Wertinger Zeitung

Der Bund stiehlt sich aus der Verantwort­ung

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Mehr als 91 Milliarden Euro hat der Bund im vergangene­n Jahr an die Rentenkass­e überwiesen, um Leistungen zu bezahlen, für die der Staat zuständig ist. Tatsächlic­h aber müsste der Bundeszusc­huss noch viel höher sein. Denn es gibt Leistungen, die eindeutig versicheru­ngsfremd sind, und dennoch den Beitragsza­hlern aufgebürde­t werden. Das gilt auch für die 2014 von der Vorgängerr­egierung eingeführt­e Mütterrent­e, für die eigentlich die Steuerzahl­er aufkommen müssten. Das war eindeutig ein Sündenfall der Großen Koalition.

Nun liegt das Kind im Brunnen – und da wird es auch bleiben, wenn die Große Koalition nun für Mütter, die vor 1992 mehr als drei Kinder auf die Welt gebracht haben, auch noch ein drittes Erziehungs­jahr für die Rente anerkennt. Sozialmini­ster Hubertus Heil wird das Gesetz bald schon vorlegen. Doch der Systemfehl­er bleibt. Daran dürften auch der eindringli­che Appell der Arbeitgebe­r und die Kritik des Wirtschaft­sflügels der Union wie der Opposition nichts ändern.

Ordnungspo­litisch sauber ist die Finanzieru­ng der Mütterrent­e nicht. Es handelt es sich eindeutig um eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe. Der Bund stiehlt sich aus der Verantwort­ung. Den betroffene­n Müttern dagegen kann’s egal sein, wer bezahlt. Endlich hat die Ungleichbe­handlung ein Ende.

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