagte sagte zu Beginn des Prozesses, dass er mit den Vorwürfen nichts zu tun habe. „Als ich das erste Mal davon gelesen habe, stellte es mir die Haare auf.“An die 3000 Fahrschüler habe er ausgebildet. Er könne sich keinen schöneren Beruf vorstellen. Er sei der friedlichste Mensch, es habe auch nie Annäherungsversuche gegeben. Das Verfahren bedrohe seine Existenz. Er sagte: „Ich weiß nicht, wie ich in diese Situation gekommen bin.“
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die mittlerweile 31-jährige Frau aus dem Landkreis Augsburg. Sie hatte ihn elf Jahre nach dem Vorfall angezeigt, um mit sich ins Reine zu kommen. Sie wolle ihrem ehemaligen Fahrlehrer nichts Böses, sagte sie vor Gericht. In verschiedenen Bildern schilderte sie ihre Erinnerungen – zum Beispiel von der Feier in einer Kneipe, der Fahrt zur Wohnung des Fahrlehrers, der Hintergrundmusik, dem Glas Wein, der schwindenden Körperkontrolle, der Vergewaltigung und wie der Mann sie wieder nach Hause gebracht habe. Von der Wohnung des Angeklagten hatte sie bei der Polizei eine Skizze erstellt. Auch die Angst, sich vor den Eltern zu erklären, war ein Thema. Und die Frage, warum sich die Frau erst viele Jahre danach gemeldet hatte. Ihre Erklärung: „Ich konnte es irgendwann nicht mehr verdrängen.“
Aussagen soll in der Verhandlung heute eine weitere Fahrschülerin, die der Mann offenbar zu sich eingeladen hatte. Die Polizei war eher zufällig auf sie gekommen, als sie bei den Ermittlungen eine Behauptung des überprüfte. Die andere Fahrschülerin soll zu Protokoll gegeben haben, dass sie der Fahrlehrer eingeladen und bekocht hätte. Als er ihr sein Wasserbett zeigen und sie küssen wollte, sei sie aufgestanden und gegangen. (mcz)