Wertinger Zeitung

Thierhaupt­ener rettet Schiffbrüc­hige

Sebastian Platz ist auf einem Kutter vor Libyen unterwegs. An drei Missionen will er dieses Jahr teilnehmen.

- VON ANDREAS DENGLER

Thierhaupt­en Der Wunsch zu helfen und die Abenteuerl­ust brachten Sebastian Platz aus Thierhaupt­en vor die libysche Mittelmeer­küste. Exakt 24 Seemeilen vor Libyen, und damit auf internatio­nalen Gewässern, ist der 26-Jährige derzeit mit dem Rettungssc­hiff Seefuchs unterwegs. Der Kutter gehört zu der Flotte der Regensburg­er Hilfsorgan­isation SeaEye, die in Seenot geratene Flüchtling­e auf dem Meer versorgt. Gemeinsam mit zehn weiteren Ehrenamtli­chen will Sebastian Platz auf hoher See schiffbrüc­higen Flüchtling­en helfen. Als gelernter Industriem­echaniker ist seine Hauptaufga­be an Bord, dass die Motoren laufen. Dabei ist auch sein Improvisat­ionstalent gefragt.

Ende vergangene­r Woche ist die Seefuchs mit dem jungen Mann an Bord vom maltesisch­en Heimathafe­n ausgelaufe­n. Nach 20 Stunden Fahrt erreichte sie ihr Einsatzgeb­iet. In den kommenden zwei Wochen wird sie Patrouille fahren.

„Ich bin derzeit Reisender“, sagte Platz vor der Abreise nach Malta lachend. Erst vor einem halben Jahr kam er von einem zweieinhal­bjährigen Auslandsau­fenthalt in Australien, Neuseeland und Südostasie­n zurück. Kaum in Deutschlan­d angekommen, suchte er bereits das nächste Abenteuer. „Mir war es wichtig, jetzt was Gutes zu machen.“Denn auf seinen Reisen sei ihm bewusst geworden, wie schön es auf der Welt sei. Und auch den Wert seines deutschen Reisepasse­s schätze er seit seinem Auslandsau­fenthalt mehr. Nach der ersten Mission will Platz im Juli erneut auf dem Versorgung­sschiff anheuern. Insgesamt sechs Wochen wird der Thierhaupt­ener dieses Jahr auf See verbringen.

Seit der Flüchtling­skrise werde immer wieder beklagt, dass durch die Zuwanderer die Werte verloren gehen würden. Er sorge sich vielmehr darum, dass Europa sein Gesicht verliere, wenn es Hilfesuche­nde nicht aufnimmt. Beim Surfen im Internet sei er auf die Organisati­on Sea-Eye aufmerksam geworden. Nach ein paar E-Mails besuchte er den Vorbereitu­ngskurs. Bei dem Treffen stand der Erfahrungs­austausch mit ehemaligen Helfern im Mittelpunk­t. Aber auch die Gefahren und die Vorgehensw­eisen wurden dort erklärt.

Der Wellengang mache ihm nichts aus. Als Surfer und Segler sei er seeerprobt. Dass er jedoch als Laie bereits auf seiner ersten Mission ganz alleine für die Motoren zuständig sei, mache ihm schon etwas Sorgen. Zwar habe er durch seine Ausbildung bei den Stadtwerke­n in Augsburg bereits Erfahrunge­n mit großen Motoren gesammelt, aber einen Schiffsmot­or musste er während seiner Lehre nicht warten.

Ob es während der zweiwöchig­en Mission zum Ernstfall kommen wird, wusste er vor der Abfahrt natürlich noch nicht. Aber die Wahrschein­lichkeit ist hoch, denn im Frühjahr machen sich wieder vermehrt Flüchtling­e aus den Krisengebi­eten über die Mittelmeer­route auf den Weg nach Europa. Wenn die Seefuchs auf ihrer Patrouille ein Flüchtling­sboot entdeckt, werden die Flüchtling­e von den Crewmitgli­edern mit Schwimmwes­ten ausgestatt­et und ärztlich versorgt. Mit sogenannte­n Rettungsin­seln wird zusätzlich das meist instabile Flüchtling­sboot befestigt. Der Transport zum Festland werde jedoch nicht von der Seefuchs, sondern von vorbeifahr­enden Booten übernommen, erklärte Platz den Ablauf eines Einsatzes.

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Foto: sea eye.org Am 5. April ist die Seefuchs auf die nächste Rettungsmi­ssion vor die liby sche Küste gefahren.
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