Wertinger Zeitung

Wenn der Watzmann ruft, ist er da

Klaus Eberhartin­ger, Sänger der Ersten Allgemeine­n Verunsiche­rung, verführt in der Neuinszeni­erung des Alpen-Rock-Musicals – in einer überrasche­nden Rolle

-

Was hat der Mann nicht schon alles gemacht. Die Älteren unter uns werden sich beispielsw­eise noch an Lieder wie „Ba-Ba-Banküberfa­ll“oder den „Märchenpri­nzen“erinnern. Klaus Eberhartin­ger begeistert­e in den 80er Jahren auch in Deutschlan­d vor allem als Frontsänge­r der österreich­ischen Band Erste Allgemeine Verunsiche­rung (EAV). Später moderierte er auch diverse Tanz- und Rateshows, schrieb Österreich­s Song zur Fußball-Europameis­terschaft 2016 und wurde mit vielen Preisen geehrt.

Und jetzt verwandelt sich Eberharter in der Neuauflage des Kultstücks „Der Watzmann ruft“aus dem Jahr 1972 zum dritten Mal in die legendäre Gailtaleri­n. Diese Rolle muss man nun genauer erklären. Der Sänger hat sie schon in einer früheren Auflage gespielt. Die Gailtaleri­n ist eine der Hauptrolle­n in dem populären Alpen-Rock-Musical, das vom 17. bis 29. April im Deutschen Theater in München aufgeführt wird. Eberhartin­ger ist in dem Stück sozusagen für den Sex zuständig und tönt in der Bild augenzwink­ernd: „Ich bin eine hochalpine Schlampe.“

Für alle, die nicht wissen, worum es in dem skurrilen Drama geht, kurz der Inhalt: Die Geschichte spielt am Watzmann. Der Schicksals­berg ruft die Buben aus einem fiktiven Dorf, damit sie ihren Mädchen vom Gipfel ein Edelweiß als Zeichen ihrer Liebe mitbringen. Der ein oder andere ist dabei schon zu Tode gestürzt. Nun will der Sohn des Bauern auch dem Ruf folgen. Denn die Gailtaleri­n lockt mit ihren weiblichen Reizen als Belohnung für den gelungenen Aufstieg. Und dann kommt es am Ende halt, wie es kommen muss. Ernst nehmen muss man „Der Watzmann ruft“inhaltlich nicht. Eberhartin­ger zufolge ist das Stück schlicht eine riesige Gaudi und aus einer Schnapside­e heraus entstanden. „Wenn man da nach dem Sinn suchen möchte, verhält sich das wie mit der Suche nach Wasser in der Sahara“, sagt der Sänger. Für den in Braunau am Inn gebürtigen Eberhartin­ger ist das Engagement auch nur eine Episode am Rande seiner Karriere. „Die EAV ist und bleibt das Hauptgesch­äft“, betont er. Die Rolle als Gailtaleri­n sei für ihn eher ein Spaß.

Eine Frau zu spielen ist für den kleinen Blonden übrigens kein Problem. „Das kann jeder“, behauptete er jüngst in einem Interview. Er selbst habe eine starke weibliche Seite. Sobald er das Gewand, also das Dirndl, anziehe und die Zöpfe aufsetze, sei er schon in der Rolle drin. Lediglich für eine Striptease­Szene habe er ausführlic­her geprobt.

Ob das in Wien geschah oder in Afrika, das bleibt dahin gestellt. Jedenfalls verbringt Eberhartin­ger, der nicht verheirate­t ist, aber einen Sohn hat, seit Mitte der 90er Jahre meist die Hälfte des Jahres in seinem Haus in Kenia. Er sei so oft es geht dort, denn das sei der Ort, an dem er nicht nur die Langsamkei­t des Seins erlebe, und nicht nur eine Uhr, sondern auch Zeit habe. In den nächsten Wochen wird das wohl nicht der Fall sein. Denn: Der Watzmann ruft. Josef Karg

 ?? Foto: imago ??
Foto: imago

Newspapers in German

Newspapers from Germany