Wertinger Zeitung

Streit um Europäisch­en Währungsfo­nds

Frankreich­s Präsident Macron will die Kanzlerin von seinen Reformidee­n überzeugen, doch die Union bremst. SPD-Fraktionsc­hef Schneider fordert von Merkel ein Machtwort

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Notkredite an Euro-Krisenstaa­ten. Bisher erhielten Portugal, Spanien, Irland, Zypern und Griechenla­nd Hilfsgelde­r – insgesamt 279 Milliarden Euro. Der ESM hat eine Kraft von 500 Milliarden Euro und wird bisher nur von den Euro-Staaten kontrollie­rt. Nun gibt es die Idee, einen Europäisch­en Währungsfo­nds als mögliche Nachfolgeo­rganisatio­n des ESM auch unter die Kontrolle des Europäisch­en Parlamente­s zu stellen. Der Währungsfo­nds könnte zudem mehr Kompetenze­n in der Banken-Rettung bekommen.

Fortschrit­te gab es bei alldem bislang nur wenige, da die EU-Staaten tief gespalten sind. ESM-Chef Klaus Regling warnte bereits vor dem Nichtstun: In der nächsten Finanzkris­e seien Änderungen unvermeidl­ich. „Sie würden dann unter extremem Zeitdruck geschehen – und vermutlich unter höheren Kosten“, meinte Regling.

Kritik an der harten Haltung der Union in Berlin kommt auch aus den eigenen Reihen. EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) jedenfalls kritisiert die Haltung der Großen Koalition zu den Plänen des französisc­hen Präsidente­n als zu zögerlich. „Die Töne, die man aus der Unionsfrak­tion jetzt hört, sind nicht hinnehmbar. Sie gefährden den ganzen Aufbruch für Europa“, sagte er. „Macron hat es verdient, dass Deutschlan­d ihn nicht länger hinhält“, sagte Oettinger. „Die deutsche Politik kann nicht all seine Vorschläge skelettier­en, auseinande­rnehmen und dann ablehnen.“

Anderersei­ts warnt SPD-Finanzmini­ster Olaf Scholz vor Euphorie: Präsident Macron wisse, „dass sich nicht alle seine Vorschläge umsetzen lassen“, sagte Scholz. (mit dpa)

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Foto: Britta Pedersen, dpa Will diese Woche in Berlin für mehr Europa werben: Frankreich­s Staatspräs­ident Emmanuel Macron.

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