Thierhauptener rettet Schiffbrüchige
Sebastian Platz ist auf einem Kutter vor Libyen unterwegs. An drei Missionen will er dieses Jahr teilnehmen.
Thierhaupten Der Wunsch zu helfen und die Abenteuerlust brachten Sebastian Platz aus Thierhaupten vor die libysche Mittelmeerküste. Exakt 24 Seemeilen vor Libyen, und damit auf internationalen Gewässern, ist der 26-Jährige derzeit mit dem Rettungsschiff Seefuchs unterwegs. Der Kutter gehört zu der Flotte der Regensburger Hilfsorganisation SeaEye, die in Seenot geratene Flüchtlinge auf dem Meer versorgt. Gemeinsam mit zehn weiteren Ehrenamtlichen will Sebastian Platz auf hoher See schiffbrüchigen Flüchtlingen helfen. Als gelernter Industriemechaniker ist seine Hauptaufgabe an Bord, dass die Motoren laufen. Dabei ist auch sein Improvisationstalent gefragt.
Ende vergangener Woche ist die Seefuchs mit dem jungen Mann an Bord vom maltesischen Heimathafen ausgelaufen. Nach 20 Stunden Fahrt erreichte sie ihr Einsatzgebiet. In den kommenden zwei Wochen wird sie Patrouille fahren.
„Ich bin derzeit Reisender“, sagte Platz vor der Abreise nach Malta lachend. Erst vor einem halben Jahr kam er von einem zweieinhalbjährigen Auslandsaufenthalt in Australien, Neuseeland und Südostasien zurück. Kaum in Deutschland angekommen, suchte er bereits das nächste Abenteuer. „Mir war es wichtig, jetzt was Gutes zu machen.“Denn auf seinen Reisen sei ihm bewusst geworden, wie schön es auf der Welt sei. Und auch den Wert seines deutschen Reisepasses schätze er seit seinem Auslandsaufenthalt mehr. Nach der ersten Mission will Platz im Juli erneut auf dem Versorgungsschiff anheuern. Insgesamt sechs Wochen wird der Thierhauptener dieses Jahr auf See verbringen.
Seit der Flüchtlingskrise werde immer wieder beklagt, dass durch die Zuwanderer die Werte verloren gehen würden. Er sorge sich vielmehr darum, dass Europa sein Gesicht verliere, wenn es Hilfesuchende nicht aufnimmt. Beim Surfen im Internet sei er auf die Organisation Sea-Eye aufmerksam geworden. Nach ein paar E-Mails besuchte er den Vorbereitungskurs. Bei dem Treffen stand der Erfahrungsaustausch mit ehemaligen Helfern im Mittelpunkt. Aber auch die Gefahren und die Vorgehensweisen wurden dort erklärt.
Der Wellengang mache ihm nichts aus. Als Surfer und Segler sei er seeerprobt. Dass er jedoch als Laie bereits auf seiner ersten Mission ganz alleine für die Motoren zuständig sei, mache ihm schon etwas Sorgen. Zwar habe er durch seine Ausbildung bei den Stadtwerken in Augsburg bereits Erfahrungen mit großen Motoren gesammelt, aber einen Schiffsmotor musste er während seiner Lehre nicht warten.
Ob es während der zweiwöchigen Mission zum Ernstfall kommen wird, wusste er vor der Abfahrt natürlich noch nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, denn im Frühjahr machen sich wieder vermehrt Flüchtlinge aus den Krisengebieten über die Mittelmeerroute auf den Weg nach Europa. Wenn die Seefuchs auf ihrer Patrouille ein Flüchtlingsboot entdeckt, werden die Flüchtlinge von den Crewmitgliedern mit Schwimmwesten ausgestattet und ärztlich versorgt. Mit sogenannten Rettungsinseln wird zusätzlich das meist instabile Flüchtlingsboot befestigt. Der Transport zum Festland werde jedoch nicht von der Seefuchs, sondern von vorbeifahrenden Booten übernommen, erklärte Platz den Ablauf eines Einsatzes.