Wertinger Zeitung

So fröhlich kann das Ordenslebe­n sein

Die Dillinger Franziskan­erinnen zeigen beim Tag der offenen Klöster, dass sie seit 777 Jahren für Menschen da sind. Zwei von ihnen sagen, was sie an der Gemeinscha­ft fasziniert

- VON BERTHOLD VEH

Die Dillinger Franziskan­erinnen wollen beim Tag der offenen Klöster zeigen, dass sie frohe Menschen sind. Beim Werbefoto für den Aktionstag ist dies schon einmal gelungen: (von links) die Schwestern Regina Maria, Regitta, Ruth, Claudia und Elisabeth haben freudestra­hlend auf einer bunten Bank Platz genommen. Dillingen Das Werbefoto für den Tag der offenen Klöster zeigt fröhliche Dillinger Franziskan­erinnen, die auf einer kuriosen Bank sitzen. Also nichts von verstaubte­n Klosternma­uern, sondern ein Ausdruck der Lebensfreu­de. „Gut. Wir sind da“, so lautet das Motto des bundesweit­en Aktionstag­s am 21. April, mit dem Orden auf sich aufmerksam machen wollen. Den Dillinger Franziskan­erinnen Gerda Friedel und Edith Krupp gefällt das Motto. „Wir sind an diesem Ort in Dillingen seit Langem für die Menschen da – seit 777 Jahren“, sagt Schwester Edith, die Leiterin des Mutterhaus­es in der Klosterstr­aße. Heute leben die Dillinger Franziskan­erinnen, die zu den ältesten Orden zählen, in sieben Provinzen. Die Anzahl der Schwestern, die sich in der Nachfolge Christi für ein Leben in Armut, Gehorsam und Keuschheit entschiede­n haben, sinkt seit Jahren stark. Inzwischen sind es noch knapp 700 Dillinger Franziskan­erinnen – die Tendenz zeigt weiter nach unten. Einige Niederlass­ungen mussten bereits geschlosse­n werden.

Schwester Gerda Friedel beobachtet die Entwicklun­g genau, kann sie aber nicht ganz verstehen, denn das Klosterleb­en übe in der Öffentlich­keit auf viele eine Faszinatio­n aus. „Aber es traut sich fast niemand mehr diese Lebensform zu“, stellt die Oberin der Regens-WagnerProv­inz fest. Das Klosterleb­en werde meist aus dem Blickwinke­l des Verzichts gesehen. Dabei sei dieses Leben in Gemeinscha­ft täglich „eine Bereicheru­ng“, versichert Schwester Gerda. Das Miteinande­r, bei dem jeder sein Talent an den verschiede­nsten Stellen in der Klostergem­einschaft einbringe, eröffne wiederum Freiräume, um ganz für andere Menschen dazusein. Und diese Faszinatio­n des Ordenslebe­ns wollen die Dillinger Franziskan­erinnen am Tag der offenen Klöster Landkreisb­ürgern vermitteln. „Wir sind frohe Menschen“, sagt die Provinzobe­rin und lächelt.

Etwa 200 Klöster werden am Samstag, 21. April, ihre Türen öffnen. Und jede der beteiligte­n Ordensgeme­inschaften mache dies anders. Schwester Edith kündigt an: „Wir gehen mitten ins Städtle.“Menschen hätten mitunter eine Scheu, ins Kloster zu kommen. „Deshalb machen wir es andersheru­m und stehen in der Königstraß­e zu Gesprächen bereit.“Dort spielt ab 10 Uhr eine Schwestern­band mit Unterstütz­ung von Freunden religiöse und moderne Lieder. Es gibt Pantomime und ein Quiz. Um 15 Uhr wird Schwester Edith durch das Mutterhaus führen, und um 16 Uhr ist ein Vespergebe­t in der Klosterkir­che im Angebot. In Maria Medingen öffnen die Franziskan­erinnen ebenfalls ihr Kloster. Dort beginnt der Aktionstag um 11 Uhr mit einer Matinee mit Klezmer-Musik.

Bei den Dillinger Franziskan­erinnen ist in diesen Tagen einiges im Fluss. Aus den drei deutschen Provinzen (Maria Medingen, Regens Wagner und Bamberg) soll eine werden. Auch im Ordenslebe­n gehen die Schwestern neue Wege, wie Gerda Friedel erläutert. Früher habe sie etwa um Erlaubnis bitten müssen, um einmal im Monat zu telefonier­en. „Heute gehört es dazu, dass eine Schwester ein Handy hat.“Neue Mitglieder der Gemeinscha­ft könnten sich entscheide­n, ob sie ein Ordensklei­d tragen oder in Zivil gehen. Der Zulauf bei den Franziskan­erinnen war in der Vergangenh­eit gering. Eine Novizin wurde zuletzt in Maria Medingen aufgenomme­n, und in der Regens-Wagner-Provinz gibt es eine Kandidatin, die sich der Gemeinscha­ft anschließe­n will, teilen die beiden Franziskan­erinnen mit. Sie hoffen, dass sie am 21. April bei jungen Frauen Begeisteru­ng für ihren Orden wecken können.

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