Das Image der Spitalstiftung hat sich gewandelt
Vor einigen Jahren steckte die Gundelfinger Stiftung noch tief in der Krise. Mit dem Jubiläumsjahr will Leiter Markus Moll die schweren Zeiten endgültig hinter sich lassen
Herr Moll, das Jubiläumsjahr zu 600 Jahren Gundelfinger Spitalstiftung ist in vollem Gange. Sie haben momentan bestimmt viel um die Ohren, oder?
Markus Moll: Das stimmt. Neben dem Tagesgeschäft ist die Organisation des Jubiläums derzeit tagesfüllend. Dazu sind die Veranstaltungen ein großes Lernfeld für uns.
Inwiefern?
Moll: Mit dem Jubiläum rückt diese Einrichtung in das Zentrum der Gesellschaft. Wir merken, dass wir in der Region komplett anders wahrgenommen werden als noch zuletzt.
Woran machen Sie das fest?
Moll: Ich bekomme ganz viel Rückmeldung von außen. Die Veranstaltungen waren sehr gut besucht, da war ich teilweise platt. Seitens der Bürger und Vereine ist eine große Bereitschaft da, am Jubiläum mitzuwirken. Besonders ist, dass wir wieder Spenden bekommen, auch höhere Beträge. Vor einigen Jahren hat uns niemand auch nur fünf Euro anvertraut. Unser Image hat sich gewandelt.
Die Gundelfinger Spitalstiftung hat ja durchaus schwere Zeiten hinter sich.
Moll: Das war eine existenzielle Krise, wir standen kurz vor dem Abgrund. Als ich 2005 hier angefangen habe, war die Einrichtung wie ein Getto. Da ist niemand freiwillig rein. Obwohl das Spital so zentral liegt, hat es nicht zu Gundelfingen dazugehört.
Wie kam es dazu?
Moll: Die leitenden Organe der Einrichtung haben die Einrichtung bewusst niedrigpreisig gehalten. Damit konnten wir nicht wirtschaftlich arbeiten und investieren. Das hat bedingt, dass man auch konzeptionell stehen geblieben ist. Wir haben uns nur noch mit den Problemen be- und nicht mehr damit, wie wir die Einrichtung weiterentwickeln können. Außerdem war die Buchhaltung desaströs. Wir hatten über Jahre keinen Abschluss.
Was haben Sie geändert, als Sie 2009 Spitalleiter wurden? Moll: Zentral war die Spezialisierung auf den Bereich Demenz. Wir haben die Heimpreise auf Marktniveau angehoben und uns von den Management-Firmen getrennt, die für viel Geld beraten haben. Wir wollen Entscheidungen selbst treffen und dafür einstehen. Das Spital soll durch ein Team getragen werden.
War das einmal anders?
Moll: Früher war es oft eine OneMan-Show des Leiters. Das wollen wir nicht mehr. In unserem Führungsteam ist jeder Bereich vertreten: Pflege, soziale Betreuung, Hauswirtschaft, Technik, Küche, Rechnungswesen und Verwaltung. Wir entscheiden fast alles gemeinschäftigt sam. Das Ziel war, dass wir wieder stolz darauf sind, hier zu arbeiten.
Und, sind Sie und Ihre Mitarbeiter das mittlerweile? Moll: Auf jeden Fall. Es war ein Kraftakt, ein Haus, das sich über Jahrzehnte falsch entwickelt hat, auf den richtigen Weg zu bringen. Ich bin stolz, dass es uns gelungen ist, im Team aus der Krise zu kommen.
Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrund das Jubiläumsjahr? Moll: Es ist schön, dass wir damit die schweren Zeiten ein Stück weit hinter uns lassen können. Ich sehe das Jubiläumsjahr als so etwas wie die feierliche Überwindung der Krise.
Mittlerweile steht die Stiftung finanziell gut da. Moll: Wir haben gleich nebenan eine Immobilie gekauft, aus der eine Tagespflegeeinrichtung werden soll. In den nächsten zwei, drei Jahren wollen wir das Haus von Grund auf sanieren. Das Schöne ist: Wir haben wieder den finanziellen Spielraum dafür. Nach wie vor gibt es jedoch einen Investitionsrückstau.
Was kosten eigentlich die zahlreichen Jubiläums-Veranstaltungen? Moll: Die reinen Kosten haben wir mit etwa 45 000 im Wirtschaftsplan einkalkuliert. Dafür kommt hauptsächlich die Stiftung auf, zusätzlich gibt es eine Unterstützung der Stadt. Und die Veranstaltungen bringen ja auch Einnahmen.
Für den Tag der offenen Tür am 22. April haben Sie die bekannte Schauspielerin Marianne Sägebrecht gewonnen. Wie kam es dazu? Moll: Das war Zufall. Unser Seelsorger ist auf ihr Programm „Sterbelieder fürs Leben“aufmerksam geworden. Ganz naiv habe ich eine E-Mail an ihr Management geschrieben. Ich dachte, eine solche Größe kommt eh nie. Innerhalb von wenigen Tagen hatte ich die Zusage.
Ursprünglich sollte rechtzeitig zu den Feierlichkeiten die Spitalkirche fertig sein. Wie ist der momentane Stand? Moll: Es war schon etwas traurig, dass die Kirche bei den ersten Veranstaltungen noch nicht fertig war. Die kalte Witterung und die vollen Auftragsbücher der Handwerker haben die Arbeiten verzögert. Jetzt fehlen hauptsächlich noch Malerarbeiten. Im Mai soll das Gerüst endgültig wegkommen. Das ist sehr wichtig für uns. Die Kirche ist die Repräsentantin der Stiftung.
Interview: Andreas Schopf
Die nächsten Veranstaltungen fin den wie folgt statt: am Samstag, 21. April, 19 Uhr, Konzert „Klassik“in der Spi talkirche; am Sonntag, 22. April, ab 14 Uhr, Tag der offenen Tür im Haus der Se nioren und anschließend ab 19 Uhr „Sterbelieder fürs Leben“mit Marianne Sägebrecht.